Drei junge Männer. Ob sie wirklich Freunde waren, weiß man nicht. Mal verstanden sie sich gut, mal weniger. Mal hatten sie mehr Kontakt, mal weniger. Mal wohnte einer sogar bei dem anderen. Einen Job hatte keiner, eine Ausbildung auch nicht. Sie nahmen Drogen, tranken Alkohol und verbrachten so ihre Zeit zusammen.
Und dann war da noch ein vierter junger Mann, Josef D., 26 Jahre alt. Auch er könnte ein Freund gewesen sein. Oder ein Bekannter. Zumindest einer, der auch ab und an seine Zeit mit ihnen verbrachte.
Später werden Fußgänger seine Leiche an einem Radweg in Bad Neustadt finden. Und schnell werden die Ermittler darauf kommen, dass er gewaltsam zu Tode gekommen ist.
Zehn Monate später. Die drei jungen Männer, ein 19-Jähriger und zwei 21-Jährige, sitzen in Schweinfurt vor Gericht. Es ist der erste Tag des Prozesses vor dem Landgericht, der aufgrund seiner Größe in der Schweinfurter Stadthalle stattfinden muss. Zweien wirft die Staatsanwaltschaft Mord in Mittäterschaft vor, dem dritten Beihilfe zum Mord. Auf der Anklagebank würdigen sie sich keines Blickes.
Anklage: 100 Euro brachten den jungen Mann dazu, Josef D. töten zu wollen
Es war der 21. November 2021, als Josef D. den 19-jährigen Angeklagten nach Marihuana gefragt und ihn an Schulden in Höhe von 100 Euro bei ihm erinnert habe, heißt es in der Anklageschrift. Das soll den 19-Jährigen so verärgert haben, dass er beschloss, Josef D. zu töten. Der 21-jährige Mitangeklagte, dem er dieses Vorhaben offenbart habe, soll zugestimmt haben.
Bei einem Zeugen sollen sie sich zwei Messer geliehen, anschließend D. auf einem Spielplatz getroffen haben. Sie hätten D. vorgaukeln wollen, seinem Wunsch nach Marihuana nachzukommen. Auf dem Weg zum späteren Tatort sollen sie einen weiteren Bekannten besucht haben, den dritten Angeklagten. Auch von ihm sollen sie sich ein Messer geliehen haben, während Josef D. draußen wartete. Der 21-jährige Mitangeklagte habe zwar gefragt, was sie mit dem Messer wollen. Der 19-Jährige soll gesagt haben, man wolle Josef D. "abstechen". Gegeben habe er es ihnen trotzdem.
Fünf weitere Stiche "massiver Intensität"
Am Radweg, am späteren Tatort, angekommen, soll Josef D. den anderen beiden ein Bier angeboten haben. Der 19-Jährige habe D. unter einem Vorwand darum gebeten, kurz wegzusehen, um ihm dann mit der Flasche ins Gesicht zu schlagen und ihn mit einem Messer zu bedrohen. Er soll D. angekündigt haben, ihn umzubringen.
Josef D. habe noch darum gebeten, sich telefonisch von seiner Tochter verabschieden zu können. Vergebens. Der 19-Jährige stach laut Anklage auf ihn ein, mit der Absicht, ihm "unerträgliche Schmerzen" zuzufügen. Josef D. habe noch versucht, sich zu wehren, doch der zweite junge Mann habe ihn zu Boden geworfen und ihm ins Gesicht getreten.
Und dann hätten die beiden – so soll es der 19-Jährige zum Mitangeklagten gesagt haben – "die Sache zu Ende bringen müssen". Es folgten laut Anklageschrift fünf weitere Stiche "massiver Intensität". Einen Versuch, Josef D.s Leben noch zu retten, sollen die Angeklagten aber nicht unternommen haben. Vielmehr sollen sie geraucht haben, während sie darauf warteten, dass D. verblutet.
Angeklagter räumt "vorsätzliche Tötung" ein, nicht den Mord
Gleich zu Beginn des Prozesses am Dienstagmorgen räumt der 19-Jährige die "vorsätzliche Tötung" vollumfänglich ein. Es tue ihm leid und es gebe keine richtigen Worte dafür, lässt der junge Mann über seinen Verteidiger erklären. Dass er noch Schulden bei Josef D. gehabt habe, streitet er ab. Was er aber zugibt: dass er sich über Josef D. geärgert habe.
Damit gibt der Angeklagte den Mord aber nicht zu, lediglich, dass er Josef D. getötet habe. Für eine Verurteilung wegen Mordes müssen erst die Mordmerkmale, die in der Anklageschrift erwähnt werden, erfüllt sein: Mordlust, niedere Beweggründe, Heimtücke und Grausamkeit.
Seine Mitangeklagten wiederum streiten die Tatvorwürfe ab. Beide wollen nicht gewusst haben, dass der 19-Jährige Josef D. töten wollte. Der 21-Jährige, der mit dem 19-Jährigen wegen Mordes angeklagt ist und am Tatort dabei war, erklärt über seinen Anwalt, er selbst habe ein Messer mitgenommen, weil er Angst vor Josef D. gehabt habe. Damit er sich im Falle eines Angriffs wehren könne. Aber schon nach kurzer Zeit habe er gemerkt, dass er sich vor ihm nicht fürchten müsse.
Mit dem Angriff auf Josef D. habe er nicht gerechnet. "Spinnst du, lass das", soll er zu dem 19-Jährigen noch gerufen haben. Doch die Wut sei in dessen Gesicht "lesbar gewesen". Der 21-Jährige, so steht es in der Erklärung seines Verteidigers, sei verzweifelt gewesen, habe Josef D. helfen wollen, aber gleichzeitig auch Angst um sein eigenes Leben gehabt. Schließlich lässt er verlesen: "Den einzigen Vorwurf, den ich mir mache: dass ich nach dem ersten Stich nicht Hilfe geholt habe."
Verteidiger Roj Khalaf spricht nur von einem Hauptangeklagten
Weil er ihnen ein Messer gegeben haben soll, ist der dritte junge Mann wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Über seinen Verteidiger lässt er verlesen, dass er "zu keinem Zeitpunkt" daran gedacht habe, "dass sie ihn töten wollen".
Roj Khalaf verteidigt den 21-Jährigen, der ebenfalls wegen Mordes angeklagt ist, in diesem Prozess. Auf die Frage, warum er nur von einem Hauptangeklagten spreche – schließlich ist sein Mandant ebenfalls des Mordes in Mittäterschaft angeklagt –, erklärt der Verteidiger: "Es ist nach dem ersten Verhandlungstag klar, dass es einen Täter gab, der aktiv zugestochen hat. Und damit primär verantwortlich ist für die Tötung."
Welche Rolle sein Mandant bei der Tat spielte? "Mein Mandant hat den Hauptangeklagten begleitet, in dem Glauben, dass man mit ihm über Schulden sprechen und dies klären wolle", sagt Khalaf.
Für den Prozess sind noch weitere sechs Verhandlungstage angesetzt. Weiter geht es am 7. Oktober um 9 Uhr.
Man sieht wie trügerisch der Glaube an das Gute im Menschen und an die allgemeine Sicherheit manchmal sein kann. Die Linie, die Idylle von Inferno trennt ist hauchdünn.
Solche Menschen mit Lust am morden
braucht unsere Gesellschaft nicht.
Einfach nur widerlich!