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Schweinfurt/Bad Neustadt
Tod auf dem Radweg in Bad Neustadt: 19-Jähriger gesteht "vorsätzliche Tötung" am ersten Prozesstag in Schweinfurt
Es ging um Drogen, Alkohol und Geld. Und am Ende war ein 26-Jähriger tot. Wie es dazu kam, soll vor dem Landgericht Schweinfurt geklärt werden. Der Auftakt begann mit einem Geständnis.
Aus Platzgründen wurde der Prozess um den Tod eines 26-Jährigen in Bad Neustadt vor dem Landgericht Schweinfurt in die Stadthalle verlegt. 
Foto: Daniel Karmann, dpa | Aus Platzgründen wurde der Prozess um den Tod eines 26-Jährigen in Bad Neustadt vor dem Landgericht Schweinfurt in die Stadthalle verlegt. 
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:21 Uhr

Drei junge Männer. Ob sie wirklich Freunde waren, weiß man nicht. Mal verstanden sie sich gut, mal weniger. Mal hatten sie mehr Kontakt, mal weniger. Mal wohnte einer sogar bei dem anderen. Einen Job hatte keiner, eine Ausbildung auch nicht. Sie nahmen Drogen, tranken Alkohol und verbrachten so ihre Zeit zusammen.

Und dann war da noch ein vierter junger Mann, Josef D., 26 Jahre alt. Auch er könnte ein Freund gewesen sein. Oder ein Bekannter. Zumindest einer, der auch ab und an seine Zeit mit ihnen verbrachte.

Später werden Fußgänger seine Leiche an einem Radweg in Bad Neustadt finden. Und schnell werden die Ermittler darauf kommen, dass er gewaltsam zu Tode gekommen ist.

Zehn Monate später. Die drei jungen Männer, ein 19-Jähriger und zwei 21-Jährige, sitzen in Schweinfurt vor Gericht. Es ist der erste Tag des Prozesses vor dem Landgericht, der aufgrund seiner Größe in der Schweinfurter Stadthalle stattfinden muss. Zweien wirft die Staatsanwaltschaft Mord in Mittäterschaft vor, dem dritten Beihilfe zum Mord. Auf der Anklagebank würdigen sie sich keines Blickes.

Anklage: 100 Euro brachten den jungen Mann dazu, Josef D. töten zu wollen

Es war der 21. November 2021, als Josef D. den 19-jährigen Angeklagten nach Marihuana gefragt und ihn an Schulden in Höhe von 100 Euro bei ihm erinnert habe, heißt es in der Anklageschrift. Das soll den 19-Jährigen so verärgert haben, dass er beschloss, Josef D. zu töten. Der 21-jährige Mitangeklagte, dem er dieses Vorhaben offenbart habe, soll zugestimmt haben.

In der Stadthalle Schweinfurt hat an diesem Dienstag der Mordprozess vor dem Landgericht um den Tod eines 26-Jährigen in Bad Neustadt begonnen. Zu Beginn räumte einer der drei Angeklagten, ein 19-Jähriger (im Bild verdeckt hinter der roten Mappe), die 'vorsätzliche Tötung' ein.
Foto: Daniel Peter | In der Stadthalle Schweinfurt hat an diesem Dienstag der Mordprozess vor dem Landgericht um den Tod eines 26-Jährigen in Bad Neustadt begonnen.

Bei einem Zeugen sollen sie sich zwei Messer geliehen, anschließend D. auf einem Spielplatz getroffen haben. Sie hätten D. vorgaukeln wollen, seinem Wunsch nach Marihuana nachzukommen. Auf dem Weg zum späteren Tatort sollen sie einen weiteren Bekannten besucht haben, den dritten Angeklagten. Auch von ihm sollen sie sich ein Messer geliehen haben, während Josef D. draußen wartete. Der 21-jährige Mitangeklagte habe zwar gefragt, was sie mit dem Messer wollen. Der 19-Jährige soll gesagt haben, man wolle Josef D. "abstechen". Gegeben habe er es ihnen trotzdem.

Fünf weitere Stiche "massiver Intensität"

Am Radweg, am späteren Tatort, angekommen, soll Josef D. den anderen beiden ein Bier angeboten haben. Der 19-Jährige habe D. unter einem Vorwand darum gebeten, kurz wegzusehen, um ihm dann mit der Flasche ins Gesicht zu schlagen und ihn mit einem Messer zu bedrohen. Er soll D. angekündigt haben, ihn umzubringen.

Josef D. habe noch darum gebeten, sich telefonisch von seiner Tochter verabschieden zu können. Vergebens. Der 19-Jährige stach laut Anklage auf ihn ein, mit der Absicht, ihm "unerträgliche Schmerzen" zuzufügen. Josef D. habe noch versucht, sich zu wehren, doch der zweite junge Mann habe ihn zu Boden geworfen und ihm ins Gesicht getreten.

Und dann hätten die beiden – so soll es der 19-Jährige zum Mitangeklagten gesagt haben – "die Sache zu Ende bringen müssen". Es folgten laut Anklageschrift fünf weitere Stiche "massiver Intensität". Einen Versuch, Josef D.s Leben noch zu retten, sollen die Angeklagten aber nicht unternommen haben. Vielmehr sollen sie geraucht haben, während sie darauf warteten, dass D. verblutet.

Angeklagter räumt "vorsätzliche Tötung" ein, nicht den Mord

Gleich zu Beginn des Prozesses am Dienstagmorgen räumt der 19-Jährige die "vorsätzliche Tötung" vollumfänglich ein. Es tue ihm leid und es gebe keine richtigen Worte dafür, lässt der junge Mann über seinen Verteidiger erklären. Dass er noch Schulden bei Josef D. gehabt habe, streitet er ab. Was er aber zugibt: dass er sich über Josef D. geärgert habe.

Damit gibt der Angeklagte den Mord aber nicht zu, lediglich, dass er Josef D. getötet habe. Für eine Verurteilung wegen Mordes müssen erst die Mordmerkmale, die in der Anklageschrift erwähnt werden, erfüllt sein: Mordlust, niedere Beweggründe, Heimtücke und Grausamkeit.

Spaziergänger fanden die Leiche von Josef D. in den frühen Morgenstunden des 22. Novembers an einem Radweg in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Foto: NEWS5 / Merzbach | Spaziergänger fanden die Leiche von Josef D. in den frühen Morgenstunden des 22. Novembers an einem Radweg in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld).

Seine Mitangeklagten wiederum streiten die Tatvorwürfe ab. Beide wollen nicht gewusst haben, dass der 19-Jährige Josef D. töten wollte. Der 21-Jährige, der mit dem 19-Jährigen wegen Mordes angeklagt ist und am Tatort dabei war, erklärt über seinen Anwalt, er selbst habe ein Messer mitgenommen, weil er Angst vor Josef D. gehabt habe. Damit er sich im Falle eines Angriffs wehren könne. Aber schon nach kurzer Zeit habe er gemerkt, dass er sich vor ihm nicht fürchten müsse.

Mit dem Angriff auf Josef D. habe er nicht gerechnet. "Spinnst du, lass das", soll er zu dem 19-Jährigen noch gerufen haben. Doch die Wut sei in dessen Gesicht "lesbar gewesen". Der 21-Jährige, so steht es in der Erklärung seines Verteidigers, sei verzweifelt gewesen, habe Josef D. helfen wollen, aber gleichzeitig auch Angst um sein eigenes Leben gehabt. Schließlich lässt er verlesen: "Den einzigen Vorwurf, den ich mir mache: dass ich nach dem ersten Stich nicht Hilfe geholt habe."

Verteidiger Roj Khalaf spricht nur von einem Hauptangeklagten 

Weil er ihnen ein Messer gegeben haben soll, ist der dritte junge Mann wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Über seinen Verteidiger lässt er verlesen, dass er "zu keinem Zeitpunkt" daran gedacht habe, "dass sie ihn töten wollen".

Roj Khalaf verteidigt den 21-Jährigen, der ebenfalls wegen Mordes angeklagt ist, in diesem Prozess. Auf die Frage, warum er nur von einem Hauptangeklagten spreche – schließlich ist sein Mandant ebenfalls des Mordes in Mittäterschaft angeklagt –, erklärt der Verteidiger: "Es ist nach dem ersten Verhandlungstag klar, dass es einen Täter gab, der aktiv zugestochen hat. Und damit primär verantwortlich ist für die Tötung." 

Welche Rolle sein Mandant bei der Tat spielte? "Mein Mandant hat den Hauptangeklagten begleitet, in dem Glauben, dass man mit ihm über Schulden sprechen und dies klären wolle", sagt Khalaf. 

Für den Prozess sind noch weitere sechs Verhandlungstage angesetzt. Weiter geht es am 7. Oktober um 9 Uhr.

 
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  • doggydog
    Unglaublich dieser Tathergang , eiskalt geplant und unbarmherzig durchgeführt. Das Opfer wollte sich von seiner Tochter verabschieden . Spätestens jetzt hätten die Täter noch ablassen können von diesem unglaublichen Mord! Die Strafe die ich in erwägung ziehe kann ich hier nicht niederschreiben. Hoffentlich begegnet man niemals solchen Menschen.
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  • hubert.endres@allianz.de
    Da erwarten Sie aber zu viel von der Gesetzgebung und unserem Recht. Kuscheljustiz und Gesetze für, statt gegen solche Verbrecher.
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  • Eos123456
    Die hier geschilderte sittliche Verwahrlosung und Rohheit würde man vielleicht in das Deutschland des Dreißigjährigen Krieges verorten, aber doch nicht ins zivilisierte, liberale Deutschland des 21. Jahrhunderts.

    Man sieht wie trügerisch der Glaube an das Gute im Menschen und an die allgemeine Sicherheit manchmal sein kann. Die Linie, die Idylle von Inferno trennt ist hauchdünn.
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  • Zorella
    Hoffentlich Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung .
    Solche Menschen mit Lust am morden
    braucht unsere Gesellschaft nicht.
    Einfach nur widerlich!
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