
Sie hatten sich einen geheimnisvollen Namen für ihr Team ausgesucht: "lisandi". Das ist isländisch und bedeutet Teamgeist. Nomen est omen. Gerade mit diesem Teamgeist fuhren Stefan Rieß und sein Beifahrer Florian Rieß zum Sieg beim spektakulären Rasentraktor-Rennen auf dem Mellrichstädter Hof der Familie Stäblein. Damit holte sich das Sondheimer Brüderduo (alias die Schrauber Bude) zum dritten Mal hintereinander den Sieg bei diesem Motorsportevent der außergewöhnlichen Art. Der Lohn: Stefan und Florian dürfen den Wanderpokal nach den Triumphen von 2017, 2018 und nun 2022 behalten.

Das Rasentraktor-Rennen feierte nach der zweijährigen Corona-Pause ein großartiges Comeback. Die engeren Kurven kamen den Siegern entgegen. Nach den Worten von Stefan Rieß fordere der 400 Meter lange Parcours viel Arbeit und Fahrgeschick. Wichtig dabei: die Kraft auf die Strecke bringen. Florian Rieß nannte den Parcours "brutal". Doch mit viel Fahrgeschick meisterten die Sondheimer die Schwierigkeiten. Stefan und Florian Rieß harmonierten prima. Ohne einen Beifahrer geht das Ganze nicht. Ansonsten kommt der Traktor nicht um die Kurve. Der Beifahrer muss mitarbeiten.
Stefan Rieß wollte unbedingt bei diesem Event mit dabei sein, kam deshalb eigens aus seinem Kroatienurlaub zu dieser Veranstaltung hergefahren. Und das hat sich voll gelohnt. Mit seinem erneuten Sieg hatte das Racingteam aus Sondheim/Grabfeld durchaus schon gerechnet. Schließlich ging man als Titelverteidiger an den Start. Schon das Qualifying hatten die Sondheimer gewonnen. Auch das gefürchtete Schlammloch, das kräftig bewässert wurde, nahmen die Sondheimer perfekt.
Eine Drehung im Schlammloch
Ganz im Gegensatz zum einheimischen Team "Mellerschter Räumle", das sich im Schlammloch drehte. Räumle konnte mit Hilfe von einigen Personen aus der Notlage befreit werden und legte noch ein passables Rennen hin. Wie Johannes Klüber vom Räumle-Team betonte, sei aber letztlich die Platzierung nebensächlich. Die Gaudi stehe vielmehr im Vordergrund. Von vier gestarteten Teams belegte das Mellerschter Räumle-Team Platz drei. Zweiter wurde WNS Racing, ebenfalls aus Mellrichstadt. Das Team "Old School Box Racing" schied kurz vor Schluss aus. Leider waren heuer nur vier Teams am Start, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Es war bereits die 17. Auflage dieses Rennens, das von der Clique "Mellerschter Räumle" veranstaltet wird. Diese zählt über 30 Personen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Einmal trifft man sich in der Woche zum Stammtisch am Räumle in der Sondheimer Straße. Wie Bastian Reinert unterstrich, lassen sich die Teilnehmer motorentechnisch immer etwas einfallen. So waren schon Traktoren mit über 80 PS am Start. Nach Bastians Ansicht mache die Stimmung den Reiz dieses Events aus. Die zahlreichen Zuschauer stehen geschützt durch Strohballen an der Strecke, erleben Motorsport hautnah, wie der Haus- und Hofherr Jochen Stäblein betonte. Die Fans unterstützen ihre Teams. Besonders die Sondheimer Fans waren in Anbetracht des starken Auftritts der Rieß-Brüder aus dem Häuschen.
Die Idee entstand aus einer Faschingslaune
Das Event, so Jochen Stäblein, sei aus einer Faschingslaune entstanden. Beim Faschingsumzug wurde ein Rasentraktor mitgeführt, der einen Beifahrersitz hatte. Dann kamen Steffen Fischer und Jochen Stäblein auf die Idee, gegeneinander ein Rennen zu fahren.
Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Traktor-Rennen ist ein Beifahrersitz. Das Gefährt muss aussehen wie ein Rasentraktor, der auch zum Mähen eingesetzt wurde. Die Fahrer haben PS-technisch gesehen hingegen freie Hand. Doch die PS-Zahl ist oft nicht entscheidend. So war diese mit 18 PS beim diesjährigen Gewinner eher niedrig. Das Sondheimer Racing Team baute einen anderen Motor ein, die Achse wurde überarbeitet, das Lenkgetriebe entstand im Eigenbau, der Rahmen wurde verstärkt, die zwei Sitze angefertigt, wie Mechaniker Stefan Rommel erläuterte.
Organisatoren ziehen ein positives Fazit

Vor dem eigentlichen Rennen entschied wie bei der Formel 1 ein Qualifying über die Startaufstellung, wobei auch ein Geschicklichkeitsspiel in die Wertung miteinfloss. Heuer war es das Maßkrugschieben. Den Startschuss zum eigentlichen Rennen gab der Zweite Bürgermeister Mellrichstadts, Bernd Roßmanith, der die zahlreichen Zuschauer gleich zu einer La-Ola-Welle animierte. Das Rennen selbst dauerte etwa 20 Minuten und ist besonders beim Schlammloch spektakulär.

Organisator Jochen Stäblein zog ein sehr positives Fazit trotz der wenigen Starter. Es sei ein super Wettbewerb ohne Unfälle gewesen. Und die Zuschauer seien trotz des einsetzenden Regens mit Begeisterung dabei gewesen.