In keinem anderen Landkreis in Unterfranken wird die Bevölkerungszahl in den kommenden 18 Jahren stärken zurückgehen als in Rhön-Grabfeld. Das geht aus Daten hervor, die das Bayerische Landesamt für Statistik jetzt vorgelegt hat. "Regionale Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2040" heißt das im Januar veröffentlichte Zahlenwerk, in dem auch das "Demografische Profil für den Landkreis Rhön-Grabfeld" auf 25 Seiten vorgestellt wird. Daraus geht hervor, dass die Bevölkerung in Rhön-Grabfeld bis 2040 nicht nur zahlenmäßig abnimmt, sondern auch älter und internationaler wird.
Wie sieht es in den anderen Landkreisen aus?
Nach den Berechnungen der Statistiker wird die Einwohnerzahl im Landkreis von 79 510 Ende 2020 über 77 600 im Jahr 2030 auf 75 600 im Jahr 2040 sinken. Das ist ein Rückgang um fünf Prozent und bedeutet den höchsten Wert in ganz Unterfranken. Dabei erwarten die Statistiker für den gesamten Regierungsbezirk einen Rückgang der Bevölkerung um 1,5 Prozent im angegeben Zeitraum, was sie "insgesamt noch stabile Bevölkerungsentwicklung" bezeichnen. Diese wird vor allem von den Landkreisen Kitzingen (+2,7 Prozent) und Würzburg (+1,1 Prozent) sowie der Stadt Aschaffenburg (+1,1 Prozent) getragen.
Nach den neuen Berechnungen werden auch die kreisfreie Stadt Würzburg (– 0,7 Prozent) und die Landkreise Aschaffenburg (– 1,1 Prozent) und Schweinfurt (– 1,2 Prozent) ihre Bevölkerungszahl annähernd halten können. Stärkere Bevölkerungsverluste werden - wie auch im restlichen Bayern - in den nördlichen Landkreisen nahe der Landesgrenze erwartet - am deutlichsten eben in Rhön-Grabfeld. Gefolgt von der Stadt Schweinfurt mit einem Minus von 4,6 Prozent und Main-Spessart mit 4,4 Prozent. Im Landkreis Haßberge liegt das Minus bei 2,9 Prozent, im Kreis Bad Kissingen bei 2,8 Prozent. Ein Minus von 2,3 Prozent wurde daneben noch für Miltenberg errechnet.
Weniger Minus durch Zuwanderung
Der größte Bevölkerungsschwund in ganz Bayern wird im Landkreis Kronach mit einem Minus von 10,6 Prozent erwartet, während die Bevölkerungszahl im Landkreis Landshut mit einem Plus von 11,8 Prozent am stärksten wächst. Für Bayern insgesamt wird eine Bevölkerungszunahme um 3,9 Prozent erwartet.
Entscheidend für das Minus bei der Bevölkerungsentwicklung in Rhön-Grabfeld ist, was die Statistiker als "natürliche Bevölkerungsbewegung" bezeichnen und womit sie die Differenz von Geburten- und Sterbezahlen meinen. Im Landkreis werden nach ihren Berechnungen auch in den kommenden Jahren weitaus weniger Neugeborene erwartet als Menschen sterben. Allein damit würde die Bevölkerungszahl bis 2040 um 10,6 Prozent abnehmen. Abgefedert wird diese Entwicklung allerdings durch Zuwanderung. Ob aus dem Ausland oder dem Inland: Der Anteil der bis 2040 erwarteten Zuwanderer in den Landkreis wird mit 5,6 Prozent angegeben, womit sich der schon genannte Wert für den Bevölkerungsrückgang von 5 Prozent errechnet.
Rhön-Grabfelder werden immer älter
Dabei wird die Zahl der unter 18-Jährigen um 2,9 Prozent zurückgehen, in der Altersklasse zwischen 18 und unter 40 Jahren beträgt das Minus 12,8 Prozent und in der Gruppe von 40 bis 65 Jahre sogar 18,9 Prozent. Drastisch zunehmen wird dagegen die Zahl der älteren über 65 Jahre. Hier errechneten die Statistiker einen Zuwachs von gleich 23,9 Prozent. Aus diesem Zahlenwerk wiederum ergibt sich eine Zunahme des Durchschnittsalters von um fast zwei Jahre von 45,6 auf 47,5 Jahre. Das höchste Durchschnittsalter in Unterfranken (gesamt 46,9) wurde übrigens für den Nachbarlandkreis Bad Kissingen mit 48,8 Jahren errechnet.
Das bedeutet eine weitere negative Verschiebung im Verhältnis von Personen, die noch nicht oder nicht mehr im erwerbsfähigen Alter sind, zu der Altersgruppe zwischen 20 und 64 Jahren. Hier ist der Landkreis aber nur Beispiel für einen allgemeinen Trend. Kamen in Rhön und Grabfeld 2020 auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 70,7 Kinder und Jugendliche beziehungsweise Senioren über 65 Jahre, werden es 2040 schon 95,8 Personen sein. Das heißt: Auf fast jeden Arbeitenden kommt dann eine Person, die noch nicht oder nicht mehr arbeitet. Eine enorme Herausforderung nicht nur für die Sozial- und Rentenpolitik.
Fazit
Was in dem neuen Zahlenwerk auch erwähnt wird, ist, dass damit bisherige Prognosen abgeschwächt wurden. Der noch 2014 für den Landkreis errechnete Bevölkerungsrückgang von mehr als zehn Prozent bis 2032 wird wohl in diesem Ausmaß nicht eintreten. Stattdessen ist nun nur noch mit der genannten Schrumpfung von 5 Prozent bis 2040 zu rechnen. Entscheidend dafür ist unter anderem die Zuwanderung, sowohl aus anderen Regionen Deutschlands wie vor allem auch aus dem europäischen Ausland, womit eine weitere Internationalisierung der Landkreisbevölkerung verbunden ist.
Allerdings reicht diese Zuwanderung nicht aus, den langfristigen Trend einer alternden und rückläufigen Bevölkerung mit allen damit verbundenen Problemen wie der Sicherung der Daseinsvorsorge zu brechen. Wie die Statistiker feststellen, wird dies auch die Corona-Pandemie – trotz des aktuellen und voraussichtlich auch in den kommenden Jahren noch nachwirkenden Einflusses auf die Bevölkerungsentwicklung – nicht maßgeblich ändern.