
Endlich ist der Tag gekommen, an dem der Rhönkauz nicht über Politik schreiben muss. Zugegeben: Das heutige Thema ist nicht viel angenehmer, denn es geht um die Ehe. Genauer gesagt: um die Ehe und die Rettung der Welt.
Aber erstmal ganz von vorn: Die Rettung der Welt stellt für einen Deutschen, also auch für den Rhönkauz, keine besondere Herausforderung dar. Er trennt fein säuberlich Tag für Tag den Müll in vier Fraktionen, schleckt noch einmal unbemerkt in die hinterste Ecke des angetrockneten Joghurtbechers, damit der Gelbe Sack auch ja kein kontaminiertes Plastik enthält.
Und wenn ihn das schlechte Gewissen plagt, holt er den Kronkorken der Bierflasche mit einem beherzten Griff aus der grauen, müffelnden Restmülltonne, um ihn dann ordnungsgemäß den Blechabfällen zuzuordnen.
Feste Drehverschlüsse contra Tablettenpackungs-Kleber
Der Deutsche lässt sich die neuen, fest verbundenen Drehverschlüsse seiner PET-Flaschen beim Trinken an die Nase knallen. Die Klimarettung macht nun mal durstig. Gegen die Wunde am Riechorgan nimmt er Schmerztabletten, deren Verpackungen neuerdings umständlich mit kleinen Klebefolien verschlossen sind, damit die Plastikreduzierung ja auch zum EU-Nullsummenspiel wird. Im Sommer-Urlaub mit dem Kerosin-Bomber sieht er zwar, dass andernorts Müll ein einziges Gemisch ist, aber das lenkt immerhin vom Kerosin-Thema ab.
Altes Papier für neue Zeitungsseiten
Nun kommt die Rhönkauz-Ehe ins Spiel. In der Ehe soll ja einer des anderen Last tragen. Im Falle des Rhönkauz war es letzthin der Papiermüll, den die Frau wegbringen musste, weil der "Moo", wie man hier sagt, anderweitig beschäftigt war. Mit altem Papier können ja wieder Zeitungsseiten wie diese bedruckt werden.
Einige Tage waren vergangen, als der Rhönkauz eine Nachricht auf seinem Handy hatte, geschrieben von der Bürgermeister-Person (eine Nennung des Geschlechtes ließe an dieser Stelle zu deutliche Rückschlüsse zu) "Hallo Rhönkauz. Ein gutes neues Jahr noch...", begann der Text. Es folgte: "Unser Bauhofleiter hat auf unserem Abfallplatz Kartonagen gefunden. Auf einer steht dein Name. Wenn Du..., dann bitte......"
Schamesröte in der Abendsonne
Der Rhönkauz musste nicht mehr weiterlesen. Die Abendsonne konnte mit der Schamesröte des Rhönkauz nicht mithalten. Er wäre am liebsten dorthin geflogen, wo es kein Papier gibt – und keine Bürgermeister-Personen!
Am Ende stellte sich heraus, dass die Papier-Container überfüllt waren und im größeren Nachbarort die Städter ihre Kartons einfach neben die Container gestellt hatten. Es war das erste Vergehen dieser Art der Kauzen-Gattin. Prompt wurde es geahndet.
Limoncello als Liebesbote
Für eine Ehe ist so ein Geschehnis freilich eine Herausforderung. Man muss ja wieder zusammenfinden. Verraten wurde der Rhönkauz durch einen kleinen Flaschen-Karton. Er hatte online köstlichen Limoncello für seine geschmackssichere Gattin bestellt – mit Zitronen von der Amalfiküste. Zwei Gläschen werden ihre versöhnende Wirkung gewiss entfalten. Und das nächste Fläschchen kommt natürlich unverpackt vom Händler vor Ort.