
Ein schreckliches Verbrechen hat in Bad Neustadt am Montag für große Bestürzung gesorgt: Gegen 6 Uhr hatte ein Fußgänger einen leblosen jungen Mann am Radweg zwischen Bad Neustadt und dem benachbarten Hohenroth (Lkr. Rhön-Grabfeld) gefunden und gleich einen Notruf abgesetzt. Zunächst waren die Beamten der Polizei Bad Neustadt von einem Fahrradunfall ausgegangen. Schnell hatte sich jedoch bei den Untersuchungen ergeben, dass der Mann gewaltsam zu Tode gekommen war. Bei dem Opfer handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 26-Jährigen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld.
Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Schweinfurt haben die Ermittlungen aufgenommen, den ganzen Tag über war die Polizei mit einem Großaufgebot in Bad Neustadt unterwegs. Am Nachmittag war das Umfeld des Tatorts am Stadtrand von Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei nach möglichen Beweismitteln abgesucht worden.

Über die Todesursache und den Todeszeitpunkt konnte Andy Laacke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, keine genauen Angaben machen. Das sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Auch die Hintergründe der Tat seien noch unklar. Ein Täter sei ebenfalls noch nicht ermittelt worden. Die Polizei geht laut Laacke jedoch nicht von einer willkürlichen Tat, sondern vielmehr von einem gezielten Angriff aus.
Polizei ordnet Obduktion der Leiche an
Auf die Frage, welche Hinweise die Polizei zu der Annahme brachten, dass der 26-Jährige einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist, erklärte Polizeisprecher Laacke gegenüber dieser Redaktion: Der Radfahrer habe Verletzungen gehabt, "die nicht mit einem Sturz oder Verkehrsunfall zu erklären sind". Medienberichte, wonach das Opfer Stichwunden aufwies, wollte Laacke nicht kommentieren. Man warte nun auf das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung. Eine Obduktion sollte noch am Montag durchgeführt werden.
Der Tatort war weiträumig abgesperrt. Nach Auskunft der Polizei wurde der Tote etwa 200 bis 300 Meter nach Beginn des Radwegs nach Hohenroth gefunden.

Am frühen Montagmorgen hatte die Polizei bereits auf Facebook auf den Einsatz am Radweg aufmerksam gemacht. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe nicht, hieß es da. Das unterstrich Jan Schubert, Leiter der Polizei Bad Neustadt: "Die aktuellen Ermittlungen gehen in Richtung Beweissicherung und Auswertung, nicht in Richtung Gefahrenabwehr."
Polizei setzt bei den Ermittlungen auch Hundeführer ein
Zahlreiche Einsatzkräfte der unterfränkischen Polizei sowie Unterstützungskräfte der Bayerischen Bereitschaftspolizei waren bis in den Abend in Bad Neustadt im Einsatz. "Die Ermittlungen werden mit Hochdruck geführt", so Laacke. Bei der Spurensuche würden zudem Hundeführer helfen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren diese Bemühungen aber erfolglos. Die Einsatzkräfte hätten nach aktuellem Sachstand keine nennenswerten Beweismittel gefunden, so der Polizeisprecher.

In einer Meldung brachte die Deutsche Presseagentur (dpa) den Fall aus Bad Neustadt in einen möglichen Zusammenhang zu einem Tötungsdelikt vor über einem Jahr in Oberfranken: In der Nacht auf den 19. August 2020 war ein 24-jähriger Mann in einem Bayreuther Stadtteil mit seinem Fahrrad unterwegs gewesen, als er im Dunkeln mit einem Messer angegriffen und getötet wurde. Bislang allerdings gebe es "keinerlei Hinweise", so Polizeisprecher Laacke, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Taten gibt. Man ermittle jedoch "in alle Richtungen".
Was sagen Anwohner zu dem Geschehnis?
In Bad Neustadt war das Verbrechen am Montag das Gesprächsthema Nummer eins. Doch wie gehen die Anwohner mit diesem erschreckenden Ereignis in unmittelbarer Nachbarschaft um? Andreas Viernickel wohnt direkt neben dem Radweg. "Unser Schlaf wird heute Nacht sicherlich etwas beeinträchtigt sein", sagte er. "Das Ganze hinterlässt ein mulmiges Gefühl." Er hofft, dass sich die Tat bald aufklärt. Auch Gerlinde Werner ist erschrocken. "Ich laufe oft mit meinem Hund oder auch allein hier entlang. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass so etwas passiert."
Frank Streit hat im Radio von dem Geschehnis erfahren. Vor allem in Hinblick auf seine Kinder ist er besorgt: "Es ist jetzt wichtig, dass wir mit ihnen reden und sie darüber aufklären, dass so etwas passieren kann." Man müsse immer vorsichtig sein und aufpassen, schickt er mahnende Worte in Richtung seiner Kinder. Ähnlich wie Andreas Viernickel erhofft er sich bald mehr Informationen und Hintergründe: "Vielleicht relativieren sich dann auch die Ängste."
Auf Anfrage dieser Redaktion bezeichnete Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner die Tat als "tragisch", wollte für weitere Einschätzungen jedoch zunächst die ersten Ermittlungen abwarten. Für Dienstag steht ein Gespräch mit dem Bad Neustädter Dienststellenleiter über den aktuellen Stand der Dinge an.
Die Polizei hofft auch auf Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Aufklärung der Tat beziehungsweise zur Identifizierung des Täters beitragen könnten. Ansprechpartner ist die Kriminalpolizei Schweinfurt unter Tel.: 09721/202-1731 oder über den Notruf 110.