
Es wäre eine Bereicherung für Stockheim, die weit über die Region hinausstrahlen könnte: Ein Café in einem ehemaligen Eisenbahnwaggon auf dem einstigen Bahnhof des Dorfes. Mit dieser Idee trägt sich Joseph Stengel, Mieter des angrenzenden Bahnhofsgebäudes. Die Gemeinderäte von Stockheim machten sich bei ihrer Sitzung nun vor Ort ein Bild von dem Vorhaben.
Die Pläne von Stengel umfassen den Bau eines Backhauses, samt Verkaufsstelle und Sitzplätzen sowie als Hauptattraktion voraussichtlich einen historischen Waggon, den er zum Café umbauen will. Für die Sommersaison sind außerdem eine Sitzfläche im Außenbereich vorgesehen sowie eine Kleinkunstbühne und ein Bereich, der unter Umständen als Markt genutzt werden kann.
Der Waggon – eventuell auch zwei - soll auf einem etwa 100 Meter langen Abstellgleis neben dem ehemaligen Bahnhof seinen Platz finden. Dem Initiator schwebt ein Personenwaggon wie am Rhön-Zügle vor. Stengel hat auch schon mit dem Verein Kontakt aufgenommen, der die Museumsbahn betreibt. Er erhoffe sich, dass der Verein unter Umständen selbst einen Anhänger zur Verfügung stellen oder Hilfestellung bei der Suche leisten kann, berichtet der Initiator gegenüber dieser Zeitung.
Keine Bedenken aus sicherheitstechnischen Gründen
Auch mit der Bahnaufsicht sei er im Gespräch. Danach gebe es wohl von dieser Seite her aus sicherheitstechnischen Gründen keine Bedenken gegen das Vorhaben.
Die Gesamtidee rührt von einem besonderen Hobby Stengels her. Der Musiker und Mitglied einer mittelalterlichen Folkloregruppe ist auch leidenschaftlicher Brotbäcker. Im Römermuseum Osterburken ist er demnach nicht nur Führer, sondern backt dort nach mittelalterlichen Rezepten regelmäßig Brot. Daher will er neben den Gleisen ein Backhaus aufstellen, in dem er Brot und Gebäck selbst herstellen kann.
Da Parkplätze und sanitäre Einrichtungen vorhanden sind und die Frage der Anschlüsse lösbar sei, sieht Bürgermeister Martin Link keine Gründe, die gegen das Vorhaben sprechen. Im Gegenteil, er ist begeistert von Stengels Plänen, "das wäre eine Attraktion für Stockheim wie für das gesamte Streutal". Durch das angrenzende Freizeitgelände ergebe sich ein stimmiges Gesamtbild.
Der Antragsteller musste einen Kompromiss eingehen
Der Rathauschef erinnert daran, dass die Gemeinde einst das Nebengleis schon mit dem Hintergedanken erworben habe, Abstellmöglichkeiten für Waggons zu haben, die zu unterschiedlichen Zwecken - wie Kleinkunstveranstaltungen - verwendet werden können. Bisher waren die Schienen aber ungenutzt geblieben, "sind aber noch voll einsatzbereit".
Lediglich bei der Errichtung des Backhauses musste der Antragsteller einen Kompromiss eingehen. Er hatte ursprünglich vorgesehen, ein festes Gebäude zu errichten, was jedoch problematisch sei, wie der Bürgermeister feststellte, weil es auf Gemeindegrund stehen würde. Daher verständigten sich Gemeinde und Stengel auf eine mobile Lösung, etwa in Form eines Tiny-Houses.
Nachdem das Gremium einstimmig die Voranfrage befürwortete, muss nun das obligatorische Genehmigungsverfahren aufgenommen werden. Und noch eins hat Stengel vor: Bei der Handwerkskammer will er seinen Meistertitel als Brotbäcker machen, denn den braucht er ebenfalls, um ein Geschäft betreiben zu können.
Im Anschluss an die Besichtigung gab der Bürgermeister noch aus der vorhergehenden nicht öffentlichen Sitzung bekannt, dass die planerischen Leistungen zur Erweiterung des Neubaugebiets "Am Grasberg II" an die "Planungsschmiede Braun" aus Würzburg vergeben worden sind.