Letzthin ist der Rhönkauz aus allen Wolken gefallen! Am Kloster Kreuzberg, dem wichtigsten Ort auf Rhön-Grabfelder Erden, hat sich etwas verändert! Das Ende des Parkwächter-Kabuffs mit den Eintrittsmarken auf der Abreiß-Rolle ist angebrochen. Dafür ist Hightech der höchsten Kategorie mit Video-Kontrolle eingekehrt auf dem landkreiseigenen Parkplatz, der jedes Jahr für eine merkliche Entlastung des Landkreis-Haushaltes sorgt.
Landrat Thomas Habermann, als Konservativer eigentlich ein Bewahrer des Bewährten, zeigt mit seinem Kreisrat tatsächlich die bisher unbekannte Seite eines Technik-Nerds. Ein läppischer Parkautomat mit Ticket-Schalter und sich öffnender Schranke war dem Landkreis nicht gut genug. Stattdessen gibt es ein Video-System. Dieses registriert das Kennzeichen bei der Einfahrt. Beim Bezahlen muss man nur sein Kennzeichen eingeben, schon wird der fällige Betrag angezeigt.
Kreuzberg-Bier wird vorgezapft
"Wahnsinn, super!" freut sich der Rhönkauz über die Hightech auf himmlischen Höhen. Aber so ganz kann er das Grübeln nicht einstellen: Warum braucht es wirklich eine videogesteuerte Parkplatz-Kontrolle? Und wie kann die Videokamera überhaupt durch den Dauernebel auf 800 Höhenmetern filmen? Der Rhönkauz ahnt die Hintergründe. Denn das System ist ja ausbaufähig. Die Datensätze mit den eingescannten Kennzeichen könnten ja gleich weitergeleitet werden, hoch zum Ausschank der Klosterbrauerei.
Kommt also, mal so als Beispiel, der Bischofsheimer Bürgermeister zum Feierabendbier, dann können die vorinformierten Schankwirte schon mal langsam einschenken und das frisch Gezapfte steht rechtzeitig als Labsal bereit. Auch Otto Normalverbraucher kann bei seinem Kennzeichen die Lieblings-Biersorte hinterlegen, dann lässt sich auch die Warteschlange verkürzen.
Ist die Datensicherheit auf dem Kreuzberg gewährleistet?
Auf der anderen Seite sieht der Rhönkauz schon jetzt große Probleme im Anmarsch. Denn selten nur bleibt es bei einem frisch Gezapften. Aber wie soll man, noch in gelöster Schunkel-Laune, unten am Parkautomat sein Kennzeichen wissen für den Bezahlvorgang, wenn einem schon Automodell und Farbe schwer erinnerlich sind?
Überhaupt hat das Landratsamt das Thema der Datensicherheit möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt. Thomas Habermann kommt in arge Erklärungsnot, wenn herauskommt, dass die Unsummen für das neue Parkgebühren-System im Grunde nur den breitschultrigen Hessen mit ihren FD-Kennzeichen zugutekommen, die den Kreuzberg seit Jahren okkupieren.
Auch Wargolshausen ist im Visier
Aber am Ende sind Datenlecks aber gar gewünscht. Wenn zum Beispiel der Polizei am Abend in Wargolshausen ein wackelig gelenktes Auto auffällt, hilft ein schneller Datenabgleich mit dem Kreuzberg bei der Ursachenforschung.
Der Rhönkauz wird die Abreiß-Parkscheine schon jetzt vermissen. Er wird die Restbestände im Rhönmuseum ehrfurchtsvoll betrachten, falls das Fladunger Haus jemals öffnet. Bis dahin genießt der Rhönkauz sein Klosterbier, das er sich wandernd und somit ehrlich verdient hat. Das bleibt so lange, wie keine Video-Daten aus dem Elisäus an die Ehefrau gesendet werden!
