Schon von zu Hause erfahren, ob Glatteisgefahr besteht und ob die Straßen geräumt und schneefrei sind? Das könnte in den kommenden Jahren im Landkreis Rhön-Grabfeld kein Problem mehr sein, meinte Landrat Thomas Habermann bei der Sitzung des Kreisausschusses. Das Gremium befürwortete das Projekt "Smarter Winterdienst" einstimmig.
An insgesamt 19 neuralgischen Punkten von Kreisstraßen entstehen 2023 Glättewarnanlagen. Diese ermitteln über Kamera und in die Straßen eingebaute Sensoren die entsprechenden Werte, die an den Kreisbauhof Bad Neustadt weiter geleitet werden. Die Gesamtkosten pendeln sich bei 840.000 Euro ein. Bei einem Zuschuss von 80 Prozent müsste der Landkreis noch 168.000 finanzieren. Das Projekt soll im Zeitraum von Januar 2023 bis zum Dezember 2025 umgesetzt werden, sagte der Sachbearbeiter der Tiefbauverwaltung Ulrich Dolze vor dem Kreisausschuss.
Er bezeichnete es als ein Gemeinschaftsprojekt der Tiefbauverwaltung, Kreisbauhöfe sowie der Stabsstelle Kreisentwicklung und dankte Dr. Jörg Geier, Leiter der Stabstelle Kreisentwicklung, der im Bundesanzeiger das Projekt entdeckte, das speziell für den ländlichen Raum gedacht ist. Sogenannte Glättewarnanlagen seien schon länger ein Thema, sagte Ulrich Dolze. Zum einen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, aber auch die Effizienz der Winterdiensteinsätze zu steigern.
Bei Glättegefahr rücken bisher alle Winterdienste in der Rhön aus
Bislang überprüfen in den Wintermonaten sogenannte Melder ab 3 Uhr den Straßenzustand. "Ist Glättegefahr gegeben oder eine Schneedecke vorhanden, fahren alle aus, um die Straßen zu streuen und für den Verkehr freizuräumen." Damit nicht alle Winterdienste der Kreisbauhöfe ausrücken, wären genauere Informationen von Vorteil und die würde das neue Projekt anbieten.
Vorgesehen sind 19 Meldeanlagen an besonders neuralgischen Stellen im Bereich der Kreisstraßen. So unter anderem zwischen Fladungen und Brüchs, an der Kreuzberg- und Salzforststraße, der Straße zwischen Schönau und Burgwallbach, aber auch zwischen Zimmerau und Rieth, sowie von Aub nach Birnfeld. Insgesamt hatte man 22 Standorte angedacht, was aber aufgrund der Vorgaben beim Förderantrag nicht durchführbar war.
Welche Vorteile der smarte Winterdienst in Rhön-Grabfeld haben kann
Von diesen Anlagen werden neben einem Live-Videobild umfangreiche Daten zur Luft- und Fahrbahntemperatur, zum Tau- und Gefrierpunkt, zu Niederschlagsart und -menge, zur Windrichtung und -geschwindigkeit, zum Restsalz auf der Straße sowie zur Wasserfilmdicke ermittelt. Die Anlagen erkennen insbesondere gefährliche Reifglätte frühzeitig und alarmieren den Winterdienst.
"Dadurch könnte unser Winterdienst im Landkreis smarter, effizienter und sicherer werden." Auch der Personaleinsatz durch die Kreisbauhöfe könnte bedarfsgerechter gestaltet werden, da Scout- und Leerfahrten entfallen würden. Durch das Feststellen des Restsalzgehaltes auf der Fahrbahn würden Streumittel eingespart und dadurch die Umwelt entlastet.
Bürger aus Rhön-Grabfeld sollen per App den Straßenzustand abrufen können
Damit die kreisangehörigen Städte und Gemeinden von diesem System profitieren, ist eine Weitergabe dieser Daten an deren Bauhöfe angedacht. Zudem ist geplant, ein automatisiertes und frei zugängliches "Glätte-Info-System" für die Rhön-Grabfelder einzurichten, welches auf Basis einer Online-Karte vor Straßenglätte warnt.
Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner befürwortete dies ebenso wie Kreisrat René van Eckert, der allerdings auf die derzeitigen Kostensteigerungen verwies. Er sprach die Kosten nach der Förderungsperiode an. Diese schätzte Geier auf 20.000 Euro pro Jahr. Man müsse dabei jedoch die Ersparnis der Personalkosten durch gezieltere Einsätze, weniger Zeitaufwand und unter anderem das Einsparen von Streusalz sehen.
Bastian Steinbach meinte, dass solch ein System ausbaufähig sei, zum Beispiel bei der Information über die Auslastung der Parkplätze. Auf die Frage von Bürgermeister Martin Schmitt nach weiteren Standorten sagte Kreisbauhofleiter Karsten Schilling, dass fünf Standorte angedacht sind. Bürgermeister Michael Kraus erwähnte die Information an die gemeindlichen Bauhöfe, die eingeplant werden sollte. All das werde man berücksichtigen, versprach Landrat Thomas Habermann.