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Sandberg
Filiale der Sparkasse in Sandberg ist zu: Bürger sind sauer, dass sie nur noch im Lebensmittelladen Geld abheben können
Senioren fühlen sich abgehängt, Bürgermeisterin Sonja Reubelt sieht die Bank in der Pflicht. Warum nun sogar Döner-Käufer einen Umweg über Bischofsheim fahren müssen.
Nur noch Spuren aus vergangenen Zeiten: Die Filiale der Sparkasse in Sandberg ist seit dem 14. Oktober geschlossen. Bargeld kann in der Gemeinde Sandberg nur im Lebensmittel-Laden Metz (im Hintergrund) ab einem Einkaufswert von 20 Euro abgehoben werden.
Foto: Marc Huter | Nur noch Spuren aus vergangenen Zeiten: Die Filiale der Sparkasse in Sandberg ist seit dem 14. Oktober geschlossen.
Marc Huter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:05 Uhr

Der Briefkasten ist zugeklebt. Die Klingel ist abmontiert. Deutlich sieht man noch die Abdrücke der neun Buchstaben an der Wand, die noch vor kurzem rot geleuchtet haben: Die Sparkassen-Filiale in Sandberg ist seit dem 14. Oktober geschlossen.

"Das ist ein Tritt ans Schienbein", zeigt sich Claus Kleinhenz, der Seniorenbeauftragte der Gemeinde, enttäuscht. Die nächsten Bankfilialen und Bankautomaten für Bürgerinnen und Bürger aus Sandberg, Langenleiten, Schmalwasser oder Kilianshof finden sich erst wieder in Bischofsheim oder in Burkardroth im Landkreis Bad Kissingen. "Das ist keine gute Entwicklung, die sich da auftut", findet Kleinhenz.

Einzig beim Lebensmittel-Laden Metz in Sandberg könnte bei einem Einkaufswert ab 20 Euro Bargeld abgehoben werden. Oftmals sind es aber kleinere Einkäufe, die in diesem Laden getätigt werden, und dann schließt der Lebensmittel-Laden ja auch schon um 18 Uhr.

Senioren klagen: Ein Stück Daseinsvorsorge fehlt

"Mit Mühe und Not", erklärt Kleinhenz, versuche man in Sandberg die Daseinsvorsorge der älteren Menschen am Leben zu halten. Kleinhenz ist mit seinen 70 Jahren selbst einer der 15 ehrenamtlichen Fahrer, die mit dem Bürgerbus mobilitätseingeschränkte und ältere Bürgerinnen und Bürger aus Sandberg und seinen Ortsteilen von A nach B bringen. "Die Senioren haben mir in den letzten drei Wochen schon oft ihr Leid geklagt", berichtet Kleinhenz und versteht nicht, warum man nicht wenigstens einen Geldautomaten in den Räumlichkeiten belassen hat.

Auch Murat Altunova, der Inhaber des Murat Grills gegenüber, zeigt sich erbost. Vier Kunden hat er seit der Filialschließung schon nach Bischofsheim schicken müssen, um Geld zu holen. Sein Kundenstamm kommt meistens nach 18 Uhr in den Döner-Laden, da hat der Lebensmittel-Laden von Thomas Metz schon geschlossen. Ein EC-Karten-Lesegerät besitzt er nicht – dies lohne sich nicht bei den Umsätzen des kleinen Geschäfts.

Auch die Bürgermeisterin ist sauer über die Schließung

Bürgermeisterin Sonja Reubelt hat ihren Ärger über die Schließung der Bankfiliale noch nicht ganz verdaut. Im April sei ihr die Entscheidung vom Sparkassen-Vorstand kommuniziert worden. Als Begründung habe es damals geheißen, dass die Bar-Abhebungen in der Sandberger Filiale zurückgegangen sind. "Der Aspekt der Corona-Zeit wurde hierbei nicht bedacht", erklärt die Bürgermeisterin, die damals versucht hat, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Filiale in Sandberg zu retten, wie sie sagt.

Die ureigene Aufgabe der regionalen Banken sei die Bargeldversorgung. Diese werde aber Stück für Stück der Geschäftswelt übertragen. An vielen Stellen versuche man – mit hohen finanziellen Mitteln und ehrenamtlichen Helfern – die Infrastruktur im Ort zu halten. Es gibt eine Quartiersmanagerin, die sich um die Daseinsvorsorge der älteren Bevölkerung kümmert. Man mache sich über Wohnkonzepte Gedanken und vieles mehr. Umso schmerzlicher ist es, wenn heimische Banken wie die Sparkasse oder die VR-Bank dann von heute auf morgen wesentliche Einrichtungen für die Bevölkerung im ländlichen Raum schließen. "Das ist ein herber Schlag", so Reubelt. Gerade der fehlende Bankautomat sei ein großes Problem.

In den letzten Jahren haben sowohl die VR-Bank Main-Rhön als auch die Sparkasse Bad Neustadt aus Kostengründen viele kleinere Filialen in Rhön-Grabfeld geschlossen. Zuletzt schloss die Sparkasse im Jahr 2018 die Filialen in Heustreu, Hohenroth und in der Gartenstadt, die Sparkassen-Geschäftsstellen in Unsleben und Herschfeld wurden zu Räumen für Geldautomaten umgewandelt. Im Jahr 2016 traf es die Filialen in Niederlauer, Schönau, Wollbach, Bastheim sowie am Hainberg in Mellrichstadt. Zusammen mit Sandberg wurde auch die Sparkassen-Filiale in Salz im Jahr 2022 geschlossen.

 
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Kommentare
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  • mroktober
    Geld besteht in naher Zukunft nur noch aus Zahlen am Bildschirm & Display.
    Als nächstes werden 1 und 2 Cent Stücke aus dem Verkehr gezogen....schlussendlich wird das
    ganze Bargeld abgeschafft und bezahlt wird mit Smartphone oder Smartwatch...da braucht es keine Fillialen mehr.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Es stimmt schon, dass die Sparkassen eigentlich ein Teil der Daseinsvorsorge. Angefangen vom Jedermannkonto auf Guthabenbasis, das auch Leute, wo andere Banken abgewunken haben, bekamen. Dann ein dichtes Filialnetz. Aber wie auch hier zählt überall die Wirtschaftlichkeit und der Profit. Wenn man immer mehr schließt, muss man schon fragen, ob der Teil des öffentlich-rechtlichen Status noch haltbar ist.
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  • Funkenstern
    Unsere politische Kaste mit allem was dranhängt will den Bargeldverkehr minimieren, aus mehreren Gründen. Also spielen diese Regionalbanken ihre strategische Macht aus und reduzieren, wo es nur geht. Es gibt ja schon private Geldautomatenbetreiber, die übernehmen dann das Feld. Zu horrenden Gebührensätzen...
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  • poststelle@rothenbuch.de
    Die Regionalität ist das einzige Plus von Sparkassen und Raiffeisenbanken. Wenn die Vorstände dieser Banken der Meinung sind selbst ihre Automaten abzubauen sollte man konsequent zu einer anderen Bank wechseln.
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  • krug.klaus@t-online.de
    "und dann schließt der Lebensmittel-Laden ja auch schon um 18 Uhr"

    Ja soll dieser Laden auch noch bis 20.00 Uhr geöffnet haben, damit sich die überschaubare Kundenzahl auf noch mehr Öffnungsstunden (= höhere Personalkosten) verteilt?

    Die Senioren könnten doch auch früher zum Einkaufen gehen, Zeit haben sie ja. Früher war auch nicht bis 20.00 Uhr geöffnet. Man kann nicht alles haben. Seit froh, dass es diesen Laden überhaupt noch gibt!
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Sparkassen sind keine Privatbanken sondern öffentlich-rechtliche Kreditinstitute. Zu was sie verpflichtet sind kann man in Wikipedia nachlesen.
    Wenn die Sparkassen den Verpflichtungen nicht mehr nachkommen wollen, dann sollen die Lokalpolitiker bitte so ehrlich sein das den Bürgern zu sagen und die Sparkassen abzuschaffen.
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Sparkassen wie auch die Volksbanken sind nicht gegründet worden, um den grossen Geschäftsbanken Konkurrenz zu machen.
    Aber "strategische" Entscheidungen fällen nicht in die Alleinkompetenz der Vorstände, sondern von diesen den Aufsichtsräten vorzulegen und dort (!!) zu befürworten.
    Ja und dann schauen wir mal, wer dort (auch an Lokal- und Kommunalpolitikern) vertreten ist !!
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  • richtig
    Wozu Bargeld, wenn man in den Walddörfern doch fast gar keines mehr ausgeben kann?
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  • Laeufer61
    Das ist aber...

    ...sehr zynisch...
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  • richtig
    Realität , oder etwa nicht? Jedenfalls taugt der Seniorenbus auch zum Geldholen in Bischofsheim. Mal sehen, was als nächstes schließt.
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