Spaß im kühlen Nass, Pommes rot-weiß und Wasserpfeifen - geht das zusammen in einem Familienschwimmbad wie dem Bad Neustädter Triamare? Diese Frage sorgte in der letzten Freibad-Saison für viel Rauch in Form von kontroversen Diskussionen. Mit dem Herbst und der damit verbundenen Schließung der Strandlounge verglühte das Streitthema wie die Kohle einer zu Ende gerauchten Wasserpfeife. Doch nun steht die Freibadsaion 2022 bevor und es rückt die Frage wieder in den Fokus, ob im Triamare-Freibad auch in diesem Sommer Shishas auf der Karte stehen werden.
Etwas anbieten für junge Erwachsene, die sonst nicht zu den regelmäßigen Schwimmerinnen und Schwimmern im Triamare zählen, denn die Lounge - gemütlich gestaltet mit Sand und Liegestühlen - ist auch ohne Schwimmbad-Ticket zugänglich. Und ein weiteres wirtschaftliches Standbein schaffen zu den nicht unbedingt üppigen Einnahmen aus dem klassischen Schwimmbadkiosk für die Pächter Petra und Paul Engelage. Das waren die Gedanken hinter der Strandbar, die Triamare-Betriebsleiter Joachim Stöhr, Stadtwerke-Chef Ulrich Leber, das Pächterpaar Engelage, Triamare-Teamleiterin Susanne Hölderle und Bürgermeister Michael Werner im Juni 2021 vorstellten.
Ergänzung für die Jugend oder verantwortungslos?
"Die Lounge ist eine Ergänzung für die Jugend, die zuletzt gefehlt hat. Es ist wichtig, dass sich die Menschen mit ihrer Stadt und den jeweiligen Angeboten identifizieren", sagte Werner im Juni 2021 dazu. Die Shishas würden ausschließlich auf ausgewiesenen Plätzen an Personen ab 18 Jahren ausgegeben, erklärte Pächter Paul Engelage bei der Eröffnung.
Doch nicht überall sorgte die Tatsache, dass die Engelages mit Erlaubnis der Stadt direkt neben dem Kinderplanschbecken eine Shisha-Lounge eröffneten, für Freude. Der Lungenfacharzt Dr. Guido Rose kritisierte das Angebot in einem Brief an Bürgermeister Michael Werner, Stadtwerke-Chef Ulrich Leber und Triamare -Betriebsleiter Joachim Stöhr scharf.
Er sei von Berufswegen täglich mit den hässlichen Folgen des Rauchens konfrontiert und sprachlos darüber, dass nun quasi direkt unter den Augen von Kindern und Jugendlichen dem Shisha-Rauchen gefrönt werden könne. Auch von Badegästen sei das Angebot kritisiert worden, berichtete Bürgermeister Michael Werner. Kritische Leserbriefe, unter anderem von Bernhard Roth, dem ehemaligen Leiter der Caritas-Erziehungsberatung, erreichten die Redaktion. Johannes Benkert, Stadtrat und Referent für Sport, Sportstätten und das Triamare bezeichnete das Shisha-Angebot als "hart an der Verantwortungslosigkeit".
Pächter wurde nicht von Badegästen direkt kritisiert
Paul Engelage verteidigte seine Shisha-Lounge damit, dass sie vom Planschbecken aus kaum einsehbar sei und Zigaretten-Rauchen auf der Liegewiese sowie Alkohol trinken schließlich auch erlaubt seien. "Zu mir direkt sind keine Badegäste mit Kritik an dem Shisha-Angebot gekommen", erinnert sich der Pächter kurz vor dem Beginn der zweiten Lounge-Saison im Triamare auf Nachfrage. Vielmehr sei alles ausschließlich öffentlich ausgetragen worden, klagt er.
Die ersten Reaktionen in den sozialen Medien auf dieses Angebot für junge Leute, die sonst nicht ins Triamare kommen, seien sehr positiv ausgefallen, sagte Bürgermeister Michael Werner, als die Kritik aufkam. Man nehme diese dennoch sehr ernst. In Absprache mit der Stadt und nach kontroversen Diskussionen im Stadtrat gab es die Wasserpfeifen fortan an allen Wochentagen erst ab 17 Uhr.
"Die Lounge hat gut funktioniert, es sind viele vor allem junge Gäste von außerhalb des Schwimmbads gekommen. Von ihnen haben wir viel Lob für unser Angebot erhalten", bilanziert Engelage erfreut die vergangene Freibad-Periode. Auch die Wasserpfeifen seien gut angenommen worden. Die Strandbar habe sich als sehr wichtiges zusätzliches wirtschaftliches Standbein erwiesen, gerade weil das Wetter in der Saison 2021 nicht immer gut mitgespielt habe. "Ohne die Bar wäre die Saison ein Desaster gewesen. Um es in meinen Worten auszudrücken: Die Lounge hat uns den Arsch gerettet", sagt Paul Engelage unverblümt.
Wie es weitergeht mit den Shishas im Triamare
Das Angebot der Strandbar soll in diesem Jahr noch um den ein oder anderen Burger oder Cocktail erweitert werden, sonst aber alles beim Alten bleiben. Auch Shishas werden laut Pächter Paul Engelage wieder auf der Karte der Lounge stehen. "Wir sind angewiesen auf Zustimmung oder Nicht-Zustimmung und sahen keine Veranlassung, da etwas zu verändern", bestätigt Triamare-Betriebsleiter Joachim Stöhr.
Zur Eröffnung am Freitag, 13. Mai, findet laut Paul Engelage ein mexikanisches Wochenende mit landestypischer Musik und mexikanischen Spezialitäten statt. Für den Vatertag, 26. Mai, ist eine Mallorca-Ballermann-Party geplant. Wie blickt Pächter Paul Engelage dem neuen Lounge-Sommer entgegen? "Die Situation mit der öffentlichen Kritik in der letzten Saison war eine ziemliche Belastung für uns", gibt er zu und fügt an: "Mit der Einschränkung der Shisha-Zeiten hat sich das Ganze dann beruhigt. Ich hoffe, dass es jetzt nicht wieder von vorne los geht".
Ich bin wahrlich kein Freund des Rauchens und des Saufens aber hier haben einige ein Bauernopfer gesucht weil die Wege zum Gesetzgeber zu weit erscheinen.
Selbst an Sportheimen hängen Zigarettenautomaten und das Saufen wird nach einigen Sportveranstaltungen als eigene Disziplin weitergeführt. Werden da besagte Kritiker auch persönlich vorstellig? Ich glaube nein.