
Paukenschlag zu vorgerückter Stunde. Seit 18 Uhr hatte der Stadtrat von Bad Königshofen am Donnerstag getagt. Gegen 21.30 Uhr ergriff Bürgermeister Thomas Helbling unter dem Punkt "Informationen" das Wort. Seine Rede hatte es in sich: "Nach reiflicher Überlegung und aus medizinischen Gründen werde ich bei der Wahl 2026 nicht mehr für das Amt des 1. Bürgermeisters kandidieren", verkündete Helbling dem Stadtrat.
Der reagierte völlig überrascht mit "Ohs" und "Uhs" auf Helblings Ankündigung. Erst vor wenigen Wochen hatte der CSU-Bürgermeister bei einer Umfrage dieser Redaktion seinen Willen angekündigt, ein viertes Mal ins Rennen um das Bürgermeisteramt in der Kurstadt und ehemaligen Kreisstadt gehen zu wollen. "Schweren Herzens" müsse er sich aber nun anders entscheiden.
Geordneter Übergang in Bad Königshofen soll eingeleitet werden
"Diese Entscheidung war für mich eine der schwersten meines Lebens", ließ Helbling sein Stadtratsgremium wissen. "Gerne hätte ich mich weiter mit ganzer Kraft für unsere Stadt eingesetzt", sagte Helbling. Doch aus gesundheitlichen Gründen sei es notwendig, die "Aktivitäten in Zukunft erheblich zu reduzieren und Stress möglichst zu vermeiden", so Helbling, der seit 2008 die Geschicke der Kurstadt lenkt.
"Gemeinsam haben wir viel erreicht und zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt", sprach der Bürgermeister sein Gremium direkt an. Er habe sein Amt stets "mit vollem Einsatz und großem Verantwortungsgefühl" ausgeübt. "Doch nun kann ich Ihnen, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, nicht mehr versprechen, dass ich die Anforderungen dieses Amtes weiterhin in gewohnter Weise erfüllen kann. Deshalb ist es nur richtig, einen geordneten Übergang einzuleiten", so Helbling.

"Mir bereitet vor allem der Umgang mit Menschen Freude, aber auch Ideen zu entwickeln und Projekte mit Unterstützung des Stadtrates umzusetzen", erklärte der 58-Jährige noch zu Jahresbeginn sein Interesse an einer vierten Amtszeit. Er freute sich damals auf die großen Aufgaben der nächsten Jahre wie den Neubau der Grabfeld-Grundschule in Bad Königshofen. Auch die Außensanierung des Rathauses, eines über 600 Jahre alten Einzeldenkmals, wollte er intensiv begleiten.
Bei der Haushaltssitzung am Donnerstagabend wurden für beide Millionen-Projekte zwar die Weichen gestellt. Weil aber der Baubeginn für die Grundschulsanierung erst 2026 sein wird, wird wohl ein anderer Bürgermeister oder eine andere Bürgermeisterin die Einweihung vornehmen - in einigen Jahren.
Einer der dienstältesten Bürgermeister im Landkreis
Der leidenschaftliche Harley-Davidson-Fahrer, der eine Street Bob Special fährt, ist einer der dienstältesten Bürgermeister im Landkreis. Vor fünf Jahren verteidigte Thomas Helbling bei den Wahlen den Chefsessel im Bad Königshöfer Rathaus mit 57,4 Prozent der Stimmen gegenüber seinem Kontrahenten Frank Helmerich (Team 2020). Auf diesen entfielen 42,6 Prozent der Stimmen. Bei seiner zweiten Kandidatur erhielt der CSU-Mann vor elf Jahren satte 80 Prozent. Helbling ist ausgebildeter Zollbeamte und Sparkassenfachwirt.
Kurz nach Helblings Ankündigung Anfang Januar, noch einmal Bürgermeisterwürden anzustreben, machte die Merkershäuser Stadträtin Petra Friedl ihre Ambitionen auf den Bürgermeistersessel im altehrwürdigen Rathaus von Bad Königshofen öffentlich. Mit Gerhard Weitz von der Liste Untereßfeld bildet sie die kleine Fraktion von "WIR". Ihr Stadtratsmandat errang sie auf der Liste der Aktiven Bürger Bad Königshofen, deren Vorsitzende sie auch ist.
Das politisch Pikante an der Sache: Petra Friedl war erst kurze Zeit zuvor in die CSU eingetreten und hatte sich auch bei einer CSU-Wahlveranstaltung in Großbardorf blicken lassen. Damit stellt sich für Beobachter natürlich die Frage, ob Petra Friedl möglicherweise doch für die CSU antreten könnte, wenn im März 2026 Kommunalwahlen anstehen. Augenscheinlich kam auch für die Stadtrats-CSU Helblings Verzicht auf eine Kandidatur überraschend. Die Christsozialen stehen kommunalpolitisch vor einer Verjüngungskur.
Neue Ausgangsposition für mögliche weitere Bürgermeisterkandidaten
Helblings Rede schafft freilich auch eine neue Ausgangsposition für weitere Kandidatinnen und Kandidaten. Insbesondere Frank Helmerich steht im Fokus beim Blick in die kommunalpolitische Glaskugel. Als Herausforderer des CSU-Mannes Thomas Helbling hatte er vor fünf Jahren mehr als einen Achtungserfolg erzielt. Für die Freien Wähler ackert er seit Jahren für gute Ergebnisse bei der Landtags- oder zuletzt der Bundestagswahl. Andererseits meldet sich der Gymnasiallehrer Helmerich als Kreisrat auch in der Kreispolitik immer wieder zu Wort. Helblings Nein könnte den Freien-Wähler-Mann zu einer zeitnahen Positionierung drängen.
Ein ganzes Jahr ist freilich noch hin, bis die Kurstadt ein neues Stadtoberhaupt wählt. Der Rekordhaushalt, den der Stadtrat vor Helblings unerwarteter Rede verabschiedete, gibt dem 58-jährigen CSU-Mann Thomas Helbling noch ordentlich zu tun bis zum Ende seiner langen politischen Karriere.