340 Kilometer Kreisstraßen hat der Landkreis. Naturgemäß sind die nicht immer in bestem Zustand – die NES 1 zwischen Herbstadt und der ehemaligen Zonengrenze ist in ihren letzten Teilen gar noch immer nur eine Schotterpiste. Immer wieder gibt es deshalb ungeduldige Fragen und Beschwerden in den Gemeinden, wann denn ihre jeweilige Straße endlich saniert wird. Gleichzeitig hat der Landkreis nicht die Mittel, alle Straßen aktuell in den besten Zustand zu bringen.
Erste Liste 2013
Um Transparenz zu gewährleisten und um fundiert argumentieren zu können, ließen die Kreisverantwortlichen bereits für 2013 eine Prioritätenliste erstellen, welche Komplettausbaumaßnahmen, welche Deckenerneuerungen und welche Brückensanierung aktuell anstehen. Nun beschäftigte sich der Verkehrsausschuss des Kreistags mit der „Prioritätenliste 2018“, einer Aktualisierung beziehungsweise Neufassung.
Ausführlich erläuterte Ulrich Dolze, Sachgebietsleiter Tiefbau am Landratsamt, dem Gremium, welche Vorhaben aus der Liste von 2013 umgesetzt wurden, welche aktuell umgesetzt werden sollen, welche Projekte in Vorbereitung sind und wo es noch Schwierigkeiten gibt. Abgearbeitet sind demnach zum Beispiel die Verlegung der NES 20 oder der Ausbau der Straße von Salz nach Strahlungen, aktuell vorgesehen sind beispielsweise der Ausbau bei Oberebersbach oder Sternberg-Zimmerau, in Planung die Ortsdurchfahrten Junkershausen oder Völkershausen.
Nicht erledigt wurde zum Beispiel die Umgehung von Kleinbardorf, da hier die Gemeinde einige Fragen noch nicht habe klären können. Mit dem Baubeginn sei hier nicht vor 2022 zu rechnen. Die Straße zwischen Herbstadt und Breitensee sei noch nicht angegangen worden, da es noch Unklarheiten beim Thema Biogas-Kompostanlage an der Müllverladestation gebe. Als einen Grund, der ebenfalls immer wieder zu größeren Verzögerungen führe, führte der Sachgebietsleiter Tiefbau schwierige Grundstückverhandlungen an.
Kompliziertes Verfahren
Dolze machte aber auch deutlich, dass ein Großteil der Liste mit 18 Maßnahmen, fünf Deckenverstärkungen und drei Brückenvorhaben inzwischen in Arbeit beziehungsweise abgearbeitet ist. Dann stellte er dem Gremium vor, in welch aufwändigem Prozess die neue Prioritätenliste erarbeitet wurde. Dabei werden verschiedenste Faktoren ermittelt und entsprechend bepunktet. Anhand der Punktezahl wurde dann die neue Liste erstellt.
Bewertet wird nicht einfach der bauliche Zustand oder die Optik der Straße, weitere wichtige Kriterien sind zum Beispiel die Verkehrssicherheit (die Griffigkeit in Kurven), die Verkehrsbelastung, die Bedeutung des Vorhabens im Straßennetz, eine Kosten-Nutzenanalyse oder auch die ökologischen Auswirkungen.
38 neue Projekte
Die neue Liste die Dolze dem Gremium dann vorstellte, umfasst 16 Bauvorhaben (siehe nebenstehende Grafik), 19 Deckenerneuerungen von Großeibstadt (Platz 1) bis Obereßfeld (Platz 19) und drei Brücken in Fladungen, Willmars und Oberstreu.
Für Landrat Thomas Habermann war es wichtig, dass die Liste keine „Selbstbindung“ des Landkreises darstellt, sondern eine Orientierungshilfe, an die man sich im Sinne der Glaubwürdigkeit halten sollte. In begründeten Fällen, zum Beispiel beim Verlegen einer neuen Kanalisation, müsste es allerdings möglich sein, einzelne Vorhaben vorzuziehen.
Aktuell würde doch der Zustand der Kreisstraßen von einer Fachfirma ermittelt, stellte Thorsten Raschert (SPD) fest und frage, ob die Prioritätenliste noch lange aktuell sei. Diesem Argument gegenüber zeigte sich der Landrat offen. Falls es neue Erkenntnisse gebe, sobald die Untersuchungsergebnisse im nächsten Frühjahr vorlägen, müsste die Liste entsprechend aktualisiert werden.