Bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst erhielt die "Alternative für Deutschland (AfD)" in einigen Ortschaften im Landkreises einen hohen Stimmanteil. Im Stimmbezirk Stetten, einem Ortsteil von Sondheim/Rhön, leben etwa 300 Wahlberechtigte. Von den circa 100 im Wahllokal abgegebenen Stimmen – die Briefwahl wird für beide Ortschaften gemeinsam ausgezählt – entfielen rund 50 Prozent auf die AfD.
Dies sorgte bei einigen Bürgern in Stetten für ein ungutes Gefühl. Als Reaktion auf dieses Wahlergebnis haben sieben junge Menschen, die meisten sind in Stetten aufgewachsen, die Aktion "Stetten ist vielfältig!" gegründet. Sie setzen sich für Demokratie und politische Bildung ein, aktuell vor allem in Stetten.
Außerdem wollen sie erklären, wie man mit Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit umgehen kann. Die Europawahl nahmen sie als Anlass zum Start einer Veranstaltungsreihe. In deren Rahmen sollen Politiker von FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen Vorträge oder Bürgerdialoge in Stetten halten (siehe Infokasten). Eine Veranstaltung mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner fand auf Initiative der Gemeinde im Mai statt.
Johanna Speth, Valentin Hagen, Svenja Weyrich, Carolina Wille, Amelie Weydringer, Laura Speth und Moritz Hagen haben die Initiative "Stetten ist vielfältig!" ins Leben gerufen. Fünf von ihnen erklären im Gespräch mit dieser Redaktion, warum sie sich für die Demokratie einsetzen.
Johanna Speth (26) aus Stetten: "Mein Kind soll in einer bunten statt braunen Welt aufwachsen"
"Generell interessiert mich Politik schon immer und ich habe mich schon früher damit auseinandergesetzt. Ich bin seit fünf Monaten Mutter und möchte, dass mein Kind in einer bunten statt braunen Welt aufwächst, mit Vielfalt, Freiheit und Frieden. Deswegen finde ich es ganz wichtig, aufzuklären, um dies möglich zu machen."
Valentin Hagen (30) aus Ostheim: "Demokratie ist nicht mehr so selbstverständlich, wie man denkt"
"Man sollte sich langsam gewiss werden, dass die Demokratie gar nicht mehr so selbstverständlich ist, wie man denkt. Ich glaube, das hat man die letzten Jahre gemerkt. Um dies wieder etwas bekannter zu machen und vielleicht im besten Falle in Stetten ein bisschen zu stärken, haben wir diese Aktion ins Leben gerufen."
Svenja Weyrich (33) aus Ostheim: "In Freiheit zu leben und sein zu dürfen wie man ist, ist ein Privileg"
"Ich möchte, dass auch noch meine Kinder von den Privilegien profitieren, die ich auch habe: in Freiheit leben zu können und auch sein zu dürfen, wie sie wollen. Und nicht eingeschränkt werden in ihrem Denken, in ihrem Handeln und auch in ihrem eigenen Sein."
Carolina Wille (26) aus Würzburg: "Ich möchte weiterhin von der Demokratie und der Meinungsfreiheit profitieren"
"Ich habe gemerkt, wie viel ich selbst von der Demokratie und Meinungsfreiheit profitiere, weil ich sonst nicht hier stehen würde und auch nicht wählen dürfte. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich möchte weiterhin so leben und ich möchte weiter meine Privilegien haben. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass ich und auch andere Menschen diese haben können."
Amelie Weydringer (25) aus Ostheim: "Rechte und extreme Aussagen werden immer präsenter"
"Ich finde, dass rechte und gerade auch sehr extreme Aussagen immer präsenter werden. Es ist einfach wichtig zu zeigen, dass es da auch Gegenstimmen gibt und dass es nicht okay ist, wenn solche Sachen über Menschen gesagt werden, wenn solche Sachen veröffentlicht werden und wie auch insgesamt miteinander umgegangen wird. Es wird immer salonfähiger, wird immer normaler, so zu reden. Es ist wichtig zu zeigen, 'Nein, wir sehen es anders, wir sehen da noch Grenzen' und die sollen da bleiben, wo sie sind."