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Bad Neustadt
Plötzlich pflegebedürftig! Der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld rät, was zu tun ist und woher man Hilfe bekommt
Wer mit der eigenen oder der Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen konfrontiert wird, erhält beim Pflegestützpunkt Unterstützung, wie Pflege organisiert werden kann.
Wenn man sich unerwartet um einen Pflegefall kümmern muss, sieht man sich einer Fülle von Fragen gegenüber. Da ist es wichtig, dass es Anlaufstellen gibt, bei denen man sich umfassend informieren kann.
Foto: Jens Büttner/dpa (Symbolbild) | Wenn man sich unerwartet um einen Pflegefall kümmern muss, sieht man sich einer Fülle von Fragen gegenüber. Da ist es wichtig, dass es Anlaufstellen gibt, bei denen man sich umfassend informieren kann.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Wie findet man einen Heimplatz oder einen ambulanten Pflegedienst? Auf welche Weise kann Pflege zu Hause organisiert werden? Wie lässt sie sich finanzieren? Pflegebedürftigkeit tritt oft unvorhergesehen auf und Betroffene und deren Angehörige sehen sich plötzlich mit zahlreichen Fragen konfrontiert. Eine Anlaufstelle, um sich zu orientieren und Möglichkeiten der Unterstützung zu finden, ist der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld im Landratsamt. Seit über zehn Jahren berät er rund um das Thema Pflege. Sabine Wenzel-Geier, Leiterin des Pflegestützpunktes, und Pflegeberaterin Eva Holzhausen stellen in einem Gespräch mit dieser Redaktion die Einrichtung vor und geben einen Einblick in ihre Arbeit.

Was macht der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld?

"Er hilft Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zu den Fragen der Pflege und zeigt Möglichkeiten auf, was für ihre individuelle Situation das Beste ist", führt Eva Holzhausen aus. Er unterstütze bei Antragstellungen, der Organisation des häuslichen Umfelds, bei der Begutachtung durch die Medizinischen Dienste, stelle die Hilfsmöglichkeiten dar und gebe wichtige Adressen, zum Beispiel von Pflegeeinrichtungen oder Pflegediensten. Gemeinsam werde die Situation analysiert, Ressourcen erörtert, Probleme beschrieben, Ziele formuliert und Lösungen gesucht.

Das Team des Pflegestützpunkts Rhön-Grabfeld (von links): Sabine Wenzel-Geier, Evelyn Warmuth, Johanna Dietz, Sandra Wimmer, Eva Holzhausen und Andrea Helm-Koch.
Foto: Bildrechte Pflegestützpunkt/Ralf Mausolf | Das Team des Pflegestützpunkts Rhön-Grabfeld (von links): Sabine Wenzel-Geier, Evelyn Warmuth, Johanna Dietz, Sandra Wimmer, Eva Holzhausen und Andrea Helm-Koch.

Wie sieht die Struktur des Pflegestützpunktes aus?

In der Beratungsstelle sind insgesamt acht Personen beschäftigt, so Sabine Wenzel-Geier. Träger sind der Landkreis Rhön-Grabfeld, die gesetzlichen Pflegekassen und der Bezirk Unterfranken. In die Beratung eingebunden sind darüber hinaus die Fachstellen für pflegende Angehörige. 

Wer sucht die Beratungsstelle auf?

Etwa drei Viertel der Ratsuchenden sind Angehörige und ein Viertel Seniorinnen und Senioren, die vorsorglich informiert werden möchten, sagt Wenzel-Geier. Im letzten Jahr wurden etwa 1063 Kontakte gezählt. 2012 waren es noch 614. In diesem Jahr war man im Juni bereits bei 650 Beratungen.

Welche Themen werden am meisten nachgefragt?

Oft kreisen die Gesprächsinhalte um die häusliche Pflege und wie die Pflege zu Hause aufrechterhalten werden kann, meint Eva Holzhausen. In dem Zusammenhang würden sich die Klienten nach Unterstützungsmöglichkeiten erkundigen, wie Essen auf Rädern oder hauswirtschaftliche Hilfen. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Vorbereitung auf die Begutachtung oder danach die Frage nach einem eventuellen Widerspruch. 

In welchem Maß ist der Pflegenotstand in der Beratungsstelle spürbar?

"Die Personalnot in den Pflegeeinrichtungen ist auch bei uns ein Thema", sieht Sabine Wenzel-Geier die aktuelle Lage mit Sorge. "Es gibt zwar freie Plätze, aber kein Personal." Bei den ambulanten Diensten und Tagespflegen sehe es noch ganz gut aus. Aber ansonsten müsse man den Besuchern häufig sagen, dass es derzeit schwierig sei, einen stationären Heimplatz zu finden. Auch bei den Unterstützungsdiensten im Alltag werde es enger. Im Landratsamt habe man vor geraumer Zeit begonnen, Anstrengungen zu unternehmen, der Personalnot und der damit einhergehenden Verknappung der Angebote entgegenzuwirken. Unter anderem, so Wenzel-Geier, wende man sich gezielt an Schülerinnen und Schüler, um den Pflegeberuf attraktiv darzustellen.

Inwieweit berührt die Schließung des Hauses am Kurpark, besser bekannt als Casa Reha, in Bad Neustadt die Arbeit des Pflegestützpunktes?

"Wir nehmen eine Vermittlerrolle zwischen dem Haus am Kurpark und den anderen Pflegeeinrichtungen im Landkreis ein", erläutert Wenzel-Geier. "Regelmäßig telefonieren wir die Heime nach ihrem aktuellen Stand ab." Im Haus am Kurpark frage man, wie viele Bewohnerinnen und Bewohner noch unterzubringen sind, und in den anderen Heimen, ob freie Plätze vorhanden sind. "Die freien Kapazitäten melden wir dann den Angehörigen, die noch einen Pflegeplatz suchen."

Wie kann man sich auf eine Begutachtung durch die Medizinischen Dienste vorbereiten?

Bei einer Begutachtung wird der Grad der Selbstständigkeit ermittelt. Aufgrund dessen entscheidet die Pflegekasse, ob beziehungsweise welcher Pflegegrad zuerkannt wird. Es sei sinnvoll, im Vorfeld der Begutachtung einen Selbsteinschätzungsbogen auszufüllen, erklärt die Leiterin des Pflegestützpunktes. Die Mitarbeiterinnen würden ferner den Ablauf einer Begutachtung erläutern. Was kann der Angehörige noch, diese Frage stünde im Mittelpunkt.

Von der Tagespflege über die ambulante Pflege bis zur vollstationären Pflege: Wie findet man für sich die richtige Form der Hilfe?

"Wir sagen, was es gibt und fragen den Betroffenen, was er möchte", meint Eva Holzhausen. Sie und ihre Kolleginnen würden darlegen, welche Unterstützungen möglich sind. Für die jeweiligen Formen der Hilfe habe der Pflegestützpunkt Adressenlisten parat. "Die besten Gespräche sind die, wenn die oder der Betroffene mit dabei ist", so die Beraterin. Gemeinsam könne dann besprochen werden, was möglich ist.

Wie können pflegende Angehörige unterstützt werden?

Wer sich um pflegebedürftige Menschen kümmert, leiste Außergewöhnliches, betonen Wenzel-Geier und Holzhausen übereinstimmend. Unterstützungsarbeit komme von Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Fachstellen für pflegende Angehörige. Um für pflegende Angehörige Freiräume zu schaffen, bestehe die Möglichkeit, zusätzlich zum Pflegegeld auch Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege und den Entlastungsbetrag für Haushaltsdienste zu nutzen. Die Leiterin des Pflegestützpunktes verweist auf die "Pflegezeit". Dabei könne man sich für ein halbes Jahr von der Arbeit freistellen lassen. In dem Zusammenhang haben die beiden Mitarbeiterinnen einen Wunsch an die Politik: Wie bei der Elternzeit, so sollte es auch bei der Pflegezeit eine Lohnfortzahlung geben.

Wie wichtig ist der Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld?

"Pflegebedürftigkeit und die anstehende Bürokratie überfordern am Anfang viele Menschen", sagt Sabine Wenzel-Geier. Insofern seien die Menschen, die zu ihnen kommen, glücklich, im Pflegestützpunkt einen Ansprechpartner zu haben, der unbürokratisch hilft. "Wir zeigen die nächsten Schritte auf und begleiten die Angehörigen oder Betroffenen auch weiter. Dafür sind diese sehr dankbar."

Weitere Informationen: Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld, Spörleinstraße 11, 97616 Bad Neustadt, Telefon (09771) 94-129, E-Mail: pflegestuetzpunkt@rhoen-grabfeld.de.

 
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