
Am Mittwochabend hat Landrat Thomas Habermann durch einen Anruf von Generalvikar Jürgen Vorndran von der Entscheidung der Bistumsleitung erfahren, dass die Diözese die Trägerschaft sowohl für das Haus St. Michael in Bad Königshofen als auch das Schullandheim Thüringer Hütte abgibt. Wie es weitergeht, ist bislang nicht geklärt. Der Landkreischef bedauert es vor allem, dass weder er als Landrat noch die Partner der Thüringer Hütte und auch nicht die Stadt Bad Königshofen in die Gespräche und damit in die Entscheidung eingebunden gewesen seien.
Habermann: "Äußerst bedauerlich"
"Das ist äußerst bedauerlich, vor allem, da es sich bei beiden Einrichtungen um Themen wie Bewahrung der Schöpfung" an der Thüringer Hütte oder die Familienseelsorge im Haus St. Michael in Bad Königshofen handelt", ist Habermann sehr enttäuscht über die Entscheidung in Würzburg.
Betriebswirtschaftlich sei die Entscheidung der Kirchenleitung zwar nachzuvollziehen, nicht aber, was den Auftrag der Seelsorge für die Menschen betrifft. Habermann persönlich werde sich aber bemühen, soweit es ihm möglich ist, dass beide Einrichtungen weiter geführt werden können. Dabei hofft er auch auf Vorschläge aus Würzburg für eine künftige Trägerschaft beider Häuser.

Konkret nennt der Landrat das Schullandheim Thüringer Hütte, das ja aktuelle Themen wie Klimaschutz, die Zukunft des Planeten Erde und eben die Schöpfung zum Inhalt hat. In Bad Königshofen sei es die Fürsorge für die Menschen. Beides Themen, die ihm auch persönlich am Herzen liegen. Der Landrat erwähnt dazu, dass die Entscheidung der Diözesanleitung nicht mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort im Einklang ist. "Die Kirche vor Ort sieht das ganz anders."
Es besteht Gesprächsbedarf
Er selbst sieht deshalb noch Gesprächsbedarf mit der Kirchenleitung in Würzburg. Der Landrat hat noch vor wenigen Tagen ein Gespräch mit dem Leiter der Einrichtung Thüringer Hütte, Stephan Barthelme geführt. Die Entscheidung habe sich da noch keinesfalls abgezeichnet. Im Gegenteil: Es gab Ideen und Planungen, wie die Einrichtung weiter geführt werden kann.
Das Gleiche gilt auch für das Haus St. Michael in Bad Königshofen, wo sowohl Bildungsreferentin Stefanie Zastrow und Stephan Barthelme, der die Leitung des Hauses St. Michael zum 1. September übernommen hatte, optimistisch in die Zukunft blickten und ebenfalls ein Programm für 2021 ausgearbeitet hatten. Zur Entscheidung aus Würzburg kann Stephan Barthelme keine Stellung nehmen und verweist auf die Pressestelle.
Auf Anfrage dieser Redaktion hat auch Staatsministerin Dorothee Bär Stellung bezogen. "Als langjährige Patin von St. Michael bedauere ich die überraschende Entscheidung sehr. Das Haus liegt mir am Herzen, schließlich leisten die Familien- und Mehrgenerationenhäuser eine Arbeit von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft", so die CSU-Bundestagsabgeordnete.
"Ich hoffe sehr, dass zeitnah ein neuer Träger gefunden wird, damit die hervorragende Bildungsarbeit fortgeführt werden kann. Das Haus kann sich dabei der Unterstützung durch den Landkreis um Landrat Thomas Habermann und mir sicher sein“, so die Politikerin.
Bestürzt hat Dekan Andreas Krefft auf die Entscheidung in Würzburg reagiert. Das macht seine spontane Aussage deutlich: "Ich muss die Entscheidungen des Bistums akzeptieren, aber mein Herz kann es noch nicht. Ich bin nur traurig." Unverständlich für ihn ist diese Entscheidung in einer ländlich geprägten Region wie Rhön und Grabfeld.
Das das Haus St. Michael sei eine kirchliche Anlaufstelle für suchende Menschen, Kooperationspartner für die Kirchengemeinden und Sitz der Ehe- und Familienseelsorge im Dekanat. Letztendlich sei St. Michael auch ein Ort der Kooperation und Vernetzung für Verantwortliche im kirchlichen Dienst.
Zur Thüringer Hütte nennt der Dekan die bewusste Umwelterziehung, dazu ein besonderes Gemeinschaftserlebnis und eine wichtige Einrichtung für eine ganzheitliche Ansprache junger Menschen. In der Zeit nach der Corona-Pandemie seien solche Einrichtungen für Familien, aber auch traumatisierte Menschen oder Personen mit Depressionen wichtig und notwendig. Genau dann sei Seelsorge gefragt. Derartige Einrichtungen sieht er aber auch als produktive Bausteine in der Weiterentwicklung einer zeitgemäßen Pastoral im Dekanat und darüber hinaus.
Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling hatte zwar seit einiger Zeit schon Vermutungen. Dass es aber dann so plötzlich kommt und man nicht eingebunden war, ist für ihn unverständlich. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die finanzielle Unterstützung der Stadt mit jährlich 5000 Euro, wobei der gleiche Betrag vom Landkreis Rhön-Grabfeld kommt.

Immerhin rund 10 000 Besucher hätten in Bad Königshofen im vergangenen Jahr die Angebote genutzt. Auch Bürgermeister Thomas Helbling hat sich deshalb bereits einen Termin bei Generalvikar Jürgen Vorndran geben lassen, um mehr Informationen zu bekommen und die Zukunft der Trägerschaft zu besprechen. "Das Haus fehlt mir jetzt schon", sagt Bad Königshofens Kurdirektor Werner Angermüller. "Das Haus hat uns letztendlich auch über die Landkreisgrenzen hinaus bekannter gemacht", sagt Angermüller. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass die Diözese gerade im ländlichen Raum Rhön und Grabfeld den Fortbestand von Einrichtungen durch ihre Entscheidung gefährdet.
Gespart wird erst beim Kleinen wie man auch hier wieder praktiziert.
Natürlich ist die Schließung trotzdem enorm schade!
Freundliche Grüße
Lukas Will
Digitales Management