zurück
Bad Neustadt
Taugt die ehemalige Kreisklinik in Bad Neustadt als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine?
Am Dienstagabend sind in Bad Neustadt, Bad Königshofen, Bischofsheim und Rappershausen 125 ukrainische Flüchtlinge angekommen und wurden untergebracht. Wie geht es jetzt weiter?
Die ehemalige Rhön-Kreisklinik in Bad Neustadt könnte für die Notunterkunft von Flüchtlingen hergerichtet werden. Der Vorteil: Die Haustechnik ist in Ordnung und Räumlichkeiten sind vorhanden.
Foto: Hanns Friedrich | Die ehemalige Rhön-Kreisklinik in Bad Neustadt könnte für die Notunterkunft von Flüchtlingen hergerichtet werden. Der Vorteil: Die Haustechnik ist in Ordnung und Räumlichkeiten sind vorhanden.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:17 Uhr

Kurz vor 23.30 Uhr bog am Dienstagabend der Reisebus in die Wallstraße in Bad Königshofen ein. Am Haus St. Michael standen Helfer, darunter Mitarbeiter des BRK Kreisverbandes Rhön-Grabfeld, um beim Ausladen des Gepäcks mitzuhelfen.

Es wurde kaum etwas gesprochen, nicht nur, weil man sich nicht verständigen konnte. Die Frauen und Kinder waren erschöpft, müde, traumatisiert.  "Die Menschen haben Schlimmes erlebt, eine lange Reise hinter sich, sollen jetzt erst einmal zur Ruhe kommen, schlafen", sagten Mitarbeiter des BRK.

Wie Jörg Kögel, Leiter der BRK-Wache Bad Königshofen, berichtet, haben manche aus dem Team, das die Flüchtlinge an der polnischen Grenze abholten, seit Montagmorgen höchstens 20 Minuten geschlafen. Für die Ankommenden war alles vorbereitet, sodass sie ihre Zimmer beziehen und zur Ruhe kommen konnten.

Bereits gegen 22 Uhr waren die drei Busse im neuen BRK-Rettungszentrum in Bad Neustadt angekommen. In den Fahrzeughallen wurden 125 Flüchtlinge begrüßt, registriert und per Bus in ihre Unterkünfte in das Schullandheim Rappershausen, Bauersberg und das Haus St. Michael in Bad Königshofen gefahren.

Polnische Behörden erledigten die Vorarbeiten

Wie berichtet, hatte der Landkreis Rhön-Grabfeld am Montagmorgen drei Busse an die polnisch-ukrainische Grenze geschickt. In einem Flüchtlingslager, rund drei Kilometer vor der ukrainischen Grenze, konnten die Rhön-Grabfelder dank der Vorbereitung der polnischen Behörden, Ausreisewillige in Empfang nehmen. Ein Ukrainisch sprechender Arzt sorgte für die Erstversorgung, eine Mitarbeiterin des Landratsamtes war als Dolmetscherin dabei.

In den nächsten Tagen werden die Ukrainerinnen und Ukrainer nicht nur mit Kleidung, Nahrung und allem Nötigen versorgt, sondern auch registriert, sodass sie soziale Leistungen in Anspruch nehmen können. Je nachdem, was benötigt wird, werden auch Kinderbetreuungsplätze organisiert.

Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge in der BRK-Rettungswache in Bad Neustadt
Foto: Jörg Geier, Landkreis Rhön-Grabfeld | Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge in der BRK-Rettungswache in Bad Neustadt

Bereits in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Naturschutzfragen in Bad Neustadt hatte der Landkreischef erste Informationen zum weiteren Vorgehen gegeben. Bislang lebten schon über 100 Ukrainer im Landkreis, weitere Flüchtlinge wurden in den vergangenen Wochen durch private Initiativen aufgenommen.

An die Gemeinden gingen zuvor Schreiben mit der Bitte, Quartiere zur Verfügung zu stellen und Ehrenamtliche zu unterstützen. Wichtig sei es,  keinen Aktionismus aufkommen zu lassen. "Es ist besser, dies alles zentral zu steuern." Man wisse, dass ohne die enorme Hilfsbereitschaft auf allen Ebenen, dies jedoch nicht machbar sei. Wichtig sei es, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Gerüchten, denen man entgegentreten muss

Zur Fahrt nach Polen sagte der Landrat, dass die Busse am Montagabend gegen 23 Uhr an der polnisch-ukrainischen Grenze angekommen sind. Dort wurden sie von der Polizei drei Kilometer vor der Grenze auf ein großes Sammellager umgeleitet. "Da waren tausende von Menschen, die dort erstversorgt wurden und in Sicherheit waren." Wer von ihnen nach Rhön-Grabfeld fahren sollte, war  bereits im Vorfeld geregelt worden. Die Busse fuhren am Dienstagmorgen kurz nach 7 Uhr wieder zurück. Mit dabei 125 Flüchtlinge, Frauen, Kinder, teils auch Hunde und Katzen.

Der Landrat berichtete von Falschinformationen in der Ukraine, dass Flüchtlinge in Deutschland schlecht behandelt würden und sogar die Kinder abgenommen bekämen. Solchen Falschinformationen müsse man entgegentreten.

Zu den Quartieren sagte er, dass man nur als letzte Möglichkeit auf Turnhallen zurückgreifen wolle. "Das ist zu aufwändig, lieber mieten wir Pensionen und Hotels." Angedacht ist mittlerweile auch, das ehemalige Kreiskrankenhaus in Bad Neustadt als Unterkunft zu nutzen. Hier sei die Haustechnik intakt, das sei immer eine wichtige Voraussetzung.

Was geschieht jetzt mit den Flüchtlingen?

Geimpft sind die Flüchtlinge mit dem Impfstoff "Sputnik". Daher gelten sie in Deutschland als ungeimpft. Im Bus gab es deshalb für alle einen Schnelltest, alle seien negativ gewesen. Ob die Menschen bleiben, sei bislang ungewiss. Für sie gilt das europäische Recht. Danach können alle Ukrainer ein Jahr in Deutschland bleiben, der Aufenthalt kann auf maximal drei Jahre verlängert werden. Wichtig ist die ausländerrechtliche Registrierung mit Erfassung der Ausweisdaten. Damit ist ihr rechtlicher Status abgesichert und sie können Gesundheitsleistungen, Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Anspruch nehmen und haben eine sofortige Arbeitserlaubnis.

Wichtig sei diese Registrierung auch für die Zukunft, denn es könne vorkommen, dass man später bei eventuellen Suchmeldungen durch Verwandte und Freunde helfen könne. Bekannt sei, dass viele Flüchtlinge in Großstädte wollen. "Der Sonderzug hält nicht in Mellrichstadt oder Bad Neustadt, sondern in Würzburg, München, Hamburg oder Berlin." Von da aus erfolgt die Weiterleitung aufs Land.

Bei 50 000 Flüchtlingen in Bayern würden auf Rhön-Grabfeld 311 Personen entfallen. Bislang habe Bayern mehr als 20 Prozent der in Deutschland angekommen Flüchtlinge aufgenommen. Überlegungen gehen derzeit dahin, auf Landkreisebene ein Spendenkonto einzurichten. Man wolle aber keine Konkurrenz zu den bestehenden Hilfsorganisationen aufbauen. Man müsse weiter wissen, dass unter den Flüchtlingen auch andere Nationalitäten sind, die in der Ukraine arbeiten und sich nun auch in Sicherheit bringen.

Dieser Text wurde nachträglich geändert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Hanns Friedrich
Flüchtlinge
Impfstoffe
Kinder und Jugendliche
Polizei
Rappershausen
Reisebusse
Ukraine-Russland-Krieg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. L.
    Gute Idee mit dem Krankenhaus. Es hilft keinem, wenn das auf Dauer leersteht. Es ist noch die komplette Struktur vorhanden und diese wird nicht bessser wenn man sie nicht nutzt. Hier könnte man also wirklich sinnvoll helfen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten