Am Montagabend, spät nach 22 Uhr, führte Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann ein langes Gespräch mit dem Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Natürlich ging es um das alles bestimmende Thema: Corona. Und es ging um die Kehrtwende, die der Landrat aus dem Norden des Freistaates in den vergangenen Tagen gemacht hat und von der die Regierung in München wissen sollte.
"Ich habe persönlich viel nachgedacht in den letzten Wochen. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die massiven Grundrechtseinschränkungen so wohl weiter nicht mehr juristisch zu rechtfertigen sind", sagt Habermann. Der kleine Grabfelder Blumenladen, der kleine Rhöner Biergarten - sie müssten nicht schließen. Es gebe keine Datengrundlage dafür, die ein höheres Infektionsrisiko bei ihnen bestätigen würden.
Kritik am Bundesinfektionsschutzgesetz
Überhaupt sei die Lage auf dem Land mit den Metropolen nicht zu vergleichen, an denen sich die Hygienegesetze ausrichten würden, so der Rhön-Grabfelder Landrat am Dienstag. Just zu diesem Zeitpunkt einigt man sich in Berlin auf ein neues Bundesinfektionsschutzgesetz - mit strengerem Lockdown und noch mehr geschlossenen Geschäften.
"Ich verstehe den Handel mehr und mehr", sagt Thomas Habermann. Spezialsortimenter wie Schuh- oder Blumengeschäfte zu schließen, während Vollsortimenter ihre Türen weit aufhalten können - das sei grundrechtlich nicht gedeckt. "Und wir haben keine Erkenntnisse aus der Vergangenheit, dass kleine Geschäfte infektionsrelevant sind", fügt der Rhön-Grabfelder Landrat an. Auch Außengastronomie sei keinesfalls ein Infektionsschwerpunkt, der liege in den Innenräumen.
Feigenblattveranstaltung
Beispiele frustrierter Mittelständler erreichten ihn täglich. Wie von der Gärtnerei im Streutal, die ihren Hauptumsatz im April und Mai nicht tätigen kann - und das schon im zweiten Jahr. Oder vom Fachgeschäft für Jagd- und Outdoorbedarf, das keine Massen anziehe wie ein Discounter. "Am Ende ist die Auswahl der zu schließenden Betriebe eine Feigenblattveranstaltung der Politik", wird Habermann deutlich. Die massive Entwicklung der Vollsortimenter und die Schließung lokaler Einzelhandelsbetriebe sei eine "völlige Fehlentwicklung".
"Das Infektionsschutzgesetz ist urban orientiert und an den Ballungszentren ausgerichtet", sagt der Landrat. "Aber man kann den Paulaner-Keller nicht mit einem Biergarten hier vergleichen, das flache Land hat eine ganz andere Struktur." Ein Bundesgesetz, ist er sicher, "würde flexible Lösungen vor Ort verhindern".
Bayerns Landräte uneins
Ob der Bad Neustädter ein einsamer Rufer in der Wüste ist oder die Mehrheit der bayerischen Landräte hinter sich weiß? "Es gibt Unterstützer, aber auch andere Meinungen", sagt der Kreischef im Norden Unterfrankens. Seine Forderungen nach einer Lockerung für die Geschäftswelt dürften sich indes nicht so schnell erfüllen nach der Meldung über ein neues Bundesinfektionsschutzgesetz aus Berlin.
Also bleibt vorerst nur die Frage, warum der Landkreis Rhön-Grabfeld in Unterfranken derzeit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz mit 236,1 am Dienstag hat. Den einen entscheidenden Grund habe man am Landratsamt nicht ausmachen können, sagt Habermann. Nur so viel: "Das Virus ist ein anderes. Wir haben es zu praktisch 100 Prozent mit der britischen Mutation zu tun, die weitaus ansteckender ist." Die Maßnahmen aber seien praktisch die gleichen wie im vergangenen Jahr.
Hohe Zahlen durch umfangreiche Nachverfolgung
Dass die Mutation insbesondere jüngere Menschen angreift, die mobiler und kontaktfreudiger seien als Ältere, sei sicher ein Faktor für den Anstieg, so Habermann. Dazu gebe es aber auch zwei spezifische Gründe, die offenbar für die hohen Zahlen im Rhön-Grabfelder Infektionsgeschehen sorgen. Der eine sei selbstgemacht: "Wir haben eine umfangreiche Nachverfolgung, die sehr gut arbeitet und Infektionsketten gut dokumentiert", so Habermann. 25 bis 30 Personen - Mitarbeiter, Soldaten, Polizisten - seien hier tätig, auch Nachbarlandkreise würden sich für dieses Modell interessieren.
Und dann ist da die Nähe zu den Hochinzidenzgebieten wie Thüringen oder den Landkreis Fulda. Rund 3900 Pendler aus Thüringen kommen täglich zur Arbeit in Rhön-Grabfeld. Der benachbarte Landkreis Haßberge habe es mit einer ähnlichen geografischen Situation zu tun, so der Rhön-Grabfelder Landrat. Nicht zuletzt schlage ein Hotspot-Ereignis mit einigen Dutzend Infektionen in der bevölkerungsschwachen Region stärker auf die Statistik durch als es in Großstädten der Fall wäre.
Gewöhnungseffekt: "Sensibilität für die Gefahr verloren"
Das Kernproblem sei aber im privaten Bereich zu finden, so Habermann: "Die Bürger haben den Instinkt und die Sensibilität für die Gefahr verloren." Neben Schulen, Kitas und Betrieben sei der private Bereich derjenige mit dem höchsten Infektionsgeschehen, das habe Ostern gezeigt. "Ohne Bürgerdisziplin in allen Generationen ist bis Juli keine Lockerung abzusehen", mahnt er ein weiteres Mal Durchhaltevermögen an. Auch die Bürger hätten es also in der Hand, wann Einzelhändler und Gastronomie wieder öffnen können.
Vielleicht sind ihm seine Jagdkollegen auf den Schlips getreten weil er den Jagd-Laden so explizit erwähnt.
der Landrat beklagt die Nachbarschaft zu den hot-spots in den anderen Bundesländern und ist gleichzeitig der Nachbar zu den niedrigeren Nachbarkreisen in Unterfranken. Was sagt er zu den Landräten in der Nachbarschaft, die sich damit über ihn beklagen könnten, weil er so hohe Werte hat - und dann noch öffnen will ???
und auch sämtliche Einrichtungen wie Kultur,- Sport,- Freizeit-, Gastronomeinrichtungen....
hatten ja bereits gezeigt, dass sie sich an "Corona-Spielregeln" halten können.
Das behaupten Sie oder haben Sie irgendwelche Beweise für ihre Behauptungen? Es ist schon belustigend wie viele sich als Möchtegern Virologen hinstellen und meinen zu wissen wie das Virus tickt.
Haben Sie für ihre Meinung eine -Quellennachweis-?
Bei uns vorwiegend alles geschlossen. Auf der anderen Seite mit politischem Segen
Urlaubsflüge -eng an eng- sitzend- nach "Malle"....?
Trotz der Urlaubsflüge:
-Mallorca-Zeitung- vom 14.04.2021
58 Neuansteckungen, Kein Todesfall, 7-Tage-Inzidenz: 30,58
www.mallorcazeitung.ed/gesundheit/2021/04/03/corona-mallorca-covid/81588.html
Wie paßt das zusammen?
https://www.mallorcazeitung.es/lokales/2021/04/12/diese-corona-regeln-gelten-ab/81718.html
"Seit Monaten gilt auf Mallorca unverändert eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr."
und
"Die Innengastronomie bleibt vorerst geschlossen. Außentische dürfen bewirtet werden. Erlaubt sind Vierertische mit Personen, die - wie gesagt - aus maximal zwei Haushalten stammen dürfen. […] Wer also nicht offensichtlich als Familie erkennbar ist, sollte besser eine Wohnortsbescheinigung dabei haben. Es gilt eine frühe Sperrstunde von 17 Uhr."
Und weiter:
"Wer von außerhalb der Balearen nach Mallorca reist, muss vorher einen PCR-Test machen. Das Negativergebnis, das maximal 72 Stunden zurückliegen darf, wird am Flughafen und am Hafen kontrolliert."
können Abstände eingehalten werden
Fragen die Herr Habermann gerne auch beantworten könnte:
Wie sieht es denn mit der Umsetztung von HomeOffice-Arbeitsplätzen in Rhön-Grabfeld aus? Wenn es Unternehmen den Arbeitgebern kein HomeOffice anbieten, wie sieht es mit dem Abständen in den Büros aus? Werden den Arbeitnehmern Masken angeboten? Gibt es Testangebote für Arbeitnehmer in den Betrieben? Wer überwacht die Einhaltung der Maßnahmen (z.B. Click&Collect bei Baumärkten?)
-Kontaktverfolgung-?
Von Anfang an wurde seitens politisch Corona-Verantwortlicher eine Vorzeigepflicht
des Bundespersonalausweises vergessen; warum auch immer?
zur Erinnerung:
In Hamburg kam es in Vielzahl zu Falscheintragungen!
So viel zur Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen zur "Corona-Ernsthaftigkeit"
Folglich dürfte sich diese Kette nicht mehr schließen lassen