Der Zustand beziehungsweise Ausbau von Kreisstraßen ist ein Dauerthema. Schließlich besitzt der Landkreis gleich 330 Kilometer davon, und manche sind nicht in bestem Zustand. Gleichzeitig hat der Kreis nicht das Geld, alle Problemfälle anzugehen oder Wünsche zu erfüllen. Dies hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass Sanierung und Ausbau von einzelnen Kreisstraßen über „Zuruf“ erfolgten, wie es Landrat Thomas Habermann bei der Sitzung des Verkehrsausschusses bezeichnete.
Ein transparentes Verfahren sei das sicher nicht gewesen, stellte der Kreischef fest. Das soll sich nun ändern. In der Verwaltung wurde inzwischen der Entwurf einer Prioritätenliste erstellt, welche der Kreisstraßen in den kommenden Jahren saniert werden soll. Um die Liste transparent und nachvollziehbar zu erstellen, so der Landrat, sei eine Art Kriterienkatalog entwickelt worden, nach dem die einzelnen Vorhaben bewertet werden könnten. Damit solle eine Reihenfolge von Vorhaben festgelegt werden, ohne mögliche Nachfolger rechtlich zu binden, so Habermann. Schließlich gehe es da um sehr viel Geld.
Der Landrat hatte den Kreisräten auch schon einen Entwurf der Liste mit 26 Bauvorhaben zukommen lassen, betonte aber mehrfach, dass es sich um einen Entwurf, eine Arbeitsgrundlage handle. Die Mitglieder des Gremiums sollten sich in den kommenden Wochen intensiv damit beschäftigen und ihre Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge machen.
Auf der Liste finden sich Vorhaben wie die beiden Bauabschnitte der Straße von Mellrichstadt nach Sondheim für rund 3,7 Millionen Euro, die Umgehung von Herschfeld für 5,2 Millionen, der Ortsstraßenausbau in Frankenheim oder auch Brückenbauprojekte.
Gedanken sollen sich die Kreisräte vor allem auch über den Kriterienkatalog machen. Darin fanden sich bisher Faktoren wie der Zustand der Straße, Verkehrsanfall, die Netzwirksamkeit, Synergieeffekte zum Beispiel mit Kanal- oder Wasserbauvorhaben oder schlicht die Kosten. Auf Anregung von Habermann kamen nun auch negative Auswirkungen auf die Umwelt hinzu. Die Frage ist allerdings die Gewichtung. Der Landrat stellte dazu gleich mehrfach fest, dass diese Thematik vermint sei.
Sicher, so verdeutlichte Habermann an einem Beispiel, sei die Verkehrsbelastung ein wichtiges Kriterium. Andererseits könne man kleine Ortschaften nicht abhängen.
Für Bischofsheims Bürgermeister Udo Baumann ist der Ausbau der Ortsdurchfahrten wichtig. Wie sich in Unterweißenbrunn gezeigt habe, würden dann viele Bürger für die Verschönerung ihrer Orte aktiv. Es könne nicht sein, dass eine Gemeinde Investitionen zurückstellen müsse, nur weil sie jahrelang auf den Kreisstraßenausbau warte.
Für den Hendunger Bürgermeister, Martin Balling, war die Liste der Projekte nicht vollständig. Er forderte, alle Kreisstraßen zu betrachten. Damit war er einer Meinung mit dem Landrat. Der regte aber auch an, alle Möglichkeiten zu diskutieren, was zum Beispiel auch den Rückbau von Straßen einschließen könnte.