
Nach der Gründung der Energiegenossenschaft "Nahwärme eG Lebenhan" im vergangenen November waren die 44 Genossenschaftsmitglieder bei der jüngsten Genossenschaftsversammlung auf den Fortgang der Wärmenetzentwicklung gespannt. Geplant ist die Schaffung und der Betrieb eines Wärmeversorgungsnetzes in Lebenhan.
Ursprünglich war die Idee: Die Wärme sollte vom örtlichen Biogasbetrieb Schwemin abgenommen werden. Von dort war auch die Notversorgung mit Wärme bei Betriebsstörungen und dergleichen durch Bau und Betrieb einer Hackschnitzelanlage durch den Betrieb Schwemin angedacht.
Alle formellen Vorgaben des Genossenschaftsverband wären erfüllt
Nach Begrüßung durch Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Respondek informierte Vorstandssprecher Alexander Vonderau jüngst über den Sachstand. Deutlich wurde das Arbeitspensum, das die Vorstände Alexander Vonderau, Norbert Peschke und Peter Küth geleistet hatten. Zunächst gab es die gute Kunde, dass nach Prüfung durch den Genossenschaftsverband alle Vorgaben erfüllt sind und die Genossenschaft formell "laufen" könnte.

Bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die auf mindestens 80-prozentige Wärmeabnahme ausgerichtet sind, zeigte Vonderau zunächst auf, dass eine Erweiterung des Querschnittes der Hauptversorgungsleitungen von 75 mm auf 90 mm Nennweite sich von den Wärmeverlusten und höheren Investitionskosten her wirtschaftlich abbilden lässt.
Zu wenig und zu verstreut sind bislang die interessierten Anschlussnehmer in Lebenhan
In der wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung des Nahwärmeprojektes jedoch stellt sich als Kernproblem die zu geringe Anzahl der Anschlussnehmer und deren räumliche Streuung im Dorf heraus, um einen konkurrenzfähigen Wärmepreis zu erzielen. Das ist umso bedeutsamer, da ein Anschluss des geplanten Schlossinternates völlig offen ist und daher gegenwärtig nicht mehr in die Planung miteinbezogen werden kann.
Hinzu kommt, dass der Betrieb Schwemin sich laut den Vorständen zwischenzeitlich außerstande sieht, eine Hackschnitzelanlage als Notversorgung selbst zu bauen und zu betreiben. Diese Investition und Aufgabe müsste die Genossenschaft übernehmen. Auch sieht sich Schwemin derzeit durch die unsichere Lage beim Stromverkauf aus der Biogasanlage und der insgesamt unabsehbaren Situation, was die weiteren staatlichen Förderungen von Biogasanlagen angeht, nicht in der Lage einen zeitlich verbindlichen Wärmeabgabepreis zu benennen, informierte Vonderau weiter. Den Betrieb des Wärmenetzes kann sich Vonderau nun sowohl im Eigenbetrieb ausschließlich mit einer Hackschnitzelanlage, wie auch im Verbund mit Wärmelieferungen durch den Betrieb Schwemin vorstellen.
Die Rhön-Grabfeld-Wärme GmbH erstellt derzeit eine alternative Berechnung
Außerdem berichtete der Vorstand von einem Gespräch mit Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner und dem Geschäftsführer der Rhön-Grabfeld-Wärme GmbH, Michael Gottwald. Im Ergebnis zeigte sich die Rhön-Grabfeld-Wärme GmbH bereit, eine alternative Wirtschaftlichkeitsberechnung vorzunehmen, wozu die Genossen die Nutzung ihrer Wärmebedarfsdaten zustimmten.
Vonderau fasste die Vorteile einer gemeinsamen Wärmeversorgung durch ein Nahwärmenetz nochmals zusammen: Bei genügender Teilnahme könne ein günstiger Heizpreis erzielt werden, der absehbare Wegfall von Öl oder Gas könne wesentlich einfacher kompensiert werden, die Genossen können gemeinsam auf Veränderungen am Markt reagieren.
Welche Vorteile eine Genossenschaft für die Bürger in Lebenhan hätte
Ferner seien technische Fortentwicklungen bei der Wärmeerzeugung, etwa durch Stromnutzung mit Großwärmepumpen aus den wachsenden Dach- und Feldphotovoltaikanlagen oder vielleicht sogar aus Wasserstoffgewinnung in einer Genossenschaft wesentlich strategischer zu nutzen. Auch könnte man für Pilotprojekte zur Verfügung stehen.
Der Dreh- und Angelpunkt sei jedoch die Notwendigkeit einer Steigerung der Abnehmerzahlen auf etwa 70 bis 80 Anwesen, ansonsten müsse das Projekt aufgegeben werden. Vonderau appellierte an die Genossen, Überzeugungsarbeit zu leisten. Insgesamt müssten sich die Bürgerinnen und Bürger ausführlich mit den Folgen der "Wärmewende", die sie alle betreffen wird, auseinandersetzen. Vereinbart wurde, den Entwicklungsprozess der Nahwärmeversorgung Lebenhan und die Akquisition von weiteren Nutzern noch bis Dezember 2024 fortzusetzen. Wenn sich die Sachlage bis dahin nicht wesentlich ändert, müsse das Projekt aufgegeben werden.