Die Temperaturen schicken sich an, einen Rekord nach dem anderen zu reißen: Spitzenwerte von bis zu 38 Grad Celsius waren für Unterfranken in dieser Woche vorhergesagt worden. Mit der Hitze geht aber auch die Trockenheit einher, die nicht nur den heimischen Rasen braun werden lässt, auch Wiesen und Felder werden zunehmend trocken. Ein Problem, mit dem unter anderem die Eisenbahn zu kämpfen hat, vor allem die historischen Dampfbahnen, die an Wochenenden Touristinnen und Touristen durch die Lande befördern.
Erst am vergangenen Sonntag kam es laut dem Nachrichtenportal nordbayern.de bei der Dampfbahn Fränkische Schweiz im Wiesenttal unweit von Forchheim zu "drei minimalen Bränden im Gleisbett", die durch die Dampfbahn verursacht worden sein sollen. Die Weiterfahrt sei daraufhin untersagt worden und die Dampflok musste von einer Diesellok abgeschleppt werden. Aber wie sieht das aktuell in der Rhön aus? Wann darf das Rhön-Zügle, das zwischen Fladungen und Mellrichstadt verkehrt, fahren und wann muss die Dampflok pausieren?
Lothar Huber, Vorsitzender des Rhön-Zügle-Vereins, erklärt dieser Redaktion, dass sich der Verein nach den Indizes des Deutschen Wetterdienstes (DWD) richten würde, genauer gesagt dem Waldbrandgefahrenindex und dem Graslandfeuerindex. Wenn eine gewisse Schwelle überschritten werde, "fahren wir nicht mit Dampf", so Huber. Das sei bei der höchsten Indexstufe 5 der Fall. Wenn die Skala die Stufe 4 anzeigen würde, lege der Infrastrukturmanager, also der Verantwortliche für die Strecke, gemeinsam mit der Feuerwehr fest, ob mit Dampf gefahren werden könne. Ob die Dampflok fahren darf, werde generell kurz vor der Fahrt von diesem Betriebsleiter entschieden, erklärt Huber. Der würde auch kritische Stellen an der Trasse kennen.
Rhön-Zügle-Chef: "Wir haben zusätzliche Maßnahmen ergriffen"
"Wir haben zusätzliche Maßnahmen ergriffen", sagt Huber. Dazu würde gehören, dass ein Beobachter am Ende des Zuges die Strecke im Auge behalten würde, ob dort etwas zu erkennen sei. "Sollte das der Fall sein, gehen wir sofort gegen den Brand vor." Aber auch technische Hilfsmittel kommen zum Einsatz. "Die Loks haben Funkenfänger", erklärt Huber. Vor allem bei Trockenheit werde darauf geachtet, dass diese dicht seien. Das Gleiche zähle für die Aschkästen.
Wenn dort größere Partikel – also Reste, die durch den Rost durchfallen – herausfallen würden, könnte das laut Huber dazu führen, dass zwischen den Schienen ein Feuer entstehe. Um das zu verhindern, habe das Rhön-Zügle Wasserspritzanlagen, die für eine Befeuchtung sorgen. Die Asch- und Rauchkammer würden ausreichend genässt werden. Zudem wird die Fahrweise der Lok angepasst. Laut Huber werde verhalten gefahren, um das Risiko von Funkendessstoß aus dem Kamin zu minimieren.
Bei mehreren Tagen oder Wochen ohne Regen liege trockenes Gras und Stroh rechts und links neben der Strecke, die die Bahn zum Großteil über Felder und Wiesen führt. "Die Problematik ist schon immer vorhanden", so Huber. In den letzten Jahren habe sich diese aber durch die langen Trockenphasen verstärkt, erklärt er.
Fährt das Rhön-Zügle mit Dampf oder Diesel am Sonntag?
Wegen zu hoher Feuergefahr sind im Juni schon zwei Fahrtage, an denen eigentlich die Dampflok zum Einsatz kommen sollte, mit einer Diesellok bewältigt worden. Grund: "Die Feuergefahr war aus unserer Sicht zu groß." Die Entscheidung kann hier auch sehr kurzfristig fallen, wie Huber weiter erklärt. Beispielsweise, wenn bei der ersten Fahrt deutlich wird, dass es nicht ratsam sei, weiter mit Dampf zu fahren. "Das wird operativ entschieden."
Ob am kommenden Sonntag, 16. Juli, der Dampfzug fahren kann, ist momentan noch offen. "Wenn bis zum Wochenende kein nennenswerter Regen fallen sollte, werden wir wohl mit Diesel fahren müssen", sagt Huber. Die Dampflok stehe "natürlich unter Generalverdacht", so Huber, der aber auch darauf verweist, dass ein Böschungsbrand von einer achtlos weggeworfenen Zigarette ausgelöst werden könne.
Weitere Informationen zum Rhön-Zügle wie den Fahrplan finden Sie unter freilandmuseum-fladungen.de.