
Selten wirkte Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann so alarmiert, wie vor der Sitzung des Corona-Krisenstabs am Dienstagmittag. Die Corona-Situation sei "äußerst dramatisch" und entwickle sich zu einem "riesigen Problem", so Habermann am Rande eines Pressetermins am Schwarzen Moor.
Mit Blick auf die zu erwartenden Inzidenzzahlen und die befürchtete Überlastung der Intensivstationen forderte er äußerste Anstrengungen, klare Vorgaben und Regelungen von höherer Ebene. Und auch harte Maßnahmen wie eine Impfpflicht für vulnerable Gruppen oder die Absage aller Veranstaltungen, bei denen es möglich ist. Andernfalls, so der Landrat in drastischen Worten, befürchte er eine sehr große Zahl von Todesfällen.
Diese Stimmung des Landrats habe sich auch im Krisenstab widergespiegelt, so Sprecherin Melanie Hofmann nach der knapp zweistündigen Sitzung. Auch hier sei man sehr alarmiert gewesen. Wie der Landrat schon vor einigen Tagen deutlich gemacht habe, hält man eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 1000 für realistisch. Die Frage sei nur noch, wie schnell ein solcher Wert erreicht werde.
Berichte von überall her, sei es vom Gesundheitsamt, von Kliniken, von Schulen oder vom Roten Kreuz würden jeweils dramatische Bilder zeichnen. Dieser Entwicklung entgegenzutreten, so der Tenor im Krisenstab, gebe es nur zwei Wege: Impfungen und die Minimierung von Kontakten.
Enorme Belastung im Landratsamt
Die Verschärfung der Corona-Lage habe immense Auswirkungen auf die Arbeit im Landratsamt. Alle beteiligten Stellen, seien es die Impfhotline, das Bürgertelefon, die Kontaktnachverfolgung, das Impfzentrum oder das Gesundheitsamt, seien aktuell enormen Belastungen ausgesetzt. "Die Mitarbeiter tun, was sie können. Jeder arbeitet an seiner Belastungsgrenze", betonte die Sprecherin. Inzwischen würden wieder hausintern Mitarbeiter zur Unterstützung in den betroffenen Bereichen gesucht. Daneben werden auch externe Mitarbeiter eingestellt.
Inzwischen sind wieder mehr Soldaten der Bundeswehr im Einsatz. Zu den drei Soldaten, die im Impfzentrum tätig waren, sind in dieser Woche vier neue gekommen, die bei der Kontaktnachverfolgung und im Testzentrum in Heustreu eingesetzt werden. Der Krisenstab beschloss nun, einen Antrag auf weitere Einsatzkräfte zu stellen.
In dem Gremium habe man die verschiedenen Entwicklungen sehr genau im Blick, um schnell und entsprechend reagieren zu können, so die Sprecherin. So wurde nun eine Ausweitung der Impfzeiten beschlossen, um der stark gestiegenen Nachfrage in diesem Bereich gerecht zu werden. Platz und Impfstoff seien im Impfzentrum ausreichend vorhanden. Selbstverständlich müsse dann auch ausreichend Personal zur Verfügung stehen. Auch beim Thema Testungen beobachte der Krisenstab die Entwicklung genau, um zum Beispiel bei erhöhter Nachfrage wegen gesetzlicher Änderungen schnell reagieren zu können.
Nur noch vier Intensivbetten frei
Dass man im Krisenstab Grund hatte, sich alarmiert zu zeigen, belegen die aktuellen Corona-Zahlen vom Dienstag. Nach den Angaben des Robert Koch-Instituts wurden für Rhön-Grabfeld gleich 42 neue Infektionsfälle gemeldet. Damit stieg die Sieben-Tage-Inzidenz von 451,5 am Vortag auf nunmehr 484,2. Die Zahl der aktuellen Infektionsfälle erreichte mit 569 erneut einen Höchststand. Insgesamt wurden im Landkreis damit seit Beginn der Pandemie 4916 Infektionsfälle festgestellt, was 6,18 Prozent der Landkreisbevölkerung entspricht.
Besorgniserregend sind weiterhin die Zahlen über die Belegung der Intensivbetten. Von den 140 Intensivbetten (inklusive Wachstation) am Rhön-Klinikum Campus waren aktuell 13 mit Corona-Patienten belegt. Von diesen mussten acht invasiv beatmet werden. Die Zahl der freien Intensivbetten in der Bad Neustädter Klinik, so das Intensivregister, lag nur noch bei lediglich vier.
Dass auch im Landkreis Rhön-Grabfeld die Nachfrage nach Erstimpfungen wieder zunimmt, belegten die Zahlen, die das Landratsamt im Corona-Update vom Dienstag veröffentlichte. Demnach wurden bislang 49 037 Erstimpfungen durchgeführt, das entsprach einer Zunahme von 470 im Vergleich zum Dienstag der Vorwoche. Bei 52 468 Personen (plus 499) galt die Impfserie als abgeschlossen. Die Zahl der Auffrischimpfungen lag demnach jetzt bei 3 919.
Schade um jedes Wort, jeden Appell, jede Statistik, jede Begründung.
Manche brauchen einfach klare Regeln.
Und das nehmt ihr ernsthaft als Begründung für eine Überfüllung der Intensivtationen her?
Einfach mal die Berichte der vergangenen Jahre lesen! (www.rki.de)