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Schweinfurt/Bad Neustadt
Prozess um Tod am Radweg in Bad Neustadt: Was ein Angeklagter nach der Festnahme bei der Vernehmung sagte
Am vierten Verhandlungstag am Landgericht Schweinfurt ging es um die Vergangenheit von zwei Angeklagten. Und darum, wie einer von ihnen den Tod von Josef D. miterlebte.
Am vierten Verhandlungstag im Prozess um den gewaltsamen Tod eines 26-Jährigen an einem Radweg in Bad Neustadt ging es um die Vergangenheit der Angeklagten - und Aussagen nach der Festnahme. 
Foto: Anand Anders | Am vierten Verhandlungstag im Prozess um den gewaltsamen Tod eines 26-Jährigen an einem Radweg in Bad Neustadt ging es um die Vergangenheit der Angeklagten - und Aussagen nach der Festnahme. 
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:21 Uhr

Es ist der 22. November 2021, kurz nach 21 Uhr. Ein junger Mann sitzt mit zwei Polizeibeamten in einem Raum, zwischen ihnen ein runder Tisch, die Kamera läuft. Der Mann beginnt zu erzählen, zieht die Einwegmaske, die er unter dem Kinn trägt, ab. Er schildert, was sich aus seiner Sicht keine 24 Stunden vorher am Rande von Bad Neustadt (Lkr. Rhön Grabfeld) abgespielt hatte - als würde er den Inhalt eines banalen Spielfilms wiedergeben.

Doch dieser Film, in dem er eine der Hauptrollen spielt, ist nicht fiktiv. Der junge Mann erzählt, wie er und sein 19-jähriger Kumpel sich am Vorabend mit Josef D. an einem Spielplatz verabredeten und er gedachte habe, es gehe nur um Rauschmittel. Wie sein Kumpel ihm aber dann irgendwann erklärte, er wolle Josef D. "eine mit der Flasche überziehen" und er ihn immer wieder habe davon abhalten wollen.

Angeklagter wusste beim ersten Stich, dass Josef D. sterben würde

Er erzählt aber auch, wie skrupellos sein Kumpel gehandelt habe, als er Josef D. letztlich die tödlichen Messerstiche versetzte. Die Polizisten fragen nach. Wann ihm klar gewesen sei, dass dieser den 26-Jährigen töten wolle? Der junge Mann sagt: "Beim ersten Stich." Schockiert sei er gewesen, machtlos.

"Sie sagen, mit dem Tötungsdelikt haben Sie nichts zu tun", sagt der Polizist. Der junge Mann schüttelt den Kopf. Stattdessen habe er Josef D. noch helfen wollen, aber der habe sich nicht helfen lassen. Fast schon flapsig sagt er irgendwann: "Es hätte nicht sein müssen, echt nicht."

Es sind Aufnahmen der ersten Vernehmung nach der Festnahme des 21-Jährigen, der sich wegen Mordes seit Ende September gemeinsam mit einem 19-Jährigen vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten muss. Am vierten Verhandlungstag werden sie gezeigt.

Es ist das erste Mal, dass man die Schilderungen des Tathergangs aus dem Mund eines der Angeklagten hört. Zu Beginn des Prozesses hatten alle drei – einem 21-Jährigen wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen –über ihre Verteidiger Erklärungen verlesen lassen.

Allen drei Angeklagten attestierte man ADHS

An diesem Donnerstag nun geht es vor allem um die beiden Mitangeklagten des 19-Jährigen, der die Tötung von Josef D. bereits am ersten Prozesstag vor der Großen Jugendkammer eingeräumt hatte. Der 21-Jährige, der bei der Tat dabei gewesen sein soll, gibt an, die Eltern seien getrennt, er habe einige Jahre in einem Heim gelebt. Das Verhältnis zum Vater sei schwierig, zur Mutter gut.

Ihm diagnostizierte man in der frühen Jugend ADHS. Dennoch, sagt ein Sachverständiger, trage der 21-Jährige die "volle strafrechtliche Verantwortung".

Genauso wie der 19-jährige Hauptangeklagte. Auch ihm sei eine schwere Form von ADHS attestiert worden, die ebenso wie sein Cannabis-Konsum nicht zu einer Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit führen, hatte ein Sachverständiger am dritten Prozesstag ausgesagt.

Die Leiche von Josef D. war am 22. November 2021 an einem Radweg in Bad Neustadt gefunden worden. Schnell wurde den Ermittlern klar, dass er gewaltsam zu Tode gekommen sein musste.
Foto: NEWS5 / Merzbach | Die Leiche von Josef D. war am 22. November 2021 an einem Radweg in Bad Neustadt gefunden worden. Schnell wurde den Ermittlern klar, dass er gewaltsam zu Tode gekommen sein musste.

Eine ähnliche Lebensgeschichte hat auch der zweite 21-Jährige, der wegen Beihilfe zum Mord angeklagt ist, weil er den beiden anderen ein Messer ausgeliehen haben soll. "Es hat immer wieder Probleme im schulischen und sozialen Umfeld gegeben", sagt die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe. Während der Schulzeit, so erzählt er es selbst, sei er in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gewesen, auch bei ihm habe man ADHS diagnostiziert. Auch Drogen seien bei ihm ein Thema, zuletzt sei er "durchgehend high" gewesen, habe 15 bis 20 Joints am Tag geraucht.

Mit dem mutmaßlichen Täter den Tathergang rekonstruiert

Das Video, das auf der großen Leinwand in der Schweinfurter Stadthalle, in der der Prozess stattfindet, gezeigt wird, dauert fast 90 Minuten. Im Anschluss an die Vernehmung, so sagt es der Polizeibeamte, der die Ermittlungen maßgeblich geführt hat, habe man mit dem Verdächtigen die Tat am Radweg rekonstruiert. 

Auch, wo die Tatwaffe und das Handy von Josef D. versteckt gewesen sein sollen, habe er ihnen zeigen wollen – ohne Erfolg. Letztlich führten die Aussagen eines Mitinsassen des 19-jährigen Hauptangeklagten dazu, dass die Beamten das Messer und das Mobiltelefon drei Wochen nach der Tat circa 20 Zentimeter tief im Boden vergraben fanden.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 25. Oktober, um 9 Uhr fortgesetzt. Dann soll auch die Videovernehmung des dritten Angeklagten gezeigt werden und weitere Zeuginnen und Zeugen werden vernommen.

 
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  • Eos123456
    Ob diese Leute jetzt ADHS haben oder nicht ist mir eigentlich egal.

    Viel verstörender wäre für mich der Gedanke solchen Personen allein und wehrlos irgendwo auf weiter Flur und ohne Zeugen in die Quere zu kommen.
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  • helenews@gmx.de
    Frau Amrei Witwer, Autorin und Apothekerin sagt über ADHS:
    ADHS ist keine körperliche Erkrankung, sondern Unreife und unerwünschtes Verhalten. Oft ist die Rede davon, dass ADHS durch ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn ausgelöst wird. Dafür gibt es keine Beweise. Bei ADHS gibt es Risikofaktoren, die störendes Verhalten begünstigen — etwa häufige Konflikte der Kinder mit Erwachsenen, Mangelernährung oder Schlafstörungen. Auch das Schulsystem gilt als Risiko. Von Seiten der Eltern und Lehrer entsteht Druck auf das Kind. Als Folge leiden schon Fünfjährige unter Schlafstörungen. ADHS ist das Zeichen eines defizitären Bildungssystems.
    Ich neige dazu diese Meinung zu teilen, denn in vielen Ländern hört man nichts von ADHS.
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  • HoPlo164
    Dass Frau Witwer, die auch Expertin für Schmerz, Kunst, Kindererziehung ist, sagt, dass es kein ADHS gibt, beweist nicht, dass es das nicht gibt. Kopfschmerz kann man meist auch nicht beweisen, aber die die darunter leiden, glauben, dass es sie gibt. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, die deutlich mehr Probleme haben als andere, sich (außer bei besonderer Begeisterung) längere Zeit zu konzentrieren, zu organisieren, zerstreut sind und motorisch unruhig, ist so. Wird zwar durch psychosoziale Belastungen oft schlechter, gibt es aber auch bei intakten Familien. Und klar, da stimme ich Ihnen und Frau W. zu, kann z. B. durch gute Lernumgebung, geschickten pädagogischen Umgang, positive Beziehung, Ausgleich, Neuro-Feedback, u. U. Omega-3-Fettsäuren, geregeltem Medienkonsum, gezielte Therapie viel Gutes erreicht werden, durch Medikation oft auch. Hochwertige Studien belegen, dass - bei frühzeitig professionell diagnostiziertem Ad(+-H)S und komb. Behandlung bessere Gesundheit & höhere Lebenserwa
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  • HoPlo164
    Dass Frau Witwer, die auch Expertin für Schmerz, Kunst, Kindererziehung ist, sagt, dass es kein ADHS gibt, beweist nicht, dass es das nicht gibt. Kopfschmerz kann man meist auch nicht beweisen, aber die die darunter leiden, glauben schon, dass es welche gibt. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, die ihr Leben lang deutlich mehr Probleme haben als andere, sich (außer bei besonderer Begeisterung) längere Zeit zu konzentrieren, zu organisieren, zerstreut sind und motorisch unruhig, gibt es auch.
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  • HoPlo164
    Dass Frau Witwer, die auch Expertin für Schmerz, Kunst, Kindererziehung ist, sagt, dass es kein ADHS gibt, beweist nicht, dass es das nicht gibt. Kopfschmerz kann man meist auch nicht beweisen, aber die die darunter leiden, kennen sie.
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  • HoPlo164
    Und wenn Frau Witwer als Expertin u. a. für Schmerz, Kunst, Pädagogik, sagt, es gibt kein ADHS, dann ist das so?
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  • HoPlo164
    Und wenn Frau Witwer sagt, es gibt keinADHS, dann ist das so !?
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  • HoPlo164
    Stimme voll zu. Ähnlich wie bei dem Piloten, der 2016 einen erweiterten Suizid begann und 150 Menschen tötete, und der zuvor, wie später bekannt wurde, einmal unter der Diagnose einer depressiven Störung in Behandlung war (diese aber wohl bedauerlicher Weise nicht weiter genutzt hatte). Über 20% der erwachsenen Deutschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression, die allermeisten davon leiden still selbst und tun niemandem etwas zu leide. Etwa 3 - 5 % sind von einer Aufmerksamkeitsstörung betroffen, können sich nicht gut konzentrieren und manche haben auch häufiger Unfälle. Kriminell ist nur ein kleiner Teil, und dann bezeichnet man das korrekterweise als hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens. Leider führen solche reißerischen Darstellungen zu einer Verschlimmerung des Problems. Durch die Stigmatisierung und Pauschalisierung steigen die Hemmungen einer rechtzeitigen und adäquaten Behandlung, die u. a. das Risiko solcher Fehlentwicklungen und krimineller Taten mindert.
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  • zwrecht@aol.com
    "Allen drei Angeklagten attestierte man ADHS" ! ???
    Was soll das? Da wird ein Gutachter zititiert, dass ADHS nicht zur Schuldunfähigkeit oder zu Schuldeinschränkung führt und was macht die Presse darauf? Eine Überschrift - alle drei haben ADHS! --Beschämend, wie in diesem Artikel ohne Differenzierung und Abstand wiedergegeben wird, dass ADHS bei allen drei Tatverdächtigen vorliegt. ADHS, hat also was zu tun mit den Täter? Aus welchen Gründen führt man das an? ADHS sind potentielle Mörder? Man merkt sich die Überschrift - eine Zusammenfassung. Was der Gutachter schreibt, das wird nicht hervorgehoben! So macht man Stimmung! So macht man Meinung! Eyecatcher ohne Rücksicht. Beschämend für alle Kinder mit ADHS aber noch viel schlimmer für Eltern mit Kindern die ADHS haben. Stellen Sie das doch bitte richtig ! Die wichtigste Aussage ist doch nicht "Allen drei Angeklagten attestierte man ADHS", sondern man attestierte VOLLE STRAFRECHTLICHE VERANTWORTUNG! Alles andere sind Schutzbehauptungen!
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Die Zwischenüberschrift ist tatsächlich sehr unglücklich gewählt.

    Ich gehe sogar noch weiter - man hätte das ADHS gar nicht erwähnen müssen da lt. Gutachter die "volle strafrechtliche Verantwortung" trotzdem gegeben ist! Genauso könnte man also auch erwähnen welche Farbe die Schuhe der Angeklagten hatten. Das hat dann ähnlich wenig mit dem Urteil zu tun.
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