Die Botschaft ist nicht neu. Und sie wird mit Aktualisierung leider auch nicht besser: Der Landkreis Rhön-Grabfeld gehört zu jenen Regionen Bayerns, die in den nächsten Jahren erheblich an Einwohnern verlieren werden. Die neuesten Prognosen, erst vor wenigen Tagen vorgestellt, sagen Bayern in Gänze bis 2032 einen leichten Bevölkerungsgewinn vorher. Rhön-Grabfeld wie auch Bad Kissingen aber prophezeien sie bis dahin im Vergleich zu 2012 deutliche Verluste. Während für den Nachbarkreis ein Bevölkerungsrückgang von 9,8 Prozent prognostiziert wird, wird in Rhön-Grabfeld gar die Zehn-Prozent-Hürde geknackt. 10,2 Prozent lautet die genaue Zahl. Damit nimmt der Landkreis in Unterfranken eine traurige Spitzenposition ein.
80 224 Einwohner schreibt das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Rhön und Grabfeld für 2012 zu. 2032 sollen es laut regionalisierter Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern nur noch 72 100 sein, also rund 8100 weniger. Dabei verteilt sich der Rückgang in der Vorstellung der Statistiker offenbar gleichmäßig über die Jahre. 2022 soll laut Prognose mit dann noch 76 200 Einwohnern ziemlich genau die Hälfte des Rückgangs erreicht sein.
Im benachbarten Bad Kissingen reduziert sich die Einwohnerzahl von 103 124 Einwohner auf 93 100 also um rund 10 000.
Altersschnitt steigt auf 49,1 Jahre
Deutlich wirkt sich diese Entwicklung auf das Durchschnittsalter der Rhöner und Grabfelder aus. Nach Angaben der Statistiker war der durchschnittliche Landkreisbürger 2012 genau 44,1 Jahre alt. Sein Gegenstück im Jahre 2032 werde dann schon 49,1 Jahre auf dem Buckel haben, also genau fünf mehr.
Zur Logik dieser Entwicklung gehört auch die Verschiebung der Verhältnisse zwischen den Altersgruppen. Erhöhen wird sich laut Landesamt für Statistik bis 2032 im Landkreis nur die Zahl der Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. Die wächst aber beträchtlich, nämlich voraussichtlich um 42,2 Prozent.
Schon die 40- bis unter 65-Jährigen sollen zwischen Mellrichstadt, Bad Königshofen und Bad Neustadt weniger werden (minus 24,9 Prozent). Nicht anders ist es bei den 18- bis unter 40-Jährigen (minus 24,8 Prozent) und bei den unter 18-Jährigen (minus 24,8 Prozent).
Das Phänomen des Bevölkerungsschwunds betrifft bekanntlich viele Regionen in Franken. Die Rhöner Landkreise können sich vielleicht damit trösten, dass die Verluste anderswo noch höher sind. Dem oberfränkischen Kreis Wunsiedel werden als Schlusslicht bis 2032 sogar 18 Prozent weniger Einwohner vorhergesagt.
Bei einem anderen Wert steht Rhön-Grabfeld allerdings in Bayern alleine. Während alle bayerischen Landkreise und Städte nach der Prognose mit mehr Zuzügen als Wegzügen rechnen können – wird Rhön-Grabfeld nach den Berechnungen allein aus der Abwanderung 0,4 Prozent seiner Bewohner verlieren. Während der ansonsten in Ober- und Unterfranken erwartete Bevölkerungsschwund „nicht aus einer Abwanderungswelle, sondern vielmehr durch einen zunehmenden Sterbefallüberschuss verursacht wird“.
Die Städte und Gemeinden im Landkreis tragen zu der Entwicklung ganz unterschiedlich bei. Echte Gewinner sieht die Bevölkerungsvorausberechnung unter den 37 selbstständigen Kommunen des Kreises Rhön-Grabfeld lediglich in Salz mit 1,6 Prozent. Bei allen anderen Kommunen sind sehr unterschiedlich ausgeprägte Verluste zu verzeichnen. Das Zahlenmaterial dieses Vergleichs ist jedoch nicht ganz so aktuell wie bei den Kreisen. Hier beziehen sich die Aussagen auf Werte aus dem Jahr 2009.
Die höchsten Einbußen werden danach in Rhön-Grabfeld der Gemeinde Sondheim zugeschrieben. Ein Minus von 17,2 Prozent erwarten die Statistiker dort bei der Bevölkerung. Ein Sechstel weniger in 13 Jahren, das ist ein tiefer Einschnitt. Nicht viel rosiger zeigt sich die Prognose für Nordheim. 16,2 Prozent Rückgang sind hier angesetzt. Im Altlandkreis Bad Königshofen wird ein Minus von 13,1 Prozent in Großbardorf und 13,2 Prozent in Großeibstadt erwartet. Mellrichstadt steht mit 12,6 Prozent ebenfalls vor einem größeren Aderlass.
Auch die Erwartungen in der oberen Rhön sind bei einem Minus von 12,0 Prozent in Bischofsheim oder 13,8 Prozent in Oberelsbach nicht besser. Im Prinzip muss knapp die Hälfte der selbstständigen Kommunen im Kreis mit zweistelligen Einbußen rechnen.
Wie aufgeführt, ist Salz die einzige Gemeinde mit einem minimalen Zuwachs. Auch Bad Königshofen steht mit einem Minus von lediglich 1,6 Prozent sehr gut da. Daneben kommen vor allem auf die Kommunen im direkten Einzugsbereich von Bad Neustadt die geringsten Probleme zu. Der Kreisstadt selbst sagen die Statistiker 4,5 Prozent Minus voraus.
Brief an Seehofer in Vorbereitung
Für Landrat Thomas Habermann sind die wenig erfreulichen Zahlen ein Ergebnis der Schwäche Unterfrankens. Unter- und Oberfranken bilden für ihn die Schlusslichter, da hier im Gegensatz zu Niederbayern und der Oberpfalz in den vergangenen Jahrzehnten vonseiten der Staatsregierung zu wenig Strukturpolitik betrieben wurde. Dass müsse sich ändern. Ein entsprechender Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer sei in Vorbereitung, zudem würden Gespräche mit den unterfränkischen Landtagsabgeordneten geführt. Dabei gehe es zum Beispiel um den Ausbau der Fachhochschule Schweinfurt oder eine aktive Ansiedelungspolitik. „Natürlich“, das stellt der Landrat aber auch klar, „müssen wir auch daheim arbeiten!“