Um 7.20 Uhr ein Frontalzusammenstoß bei Wollbach, um 7.40 Uhr ein weiterer zwischen Niederlauer und Salz: Innerhalb von nur knapp einer Viertelstunde wurden die Einsatzkräfte am Donnerstagmorgen zu zwei schweren Unfällen in Rhön-Grabfeld gerufen. Der erste ereignete sich, als eine 34-jährige Renault-Fahrerin auf der Staatsstraße von Brendlorenzen in Richtung Wollbach in den Gegenverkehr geriet. Sie kollidierte mit einem Fiat, in dem eine 32 Jahre alte Frau und ihr einjähriger Sohn saßen.
Durch den Aufprall wurden Mutter und Sohn schwer, teils lebensbedrohlich verletzt und mussten aus dem Fahrzeug befreit werden. Das Kind starb, wie die Polizei am Nachmittag mitteilte. Die Renault-Fahrerin wurde leicht verletzt. Die Polizeiinspektion Bad Neustadt, mehrere Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehrleute und ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Uwe Kippnich koordinierte den Einsatz in Salz
Nur wenige Minuten später, gegen 7.40 Uhr, heulten erneut die Sirenen, diesmal war ein Unfall auf der Kreisstraße zwischen Niederlauer und Salz der Grund. Ein 20-Jähriger geriet dort ebenfalls in den Gegenverkehr. Der Fahrer eines entgegenkommenden Krankenfahrdienstes konnte nicht mehr ausweichen. Die beiden Fahrzeuge stießen zusammen.
An der Unfallstelle in Salz verschaffte sich Uwe Kippnich als zweiter Einsatzleiter Rettungsdienst einen Überblick über die Lage und stimmte sich mit den Einsatzkräften von Feuerwehr und BRK über das Rettungsverfahren ab. "Ich klärte auch ab, ob wir noch mehr Kräfte oder mehr Rettungswagen brauchen", erklärt Kippnich auf Nachfrage. Im Hinterkopf hatte er dabei, dass bereits bei dem Unfall in Wollbach viele Einsatzkräfte gebunden waren.
Der 20-jährige Autofahrer wurde schwer verletzt und in seinem Auto eingeklemmt. Er musste von der Feuerwehr daraus befreit und mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Fahrer des Krankenfahrdienstes wurde ebenfalls verletzt, sein Kollege blieb unverletzt. Im Einsatz waren Beamte der Polizeiinspektion Bad Neustadt und der Polizeistation Bad Königshofen.
Zwei Unfälle in so kurzer Zeit gibt es nur selten
Gleich zwei Unfälle innerhalb von so kurzer Zeit und nur wenige Kilometer voneinander entfernt, das erlebt auch ein erfahrener Einsatzleiter wie Uwe Kippnich nur selten. "Ich bin seit Sommer 1993 als Einsatzleiter Rettungsdienst tätig, das sind schon ein paar Tage. Aber zwei Unfälle, so kurz getaktet und beide an jeweils einem Ortsausgang von Bad Neustadt, also räumlich sehr nah beieinander, das ist wirklich die Ausnahme", sagt der 59-Jährige wenige Stunden nach den beiden Unfällen.
Als erster Einsatzleiter Rettungsdienst war an diesem Tag Tobias Langenbrunner eingeteilt. Er war aber bereits bei dem ersten Unfall in Wollbach gebunden. "Dadurch, dass ich in Salz wohne und gerade in Bad Neustadt war, konnte ich die Aufgabe des Einsatzleiters für den Unfall in Salz übernehmen", sagt Kippnich. Dass überhaupt ein zweiter Einsatzleiter Rettungsdienst gebraucht wird, komme nicht oft vor.
Regen erschwerte die Einsätze in Wollbach und Salz
Trotz des Unfalls in Wollbach seien relativ schnell drei Rettungswagen – einer davon aus Wolfmannshausen in Thüringen, der eigentlich für Wollbach geplant war, dort aber nicht mehr gebraucht wurde –, drei Notärzte (einer davon aus Bad Kissingen) und ein Hubschrauber am Unfallort in Salz gewesen. "Weil der Patient schwerst eingeklemmt war, unterstützten die Feuerwehren aus Münnerstadt und Salz bei der Rettung. Denn die Feuerwehr Bad Neustadt war bereits in Wollbach im Einsatz", so Kippnich.
Zudem musste sich Kippnich mit den Mitarbeitenden der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt abstimmen, die die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst koordinierten und Klinikbetten für die Verletzten organisierten.
Uwe Kippnich lobt die Einsatzkräfte
"Solche großen Einsätze sind immer eine Herausforderung", so Kippnich. Hinzu kam am Donnerstagmorgen noch, dass es an beiden Unfallorten in Strömen regnete. "Der Regen ist eine zusätzliche Gefahr, weil der Boden rutschig wird. Für die Hubschrauberpiloten wird die Sicht schlechter und die Patienten werden nass", sagt er.
Trotz aller Schwierigkeiten habe das komplexe Hilfeleistungssystem aus Haupt- und Ehrenamtlichen gut funktioniert, so Kippnich: "Alles lief hochprofessionell ab. Mich hat vor allem beeindruckt, dass gegen 8 Uhr unter der Woche so viele Einsatzkräfte, darunter viele junge Ehrenamtliche von der Feuerwehr, zur Verfügung standen. Die Zusammenarbeit lief Hand in Hand zum Wohle der Patienten. Es kam überhaupt keine Hektik auf".
Alles sei "Schlag auf Schlag" und ohne zeitliche Verzögerung oder ein Versorgungsdefizit abgelaufen. "Trotz der schwierigen Lage konnten beide Einsätze gut koordiniert werden", resümiert Kippnich.