Weisbacher und Ginolfser Jüde, Oberelsbacher Spiemänner und Unterelsbacher Fosenöchter tobend vor dem Eingang des Valentin-Rathgeber-Kellers: Die Begrüßung zur Ausstellungseröffnung "Rhöner Maskenfastnacht – Die Sammlung Friedrich Münch" im Valentin-Rathgeber-Haus konnte nicht passender sein. Nach jahrelanger Vorbereitung konnte diese Sonderausstellung zusammen mit allen Akteuren eröffnet werden.
Der Maskenbrauch in der Rhön
Im Mittelpunkt stand da zweifelsohne Christa Münch, die Witwe von Professor Friedrich Münch. Friedrich Münch war ein Fachlehrer und Dozent für Kunst- und Werkerziehung an der Pädagogischen Hochschule in Bonn, der sich mit 42 Jahren im Jahr 1972 dafür entschied, Volkskunde an der Universität Bonn zu studieren. Für seine Doktorarbeit nahm er sich vor, den Maskenbrauch in der Rhön zu untersuchen. Dafür reiste er – ausgestattet mit Tonbandgerät und Super 8-Kamera – in den 1970er Jahren mehrfach in die Rhön, speziell in die Ortschaften der Marktgemeinde Oberelsbach, um den Fastnachtsbrauch zu dokumentieren.
Als Außenstehender konnte Münch mit dem sogenannten "fremden Blick" das Treiben im Markt Oberelsbach beobachten und analysieren. Er nahm wahr, mit wie viel Hingabe die Masken und Kostüme gefertigt und mit welchem Stolz sie getragen wurden. Er registrierte aber auch, dass neue Sitten eingezogen, althergebrachte Bräuche weniger attraktiv wurden.
Schenkung ans Fastnachtsmuseum Kitzingen
Über 40 Rhöner Masken sammelte er damals und gingen in seinen Besitz über, außerdem Zubehör sowie Unterlagen und Materialien zur Rhöner Maskenfastnacht. Christa Münch war es dann, die sich auf Initiative von Professor Bärbel Kerhoff-Hader dafür entschied, den Nachlass ihres im Jahr 2015 verstorbenen Mannes zum Fastnachtsmuseum nach Kitzingen zu geben. Die Reise von Bonn nahm sie auf sich, um bei der Ausstellungseröffnung in Oberelsbach dabei zu sein.
Nach der Schenkung im Jahr 2016 galt es für die Mitarbeiter des Deutschen Fastnachtsmuseums um die ehemalige Leiterin Daniela Sandner, unterstützt von Birgit Friedel als Kuratorin der Ausstellung und Wolfgang Steeger vom Büro "auge", die Sammlung im Rahmen eines LEADER-Projekts aufzuarbeiten und zu restaurieren. Für die Sonderausstellung galt es eine Auswahl aus dem umfangreichen Material zu treffen, der sich nach dem Schwerpunkt der Sammlung richtet: die Faschingsbräuche im Markt Oberelsbach.
Filme sind erstmals in Oberelsbach zu sehen
Ganz besonderes empfehlenswert sind auch die damals von Münch aufgenommenen Filme, die erstmals im Ort gezeigt werden. Die Teilnehmer an der Ausstellungseröffnung staunten nicht schlecht, als sie so manchen mittlerweile älteren Zeitgenossen beim Weiberfaschingsumzug in Oberelsbach, bei der Wirtshauseinkehr der Unterelsbacher Fosenöchter oder beim Wickelklüss-Kochen in Ginolfs wiedererkannten. Auch der letzte Umzug der "Rhöner Maskenfastnacht" im Jahr 2019, die im Jahr 2012 entstanden ist, wird in Video-Form gezeigt. Fotos und Dokumente stellen in der Sonderausstellung den Feldforscher Friedrich Münch vor. Ein weiterer Ausstellungsteil zeigt die Entstehung einer Holzmaske.
Fastnacht ist eine sehr emotionale Angelegenheit
"Diese Ausstellung ermöglicht eine Zeitreise zu uns selbst und zu unseren Vorhaben", stellt Bürgermeister Björn Denner in seiner Eröffnungsrede begeistert fest. Auch heute sei die Fastnacht eine sehr emotionale Sache, die ausgelassen gefeiert wird, obwohl die harte Arbeit des Alltags drückt. Die "Rhöner Maskenfastnacht", die es seit zehn Jahren gibt, habe das Feuer der Begeisterung bei Jung und Alt neu entfacht. Denner bedankte sich bei allen Initiatoren und Mitarbeitenden, die die Eröffnung der Ausstellung ermöglicht haben.
Die Leiterin des Deutschen Fastnachtsmuseums Katrin Hesse berichtete vom Ablauf des Projekts, an deren Anfang die "leckeren Suppen" von Frau Münch in Bonn standen. Sie brachte ihren Wunsch zum Ausdruck, dass auch die jungen Leute wissen, welch schönes und reiches Brauchtum ihnen da gegeben ist – und wie wichtig es ist, es zu erhalten. Vielleicht könne auch die neue Ausstellung ein Stück weit dazu beitragen.
Die stellvertretende Landrätin Eva Böhm hob die Bedeutung der Maskenfastnacht für die regionale Identität hervor und die Kuratorin Birgit Friedel skizzierte den Weg von der Sichtung und Aufbereitung der Sammlung Münchs bis hin zur Ausstellung, die nun im Valentin-Rathgeber-Haus erstmals gezeigt werden kann. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung von Sonja Rahm. Alte Rhönlieder wie "Im Frühjahr ist’s auf der Rhön" wurden gesungen und zum Schluss auch einmal geschunkelt.
Öffnungszeiten sind bis 30. November: Mittwoch, Samstag, Sonntag und Feiertage von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Im Ort Weisbach gab es einige, später wenige, Einwohner jüdischen Glaubens. Aber in Ginolfs? Wo sind sie denn in der Literatur oder Archiven zu finden?