Bei der Diskussion um die Schließung der Umweltbildungsstätte Thüringer Hütte und des Familienbildungs- und Mehrgenerationenhauses St. Michael in Bad Königshofen hat auch ein Gespräch im Landratsamt Rhön Grabfeld noch kein positives Ergebnis gebracht. Die Diözesanleitung, vertreten durch Generalvikar Jürgen Vorndran und Finanzdirektor Sven Kunkel, blieb hart in ihrer Entscheidung, beide Einrichtungen samt Trägerschaft und Immobilien mit Ablauf des Jahres 2021 abzugeben. Lediglich beim Franziskusweg mit Kapelle in der Nähe der Thüringer Hütte wird die Diözese weiterhin "mit im Boot" bleiben.
Bistum setzt auf tiefgreifende Sparmaßnahmen
Beim ersten Arbeitstreffen vertraten Landrat Thomas Habermann und die Bürgermeister Birgit Erb (Oberelsbach), Fridolin Link (Hausen) und Thomas Helbling (Bad Königshofen) die betroffenen Kommunen. Diese Zusammenkunft sei aufgrund der Einladung von Landrat Habermann zustande gekommen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Sinkende Einnahmen zwängen das Bistum zu tiefgreifenden Sparmaßnahmen, wiederholte Generalvikar Vorndran die Beweggründe für diesen Schnitt. Die Kirche befinde sich in einem Transformationsprozess. Die getroffenen Entscheidungen seien bitter, aufgrund der Situation des diözesanen Haushaltes jedoch unumkehrbar.
Wie das Landratsamt mitteilt, soll nun gemeinsam mit dem Landkreis, den betroffenen Kommunen Bad Königshofen und Hausen, dem Bayerischen Schullandheimwerk und dem Schullandheimwerk Unterfranken sowie den Personalvertretern der Diözese eine verträgliche Lösung einer Nachnutzung bis zum Ende des Jahres entwickelt werden. Der bischöfliche Finanzdirektor Sven Kunkel müsse bis Ende März einen Entwurf zur Initiierung weiterer Schritte vorlegen, da die Zeit dränge. Dabei haben der Landkreis und die Kommunen konstruktive Hilfe zugesagt.
Kommunen haben großes Interessen am Erhalt der kirchlichen Häuser
Im Gespräch hatten die Kommunen deutlich gemacht, dass sie großes Interesse am Erhalt der kirchlichen Häuser haben. Gerade für die Zeit nach Corona seien Anlaufpunkte für Familien und Umweltbildungseinrichtungen gesellschaftlich wichtig. Landrat Habermann sagte auf Anfrage, dass man die Bistumsleitung erneut um mehr Transparenz hinsichtlich des Entscheidungsprozesses gebeten habe.
Schließlich zähle die Umweltbildungsstätte Thüringer Hütte im Partnerverbund Umweltbildung zum Rhöniversum, den Gemeinden Oberelsbach und Hausen, dem Freistaat Bayern und dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Gleiches gelte für das Familienbildungshaus St. Michael in Bad Königshofen, wo der Landkreis mit der Stadt Bad Königshofen "im Boot" sei. Unumgänglich sei für den Landrat bei weiteren Entscheidungen ein offenes Gespräch, so zum Beispiel bei der Suche nach Interessenten. "Das sollte man uns vertraulich mitteilen, sonst könnte es sein, dass man die Arbeit doppelt macht und aneinander vorbeiredet."
Landrat im Gespräch mit dem Bischof
Habermann hatte bei einem Gespräch Bischof Franz Jung am Freitag vergangener Woche auf das Alleinstellungsmerkmal der Thüringer Hütte als Partner im Netz der Umweltbildung hingewiesen. "Ob er diesen Sachverhalt genau einschätzen konnte, weiß ich nicht, weil die Meinungsbildung nicht transparent gemacht wurde." Energie, Umwelt und Schöpfung seien für die Kirche auch in Zukunft wichtige Themen, aber dafür müsse man nicht Eigentümer und Träger der jeweiligen Einrichtung sein, hieß es. Andererseits hat Generalvikar Vorndran die Umweltbildungsstätte Thüringer Hütte gerade in diesem Zusammenhang gelobt. Reagiert hat der Landrat auf die Aussage von Finanzdirektor Sven Kunkel ("Wir investieren nicht in Steine, sondern in die Menschen"). Wenn Menschen zusammen kommen, seien Räumlichkeiten notwendig, um das Miteinander und die Kommunikation zu fördern, das sei nicht durch den digitalen Weg zu ersetzen, entgegnete Habermann.
Fridolin Link, Bürgermeister von Hausen, erinnerte daran, dass man als Betroffener darüber verärgert war, dass es keine Vorab-Information von der Bistumsleitung gegeben hatte. Unverständlich sei für ihn auch, dass die Bistumsleitung nicht erkennen will, wie wichtig gerade in Zeiten des Klimawandels die Umweltbildungsstätte Thüringer Hütte mit den Angeboten Energie und Schöpfung ist und sich ohne Wenn und Aber zurückzieht. Um auf der Suche nach Interessenten aktiv werden zu können, forderte Link Preisvorstellungen für den Verkauf der Thüringer Hütte. Schließlich müssten auch Zuschüsse zurückgezahlt werden. "Das haben wir einkalkuliert", entgegnete Finanzdirektor Sven Kunkel. Hausens Bürgermeister: "Es muss weiter gehen und ich werde mich mit den Verantwortlichen und unserem Landrat voll und ganz für den Erhalt, auf welchem Weg auch immer, einsetzen."
Birgit Erb: "Wir haben uns als Partner gesehen"
Nicht nachvollziehbar nennt auch Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb den plötzlichen Rückzug der Diözesanleitung bei der Umweltbildungsstätte. Transparenz sei wichtig und fördere ein Vertrauensverhältnis. "Wir haben uns alle als Partner gesehen und ein supergemeinschaftliches Projekt gemeinsam entwickelt." Nun trenne sich die Diözese leichtfertig davon. Wichtig für Erb ist es, wenigstens jetzt miteinander zu reden und zu versuchen, die Diözese als Träger zu behalten. "Die Umweltbildungsstätte Schullandheim Thüringer Hütte im Verbund mit dem Rhöniversum liegt uns allen am Herzen. Wir müssen eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wird." Schließlich seien gerade in der heutigen Zeit Umwelt und Schöpfung auch eine wichtige Hauptaufgabe der Kirche.
Keine Chancen, das Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus St. Michael unter kirchlicher Trägerschaft zu erhalten, sieht Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling nach dem Treffen. Er selbst hatte ein abgespecktes Familienbildungshaus ins Gespräch gebracht. Demnach sollte das Haus mit den Räumlichkeiten aufgeteilt werden, um den Bereich mit immerhin 120 Betten und jährlich bis zu 10 000 Übernachtungen beizubehalten. Dazu habe es ein klares Nein gegeben von der Diözesanleitung. Die Stadt hat sich bereits ein Vorkaufsrecht gesichert, da das Haus städtebaulich für Bad Königshofen von Bedeutung ist. Ein Umbau zu einem Schulgebäude sei wohl aber nicht machbar. Das habe sich aus den vorliegenden Plänen ergeben. Die Seminarräume sind nicht als Klassenzimmer zu nutzen. Wenn, dann nur mit einem großen Umbauaufwand.
Pfarrer Feser: Sinnvoller Kirchen zu schließen als dieses Haus
Deutliche Worte fand auch Pfarrer Karl Feser (Bad Königshofen). Er plädierte eindringlich für den Erhalt des Haus St. Michael. Es sei sinnvoller Kirchen zu schließen, die von Gläubigen kaum noch genutzt werden, anstatt diese Einrichtung. Bei Gottesdiensten mit so wenigenBesuchern bliebe nach Abzug der Kosten für den Organisten nichts mehr übrig. Das Haus in Bad Königshofen sei sowohl für die Pfarrei als auch für Vereine und Pfarrgemeinderat wichtig. Das Konzept für die Kommunion- und Firmkatechese aus dem gesamten Bereich des Altlandkreises Königshofen laufe erfolgreich. Schon von daher müsse die Einrichtung der Diözese erhaltenswert sein. Aber auch dazu gab es die deutliche Aussage des Generalvikars, dass man Trägerschaft und Eigentum bis Ende des Jahres 2021 abstoßen wird. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Diözesanleitung nicht mehr von ihrem Entschluss abweicht", bilanzierte Landrat Thomas Habermann abschließend. Weitere Gespräche sollen folgen.