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Ostheim/Hausen
Kirche will Thüringer Hütte und Haus St. Michael nicht mehr
Paukenschlag aus Würzburg: Die Diözese gibt Trägerschaft für Bildungsstätten bei Urspringen und in Bad Königshofen ab. Landrat Thomas Habermann ist schwer enttäuscht.
Ein Aushängeschild für den Bildungsbereich Bewahrung der Schöpfung, bewusste Umwelterziehung und junge Menschen sowie Familien: Die Thüringer Hütte mit ihrem Jugendhaus und dem Energiepark. Nun will die Diözese die Trägerschaft abgeben.
Foto: Hanns Friedrich | Ein Aushängeschild für den Bildungsbereich Bewahrung der Schöpfung, bewusste Umwelterziehung und junge Menschen sowie Familien: Die Thüringer Hütte mit ihrem Jugendhaus und dem Energiepark.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:11 Uhr

Am Mittwochabend hat Landrat Thomas Habermann durch einen Anruf von Generalvikar Jürgen Vorndran von der Entscheidung der Bistumsleitung erfahren, dass die Diözese die Trägerschaft sowohl für das Haus St. Michael in Bad Königshofen als auch das Schullandheim Thüringer Hütte abgibt. Wie es weitergeht, ist bislang nicht geklärt. Der Landkreischef bedauert es vor allem, dass weder er als Landrat noch die Partner der Thüringer Hütte und auch nicht die Stadt Bad Königshofen in die Gespräche und damit in die Entscheidung eingebunden gewesen seien.

Habermann: "Äußerst bedauerlich"

"Das ist äußerst bedauerlich, vor allem, da es sich bei beiden Einrichtungen um Themen wie Bewahrung der Schöpfung" an der Thüringer Hütte oder die Familienseelsorge im Haus St. Michael in Bad Königshofen handelt", ist Habermann sehr enttäuscht über die Entscheidung in Würzburg.

Betriebswirtschaftlich sei die Entscheidung der Kirchenleitung zwar nachzuvollziehen, nicht aber, was den Auftrag der Seelsorge für die Menschen betrifft. Habermann persönlich werde sich aber bemühen, soweit es ihm möglich ist, dass beide Einrichtungen weiter geführt werden können. Dabei hofft er auch auf Vorschläge aus Würzburg für eine künftige Trägerschaft beider Häuser.

Hatten für das kommende Jahr eine Reihe von Angeboten geplant, um das Mehrgenerationenhaus St.  Michael weiter nach vorne zu bringen. Unser Bild zeigt Stefanie Zastrow, Bildungsreferentin und Stephan Barthelme, der die Leitung des Hauses St. Michael zum 1. September übernommen hatte.  Er ist außerdem Leiter der Thüringer Hütte.
Foto: Hanns Friedrich | Hatten für das kommende Jahr eine Reihe von Angeboten geplant, um das Mehrgenerationenhaus St. Michael weiter nach vorne zu bringen.

Konkret nennt der Landrat das Schullandheim Thüringer Hütte, das ja aktuelle Themen wie Klimaschutz, die Zukunft des Planeten Erde und eben die Schöpfung zum Inhalt hat. In Bad Königshofen sei es die Fürsorge für die Menschen. Beides Themen, die ihm auch persönlich am Herzen liegen. Der Landrat erwähnt dazu, dass die Entscheidung der Diözesanleitung nicht mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort im Einklang ist. "Die Kirche vor Ort sieht das ganz anders."

Es besteht Gesprächsbedarf

Er selbst sieht deshalb noch Gesprächsbedarf mit der Kirchenleitung in Würzburg. Der Landrat hat noch vor wenigen Tagen ein Gespräch mit dem Leiter der Einrichtung Thüringer Hütte, Stephan Barthelme geführt. Die Entscheidung habe sich da noch keinesfalls abgezeichnet. Im Gegenteil: Es gab Ideen und Planungen, wie die Einrichtung weiter geführt werden kann.

Das Gleiche gilt auch für das Haus St. Michael in Bad Königshofen, wo sowohl Bildungsreferentin Stefanie Zastrow und Stephan Barthelme, der die Leitung des Hauses St. Michael zum 1. September übernommen hatte, optimistisch in die Zukunft blickten und ebenfalls ein Programm für 2021 ausgearbeitet hatten. Zur Entscheidung aus Würzburg kann Stephan Barthelme keine Stellung nehmen und verweist auf die Pressestelle.

Auf Anfrage dieser Redaktion hat auch Staatsministerin Dorothee Bär Stellung bezogen. "Als langjährige Patin von St. Michael bedauere ich die überraschende Entscheidung sehr. Das Haus liegt mir am Herzen, schließlich leisten die Familien- und Mehrgenerationenhäuser eine Arbeit von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft", so die CSU-Bundestagsabgeordnete.

Ich muss die Entscheidungen des Bistums akzeptieren, aber mein Herz kann es noch nicht. 
Dekan Andreas Krefft

"Ich hoffe sehr, dass zeitnah ein neuer Träger gefunden wird, damit die hervorragende Bildungsarbeit fortgeführt werden kann. Das Haus kann sich dabei der Unterstützung durch den Landkreis um Landrat Thomas Habermann und mir sicher sein“, so die Politikerin.

Bestürzt hat Dekan Andreas Krefft auf die Entscheidung in Würzburg reagiert. Das macht seine spontane Aussage deutlich: "Ich muss die Entscheidungen des Bistums akzeptieren, aber mein Herz kann es noch nicht. Ich bin nur traurig." Unverständlich für ihn ist diese Entscheidung in einer ländlich geprägten Region wie Rhön und Grabfeld.

Das das Haus St. Michael sei eine kirchliche Anlaufstelle für suchende Menschen, Kooperationspartner für die Kirchengemeinden und Sitz der Ehe- und Familienseelsorge im Dekanat. Letztendlich sei St. Michael auch ein Ort der Kooperation und Vernetzung für Verantwortliche im kirchlichen Dienst.

Zur Thüringer Hütte nennt der Dekan die bewusste Umwelterziehung, dazu ein besonderes Gemeinschaftserlebnis und eine wichtige Einrichtung für eine ganzheitliche Ansprache junger Menschen. In der Zeit nach der Corona-Pandemie seien solche Einrichtungen für Familien, aber auch traumatisierte Menschen oder Personen mit Depressionen wichtig und notwendig. Genau dann sei Seelsorge gefragt. Derartige Einrichtungen sieht er aber auch als  produktive Bausteine in der Weiterentwicklung einer zeitgemäßen Pastoral im Dekanat und darüber hinaus. 

Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling hatte zwar seit einiger Zeit schon Vermutungen. Dass es aber dann so plötzlich kommt und man nicht eingebunden war, ist für ihn unverständlich. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die finanzielle Unterstützung der Stadt mit jährlich 5000 Euro, wobei der gleiche Betrag vom Landkreis Rhön-Grabfeld kommt.

Das Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen. Noch vor wenigen Wochen war hier die Welt in Ordnung und man erarbeitete Ideen für 2021. Nun steht in Frage, wie es weiter gehen soll.
Foto: Hanns Friedrich | Das Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen. Noch vor wenigen Wochen war hier die Welt in Ordnung und man erarbeitete Ideen für 2021. Nun steht in Frage, wie es weiter gehen soll.

Immerhin rund 10 000 Besucher hätten in Bad Königshofen im vergangenen Jahr die Angebote genutzt. Auch Bürgermeister Thomas Helbling hat sich deshalb bereits einen Termin bei Generalvikar Jürgen Vorndran geben lassen, um mehr Informationen zu bekommen und die Zukunft der Trägerschaft zu besprechen. "Das Haus fehlt mir jetzt schon", sagt Bad Königshofens Kurdirektor Werner Angermüller. "Das Haus hat uns letztendlich auch über die Landkreisgrenzen hinaus bekannter gemacht", sagt Angermüller. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass die Diözese gerade im ländlichen Raum Rhön und Grabfeld den Fortbestand von Einrichtungen durch ihre Entscheidung gefährdet.

 
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  • J. G.
    Was wollen denn einige? Einerseits wird gemotzt, dass die Kirche zu viel Geld hat und wenn dann die Diözese sparen will, wird auch gemault. So eine Trägerschaft finanziert sich nicht allein durch Beten.
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  • H. S.
    Solange die Oberen noch in Prunk und Pomp leben können, wird es der Kirche gutgehen.
    Gespart wird erst beim Kleinen wie man auch hier wieder praktiziert.
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  • G. Z.
    vom Glauben alleine, lassen sich die kirchlichen Aufgaben nicht erledigen. Es fehlt am Geld. Verständlich. Hat nicht jeder ein "Tischlein Deck Dich" in Form der Kreisumlage.
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  • B. G.
    Man mag zur Entscheidung der Diözese stehen wie man will, aber diese Überschrift stimmt so einfach nicht. Sicher hätten die Verantwortlichen die Einrichtungen weiter "gewollt". Aber sie "können" es offensichtlich nicht mehr. Das ist schon ein Unterschied. Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung einfach mal so im Handumdrehen gefällt wurde. Und es ist ja richtig: die Kirche soll sich für die Menschen einsetzen und Bildungsarbeit leisten. Aber wenn alles so weiterginge, ohne einschneidende Maßnahmen, dann wäre halt irgendwann mit allem Schluss. Vielleicht wäre ein Weiterdenken doch von Vorteil?
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  • A. B.
    Und was wären mögliche Alternativen für den Fortbestand der Häuser? Sind andere Träger vorstellbar? und wenn ja, welche könnten das sein?
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  • A. H.
    Hallo, kleine Richtigstellung: das Bildungshaus Thüringer Hütte gehört nicht zu Ostheim sondern zu Hausen. Der Berggasthof gehört wohl zu Ostheim, dann kommt die Straße und auf der anderen Seite der Straße liegt das Bildungshaus. Die Straße ist genau die Grenze zwischen Urspringen (Ostheim) und Hausen.
    Natürlich ist die Schließung trotzdem enorm schade!
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  • L. W.
    Danke für den Hinweis, wir haben die Ortsmarke ergänzt.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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