Bizarre Antlitze, tierisches Knurren, Knüttel und Peitsche: Strahlender Sonnenschein lockte Tausende von Besuchern zur fünften Rhöner Maskenfastnacht nach Oberelsbach. Schon lange vor dem offiziellen Beginn kam die Fahrzeugkarawane aus allen Ecken Deutschlands nach Oberelsbach gerollt und die Feuerwehren hatten mächtig zu tun, um den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken.
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Über 30 Strohmänner
Währenddessen bereiteten sich die Faschingsnarren bereits auf den großen Auftritt beim Maskenzug vor. Über 30 Strohmänner, von Groß bis Klein, machten sich daran, ihre alten Overalls und weiten Hosen mit Kornstroh auszustopfen. Kein leichtes Unterfangen – schließlich ist die Bewegungsfähigkeit in diesen Kostümen doch massiv eingeschränkt. „Kaum noch Stroh da!“, stellte Marcel Johannes fest, der kurzerhand den Reporter dazu bat, mit einem Einmachgummi noch außen etwas Stroh um die Beine zu binden, damit die Strohmannsfigur auch richtig wirkt. Auf dem Kopf tragen die Strohmänner einen wie eine Zipfelmütze getragenen Kartoffelsack und die Maske mit dem großen schwarzen gewirbelten oder spitzgedrehten Schnurrbart.
Auch die Ginolfser Jüde, darunter auch einige der jüngsten Vertreter der Zunft, hatten schon bei den Vorbereitungen auf dem Marktplatz mächtig viel Spaß. Wohl die größte Gruppe waren die Weisbacher „Blauen Jüden“. Schätzungsweise über 40 hatten sich mit ihren weißen Hosen, ihrem Halstuch, blauem Kittel und dem mit bunten Papierbändern und grünem Buchs geschmückten Hut, eingekleidet. Ja sogar die Weisbacher Musikanten trugen ihr „Jüd-Kostüm“ zum Musikspielen. „Schon seit der Grundschulzeit machen wir blaue Jüden“, berichtet Manuel Büttner, einer der Akteure. „Es macht Spaß, die Tradition gemeinsam zu erhalten. Es ist einfach eine Riesen Gaudi“, stellte er fest. Die Vorfreude sah man auch den Ginolfser „Jüden“ oder den Unterelsbacher „Fosenöchtern“, wohl die Zunft mit den edelsten Gewändern, deutlich an.
Optimales Wetter
Bürgermeisterin Birgit Erb strahlte über das wunderbare Frühjahrswetter und den perfekten Sonnenschein sowie das große Interesse und den Zuspruch, den die fünfte Rhöner Maskenfastnacht erfahren hat. „Es freut mich riesig, dass die Einheimischen so stark mitmachen.“ Genau das sei die Zielsetzung gewesen. Jedoch freute sie sich genauso, dass sich so tolle Gastgruppen wie die „Obersinner Brönnbarchfratze“ oder die „Rienigger Uwerzuuch“ vom Gastverein aus Rieneck dem Maskenzug angeschlossen haben. „Bei uns geht’s rund, wir sind echte Fosenöchter!“, erklärte eine gut gelaunte und selbst erkorene „Pressesprecherin“ aus Rieneck bei bester Laune.
Die Laune des Publikums trieben währenddessen Fosenöchter-Multitalent Katharina „Käthe“ Kaufmann, die Ginolfser Musik- und Heimatvereinsvorsitzende Stefanie Schrenk sowie der Ginolfser Oberfaschingsnarr Harald Omert auf dem Marktplatz in die Höhe. Da durfte auch der eine oder andere Seitenhieb, und sei es die Punktzahl der Oberelsbacher Fußballer, zwischen den benachbarten Ortschaften nicht fehlen. Das ist Fosenocht im Markt Oberelsbach!
Maskenumzug
Ein einzigartiges und unvergessliches Bild bot sich dann beim Maskenumzug durch die Straßen und Gassen von Oberelsbach selbst. Solch eine Maskenvielfalt, die sich den vielen Zuschauern hier bot, war wirklich einmalig. Fotohandys und Videokameras wurden gezückt, Selfie-Sticks waren vorbereitet, ja fast schon stritten sich die Zuschauer um die beste Aufnahme. Schließlich sieht man so etwas nicht alle Tage! Die Maskierten selbst gaben sich gemäß ihrer ureigenen Art jedoch wenig zimperlich. Mit Knüttel und Patsche wurde auch dem einen oder anderen übermütigen Zuschauer mal ein Klapps gegeben. Bei bester Stimmung zogen die Maskierten schließlich auf dem Marktplatz ein und versammelten sich auf dem Terrain der Elstalhallen-Terrasse. Spätestens hier bot sich für jeden die Gelegenheit, sein ganz eigenes passendes Bild zu schießen.
Informationen gab es zu den verschiedenen Masken und ihren jeweiligen Einzelheiten auf der Bühne. Eindrucksvoll auch die beiden Sonderausstellungen, die im Haus der Langen Rhön und im Tabakpfeifenmuseum geboten wurden. Und nicht zuletzt kam da noch die Fastnachtpredigt von Fredi Breunig, die es in sich hatte und der Obrigkeit mächtig an den Kragen ging.
Dieser Ausdruck (Jüd) soll von den Jüttländer kommen.
Ansonsten bleibt nicht nur der Rhöner sondern der gesamte Fränkische Faschinf bunt!