"Wir haben einen sehr hohen Standard bei unserem Winterdienst, ob beim Bauhof oder mit unseren Dienstleistern", betont der Bauhofleiter der Stadt Bischofsheim Harald Tratt. Bürgermeister Georg Seiffert weiß die Arbeit der Bauhofmitarbeiter wie auch der Dienstleister zu würdigen. Ende Januar lobte er in der öffentlichen Stadtratssitzung das Engagement aller am Winterdienst Beteiligten. Dieses Lob hat nicht jedem Bürger gefallen. Aus Wegfurt wurden von zwei Frauen Beschwerden über dieses Lob und Kritik an der Zuverlässigkeit des Winterdienstes an diese Redaktion herangetragen.
Grund, einmal nachzufragen, wie der Winterdienst organisiert wird und wie die Stadt Bischofsheim mit Beschwerden zum Thema Schneeräumen und Eisglätte umgeht. Dem Bürgermeister ist es wichtig zu betonen, dass er vor dem öffentlichen Lob an die Winterdienste sich im eigenen Haus erkundigt habe, wie viele Beschwerden in diesem Jahr eingegangen seien. Tratt habe ihm Ende Januar wie auch aktuell bestätigt: "Im Verhältnis zur Schneemenge gingen wenig Beschwerden ein."
Kein Dienst nach Vorschrift beim Winterdienst
An den Bürgermeister selbst sei Lob von Bischofsheimer Bürgern wie auch von außerhalb herangetragen worden. Dieses Lob und die Wahrnehmung innerhalb der Verwaltung gab er an die Männer und Frauen vor Ort weiter. Denn in Bischofsheim werde in Sachen Winterdienst keineswegs Dienst nach Vorschrift gemacht. Von 20 Uhr bis 5.30 Uhr sei rein rechtlich überhaupt kein Winterdienst notwendig, erklärte Tratt. Das sei für den Winterdienst in Bischofsheim aber nicht der Maßstab.
"Wenn es schneit, fahren wir natürlich auch um 21 Uhr weiter. Wenn es glatt ist, fahren wir auch zu noch späterer Stunde." Allerdings könne ein Winterdienst "rund um die Uhr" nicht gewährleistet werden, wie es von einer Wegfurter Bürgerin aus der Ortsdurchgangsstraße gefordert wird. "Die Ressourcen haben wir nicht", erklärte Tratt.
Nicht immer sind die Bürger verständnisvoll
Gehen im Rathaus oder beim Bauhof direkt Beschwerden ein, ist es für Harald Tratt eine Selbstverständlichkeit, mit den Beschwerdeführern Kontakt aufzunehmen, um die Situation zu klären. "Wir gehen jedem Hinweis nach und suchen das Gespräch." Meist sei es möglich, Unklarheiten oder Fragen direkt am Telefon zu klären. Wenn Bürger sich wünschen, dass der Bauhofleiter sich eine Situation für Ort anschaut, dann komme er auch vorbei. "Wenn wir Lösungen finden können, dann ist das natürlich am besten."
Allerdings räumt Tratt auch ein, dass es nicht immer gelinge, Verständnis für manche Gegebenheiten zu wecken. "Die Antworten gefallen manchmal auch nicht." Grundsätzlich werde jedes Anliegen ernst genommen und versucht, Aufklärung zu betreiben. So bei der aktuellen Beschwerde aus Wegfurt, wo es um die Einstufung von Straßen in Prioritäten ging.
Kein "Rundum-Sorglos-Paket" in Ausnahmesituationen
"Es gibt die Kategorien Hauptverkehrstraßen, Bushaltestellen und Steigungen. Wobei nicht jede Steigung in die erste Kategorie gehört." Tratt und Seiffert betonten beide, dass dies keine Wertung oder gar Abwertung sei und schon gar keine Klassifizierung der Bürger. "Letztlich müssen die Abläufe der Touren auch sinnvoll geplant werden", erklärte Seiffert. Auch der Bürgermeister selbst spreche mit Beschwerdeführen und scheue sich nicht, aufzuklären und Probleme aufzunehmen.
Der Wetterbericht werde selbstverständlich regelmäßig verfolgt und entsprechend gehandelt, erklärte Tratt. "Dann wird abends länger gefahren und morgens eher angefangen." Allerdings sei es beispielsweise nicht zielführend, bei einer Blitzeismeldung mit Regen vorab zu streuen. Das seien Ausnahmesituationen, in denen Verkehrsteilnehmer nicht mit einem "Rundum-Sorglos-Paket" rechnen könnten. Auch extremer Schneefall wie in diesem Winter zähle zu diesen Ereignissen.
Zugeschobene Hofeinfahrt ist der Klassiker
Dann komme es vor, dass das Räumfahrzeug länger braucht als gewöhnlich, sodass nicht alle Straßen sofort geräumt sind. Tratt und Seiffert wünschen sich Verständnis für die Arbeit der Räumdienste. An exponierten Stellen stehen Kieshäuschen, an denen sich die Bürger bedienen können, um im Notfall selbst zu streuen. Allerdings hat Tratt beobachtet, dass diese Möglichkeit seit Jahren schon kaum mehr genutzt werde.
Zu den Klassikern der Beschwerden gehöre die vom Winterdienst zugeschobene Hofeinfahrt. "Wir können nur immer wieder aufklären und versuchen, Lösungen zu finden. Doch das geht nicht immer und nicht überall. Klar ist auch, dass bei viel Schnee auch deutlich mehr Schnee zur Seite geschoben werden muss als bei wenig Schneefall."
Auch das Räumen auf Gehwegen entlang städtischer Grundstücke sorge immer wieder für Verwunderung. "Warum wird nicht nur der städtische Teil sondern vor dem angrenzenden Grundstück auch geräumt?", werde Tratt immer wieder gefragt. Unterschwellig werde der Vorwurf erhoben, dass einzelne Bürger bevorzugt würden. Dabei ist die Erklärung laut Tratt ganz einfach: Das Räumfahrzeug muss bis zur nächsten Grundstücksausfahrt fahren, um zu wenden beziehungsweise den Gehweg zu verlassen. Damit es den Schnee nicht festfährt, der dann deutlich schwieriger zu räumen wäre, werden diese Stücke mit geschoben. "Oft sind es örtliche Gegebenheiten, die das eine oder andere notwendig machen."