Die Sparkasse Bad Neustadt wirbt auf ihrer Homepage damit, dass sie als "Beste Bank vor Ort 2021" ausgezeichnet worden ist. Den Bewertungskriterien, die für diese Auszeichnung berücksichtigt werden, mögen dies auch rechtfertigen. Doch wenn man hört, dass ein Geldinstitut "Beste Bank vor Ort" ist, sollte man als Laie meinen, dass das Hauptkriterium sein sollte, dass man tatsächlich vor Ort ist.
In Fladungen zeigt sich diese Situation anders. Dort ist mit demUmzug der Sparkasse von der Dr.-Höfling-Straße in die Bahnhofstraße leider auch die Möglichkeit weggefallen, Überweisungen vor Ort einzuwerfen. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus. Allerdings ziehen sich auch andere Banken aus der Region mehr und mehr zurück, beispielsweise die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld.
Nicht nur für Geschäftsleute in Fladungen ist das ein Problem. So kann das Geld, das am Tag eingenommen wird, nur in Ostheim eingezahlt werden. Um dort hinzukommen, muss man erst einmal mindestens zehn Kilometer mit dem Auto zurücklegen.
Besonders für Ältere wird es schwer
Besonders für die älteren Mitbürger sei das ein Problem, wie Peter Ramann aus Huflar betont: "Jüngere können sicherlich aufs Online-Banking umschwenken. Für die Älteren wird dies aber schwierig. Ich war und bin zeitlebens bei der Sparkasse Kunde und bin hier immer sehr gut bedient worden", sagt er. Mit der Sparkasse hatte er bereits Kontakt aufgenommen. Außerdem wurde ein Leserbrief zu dieser Thematik in dieser Zeitung veröffentlicht. Allerdings konnte er so nichts erreichen. Nach einem Telefonat mit der Sparkasse wurde ihm in einem Schreiben lediglich mitgeteilt, dass die Kundenfrequenz für Serviceleistungen in der Geschäftsstelle abgenommen habe. Explizit wird im Schreiben darauf verwiesen, dass die Kunden jederzeit die Möglichkeit hätten, im Internet ihre Geschäfte zu tätigen.
"Das Thema Bankenschließung brennt den Menschen hier wirklich auf den Nägeln", sagt Raman. Er findet, dass die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle stehen müssten. "Die Sparkasse hat die Pflicht, für ihre Kunden da zu sein", meint er. Außerdem sei die Sparkasse Bad Neustadt eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Die maximale Gewinnerzielung stehe satzungsmäßig nicht im Vordergrund der Unternehmenspolitik.
Die Kosten für den Kunden bleiben gleich
Kontoführungsgebühren und anderes müssten von den Kunden der Sparkasse in Fladungen dennoch bezahlt werden. "Dafür kann man dann auch einen ordentlichen Service erwarten", meint Ramann. An der Sparkasse am alten Ort ist ein Schild angebracht, dass ein Ansprechpartner zu Vermögensanalgelegenheiten, zu Versicherungsfragen usw. zur Verfügung stehe. Die Telefonnummer ist mitangegeben. "Leider ist hier aber kein Mitarbeiter vor Ort zu erreichen", kritisiert Ramann.
Der Einzugsbereich der Sparkasse ist groß. Sands, Weimarschmieden, Brüchs, Leubach, Rüdenschwinden, Hausen, Oberfladungen, Heufurt, Roth und andere Orte seien darauf angewiesen, dass sie ein Geldhaus zumindest in der näheren Umgebung haben. "Die Sparkasse wird ihrer Aufgabenstellung, wie es auch in ihrer Präambel steht, nicht gerecht. Eigentlich müsste das auch den Landrat interessieren", so Ramann. Landrat Thomas Habermann ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Bad Neustadt. "Die Grundidee der Sparkasse finde ich sehr gut. Es ist nur schade, dass sie durch die Schließungen verwässert wird", urteilt Ramann. Dabei bezieht er sich darauf, dass im Sparkassengesetz geregelt ist, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Finanzdienstleistungen gewährleistet sein muss.
Ein Wechsel der Bank ist für die Kunden vor Ort keine Option. Die Raiffeisenbank hat ebenso kein Personal mehr, das Überweisungen und ähnliches annimmt, in Fladungen. "Besonders für Ältere, die nicht mehr so mobil sind und nicht über Computer verfügen, wird es so immer schwieriger", sagt Ramann. Er würde sich wünschen, dass sich hier etwas ändert. "Das Leben hier bei uns ist so schön. Allerdings muss auch eine Grundversorgung gewährleistet sein."
Briefkasten für Überweisungen keine Option
Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Neustadt, Georg Straub, ist sich der Problematik bewusst. Wie er auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt, sei die Installation eines Briefkastens für Überweisungen aber keine Option. "Wir sind nach den Zahlungsverkehrsrichtlinien verpflichtet, Ausführungspflichten zu wahren. Überweisungen, die abgegeben werden, müssen innerhalb eines Kalendertags beim Empfänger sein", sagt er. Man könne wohl an den Briefkasten schreiben, dass dieser nur einmal am Tag geleert wird. Erfahrungsgemäß würden dies Kunden aber nicht berücksichtigen, was beispielsweise beim Abzug von Skonto Ärger machen könnte.
Weit über 60 Prozent der Kunden würden ihre Überweisungen online machen. "Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, die Überweisungen telefonisch zu tätigen", erläutert Straub. Dies sei durch eine besondere Abfrage der Hotline sehr sicher, weit sicherer als bei schriftlichen Überweisungen. Bei letzteren habe es durch Unterschriftenfälschung und anderem mehr durchaus schon Probleme gegeben.
Kundenfrequenz in den Geschäftsstellen nimmt ab
Wie Straub weiter mitteilt, nehme die Kundenfrequenz in den Geschäftsstellen ab: "Corona war hier ein Turbolader." Pro Jahr sinke die Frequenz um 10 Prozent. "Die Kunden können online fast alles machen - und das 24 Stunden am Tag", gibt er zu bedenken. Von der Adressänderung bis hin zur Änderung von Freistellungsaufträgen seien die Möglichkeiten unbegrenzt. Durch das eingesetzte Verfahren sei dies auch sehr sicher. Für Kundenberatung stünden Sparkassenmitarbeiter weiter zur Verfügung.
Natürlich sei bei den Überlegungen ein Punkt gewesen, dass mit dem Zusammenlegen der Geschäftsstelle mit der VR-Bank die Kosten verringert werden. "Die Gewinne sprudeln bei uns nicht. Durch die Zinspolitik sind ein Drittel der Erträge weggefallen", sagt Straub. Man versuche, dem entgegenzuarbeiten. Zumal man nur dann Kredite vergeben könne, wenn zwischen 10,5 und 12 Prozent der Summe durch Eigenkapital gedeckt wird. "Wir müssen also Gewinne machen, auch wenn die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund steht. Kreditgeschäfte sind aber nur dann möglich, wenn wir Eigenkapital vorhalten", gibt er zu bedenken. Man wolle auch weiter vor Ort sein. Besonders in Fladungen sei ihm dies ein Anliegen, weil dies die nördlichste Filiale in Bayern sei. Er verspricht aber, mit seinen Mitarbeitern zu besprechen, ob nicht wenigstens die Auslage von Überweisungsträgern direkt vor Ort möglich ist.