
Mit diesem Andrang hatte niemand gerechnet: Obwohl erst um 12.30 Uhr mit der Impfaktion in der Markthalle des Rathauses begonnen werden sollte, stand schon vor Viertel vor 12 Uhr eine lange Schlange der Wartenden quer über den Hafenmarkt. Bürgermeister Thomas Helbling wurde für einige Zeit zum Helfer, stellte die Fahnen auf und verwies die Ankommenden auf den Eingang an der Rückseite des Rathauses. Die aktuelle Entwicklung scheint die Menschen wieder verstärkt zum Impfen zu leiten.
Bis zur Aral-Tankstelle reichte zeitweise die Warteschlange, obwohl angesichts der vielen Interessenten einige die lange Wartezeit nicht in Kauf nehmen wollten und wieder nach Hause gingen. Während auf dem Herbstmarkt vor 12 Uhr noch nichts los war und die Händler meistens allein an ihrem Stand ausharrten, herrschte an der Impffront rege Teilnahme.
Alle Impfungen gefragt
Erst-, Zweit- und Drittimpfungen waren gefragt. Die Impfwilligen beschäftigten sich mit unterschiedlichen Fragen. Ob man die Booster-Impfung schon erhalten kann, wenn noch nicht exakt sechs Monate seit der letzten Impfung vergangen sind, ob man überhaupt noch drankommt oder ob der Impfstoff schon vorher ausgeht. Welcher Impfstoff überhaupt im Angebot ist und ob man bei der Zweitimpfung mit mehr Nebenwirkungen als bei der ersten rechnen muss.
Überstunden beim Impf-Team
Besonders die ersten Ankommenden mussten lange warten, denn es gab Druckerprobleme, sodass das Impfteam rund um den ärztlichen Leiter des Impfzentrums Bad Neustadt, Dr. Helmut Klum, erst mit Verspätung beginnen konnte. Dann waren Überstunden angesagt. Bis 15 Uhr war der Einsatz des "Impfzentrums on tour" eingeplant, um 18 Uhr zog Dr. Klum die Reißleine und beendete die Aktion. Einige Wenige mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Eine Teilnehmerin, die mit ihrem Sohn zum Erstimpfen gekommen war, berichtete von drei Stunden Wartezeit, bis sie endlich an der Reihe waren. Insgesamt wurden 178 Personen geimpft, wie am Montag mitgeteilt wurde, davon waren immerhin 49 Erstimpfungen.
Die Inzidenz sensibilisiert offenbar
Es scheint, als ob die Menschen durch neue Todesfälle und die hohe Inzidenz, laut RKI in Bayern von 525,7 (Stand Montag, 15.11.) und in Deutschland (303) sowie in Rhön-Grabfeld (451,5), sensibilisiert wurden und die günstige Gelegenheit zum Impfen in der Nähe an einem Sonntag nutzen wollten. Für Arbeitnehmer und Schichtarbeiter ist es nicht leicht, einen geeigneten Termin im Impfzentrum zu erhalten, zumal momentan wieder feste Termine vereinbart werden müssen. Außerdem haben Unentschlossene eventuell dem gesellschaftlichen Druck nachgegeben oder wollen sich nicht täglich testen lassen, denn es wird befürchtet, dass bei einer weiteren Eskalation 3-G am Arbeitsplatz in Bayern Pflicht werden könnte.

Die Kurve der Erkrankungen an Covid-19 hat in Rhön-Grabfeld die Höchstwerte vom letzten Winter schon fast erreicht. Betroffen sind am häufigsten die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen, gefolgt von den 15- bis 34-Jährigen. Die 5- bis 14-Jährigen holen auf. Was außerdem vielen Menschen Sorge bereitet, ist die hohe Inzidenz im Nachbar-Bundesland Thüringen (543,2 Stand Montag, 15.11.), weil erfahrungsgemäß ein Austausch zwischen den Bundesländern stattfindet, nicht zuletzt durch die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen hüben und drüben. Im Landkreis Hildburghausen liegt die 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 890,6, in Schmalkalden-Meinigen etwas niedriger mit 631.