Mittwochabend, kurz vor halb sieben. Nach und nach trudeln Männer in der Oskar-Herbig-Halle in Mellrichstadt ein. Training ist angesagt. Zwei Frauen sind auch dabei. Katharina Link und Michaela Genßler. Seit drei Jahren trainieren sie das Männerballett der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG).
"Das Klischee ist ja, dass die Männer auf der Bühne in Frauenkleidung tanzen. Bei uns ist das nicht so. Hier dürfen die Männer Männer sein", stellen Katharina Link und Michaela Genßler klar. Den Mellrichstädtern geht es um gute Unterhaltung und eine tolle Show fürs Publikum.
Geübt wird mit viel Spaß und Humor in der MKG-Halle
"Wir wollen auch immer etwas Neues zeigen. Weil vieles hat man bei anderen Männerballettgruppen schon gesehen", erklärt Katharina Link. Sie und Michaela Genßler denken sich die jährlich wechselnden Choreografien mit Hebefiguren, Würfen und Pyramiden aus. Im Spätsommer fängt die Truppe mit dem Training an und trifft sich zweimal wöchentlich. Geübt wird mit viel Spaß und Humor in der MKG-Halle.
Für Michaela Genßler und Katharina Link ist es bereits die dritte Session als Trainerinnen. Die Frauen sind seit vielen Jahren bei der MKG dabei. Beide haben von klein auf in allen Garden getanzt. Gemeinsam mit den Männern denken sie sich jedes Jahr ein anderes Motto aus. Mal waren sie wilde Piraten, mal unheimliche Zombies.
In diesem Jahr treten die Mellrichstädter Jungs als Joker, also "böse Clowns" auf. Von Klischee wirklich keine Spur. Im Gegenteil: "Tänzerisch verlangen wir heuer schon viel", so Katharina Link. "Der Tanz geht fast sieben Minuten. Da kommt man schon richtig ins Schwitzen." Und wenn im Training etwas nicht klappt? "Dann wird sich durchgebissen, bis es funktioniert. Übung macht den Meister." Die Truppe hat auf jeden Fall Ehrgeiz.
MKG-Männerballett auf der Erfolgswelle
Das beweisen auch ihre bereits ertanzten Auszeichnungen. Bei den Deutschen Meisterschaften für Männerballette im Jahr 2013 landeten die MKG-Kerle mit ihrem Tanz "Robin Hood" auf einem hervorragenden siebten Platz. Zwei Jahre später, im Jahr 2015, verpassten sie nur knapp den ersten Platz bei der Fastnachts-Talentschau "Franken sucht den Supernarr".
Aber auch zehn Jahre später haben es die Mellrichstädter noch "drauf". Als die Musik angeht, legen die Jungs sofort los: Bevor es auf die Bühne geht, wird auf den Tischen performt. Danach folgt eine flotte Choreografie aus komplizierten Schrittfolgen und Hebefiguren, bei der man schon vom Zusehen außer Atem gerät.
Mehr Generationen, mehr Spaß
Trotzdem haben die Männer sichtlich Spaß beim Tanzen. Es wird viel gelacht und jede Menge Blödsinn gemacht. "Wir verstehen uns privat gut, haben denselben Freundeskreis und dieselben Interessen", verraten die zwölf Männer unterschiedlichen Alters. Ganz nach dem Motto: Mehr Generationen, mehr Spaß. Während der "harte Kern" teilweise schon seit über 20 Jahren im MKG-Männerballett mittanzt, sind andere wiederum zum ersten Mal dabei.
"Das macht halt richtig Spaß", sind sich alle einig. Und was vor allem? "Alles. Wir sind ein super Haufen – aber wir bräuchten Nachwuchs!" Auf die Frage, was sie jemandem raten würden, der Interesse hat, mitzumachen, antworten sie: "Einfach mal vorbeikommen und ausprobieren. Bei uns hat bis jetzt jeder das Tanzen gelernt." Mindestens 18 Jahre alt müsste man aber schon sein, denn der Auftritt des Männerballetts ist selten vor 22 Uhr.
Ein voller Terminkalender in der Faschingszeit
"Am Samstagabend wird unser Auftritt gegen 23 Uhr sein", verrät Katharina Link. Dann werden die zwölf Männer das Publikum in der Oskar-Herbig-Halle richtig anheizen. Insgesamt stehen heuer in dieser kurzen Faschingssaison acht Auftritte an, zwei davon an einem Abend. Da heißt es, konzentriert bei der Sache bleiben. Denn Verletzungsgefahr besteht besonders bei den Hebefiguren.
Ist man da vor den Auftritten angespannt? "Nur am Anfang. Nach den ersten Minuten legt sich das meistens. Außer es läuft nicht gut, dann bleibt die Anspannung." Und wie sieht es bei den Trainerinnen aus? "Von außen kannst du nichts machen. Du musst es passieren lassen. Aber ich weiß natürlich, wie sie sich fühlen und fiebere immer mit, dass alles funktioniert", so Katharina Link.
Männer im Tanzfieber
Männerballett ist also auch ein Fieber, das einen packt und kaum wieder loslässt. "Ansteckend sind wir aber nicht", witzeln die Jungs und stellen sich noch einmal zum Tanzen auf. Am Ende gibt es ein verdientes Lob von den Trainerinnen: "Das war spitze!" Die Choreographie sitzt also. So muss das sein. Fehlen nur noch die passenden Kostüme und etwas Schminke – dann kann die Show beginnen, wenn es heißt: "Bühne frei fürs MKG-Männerballett!"