Die Schwestern Magdalena (Jahrgang 1999) und Theresa Schnaus (Jahrgang 1994), aufgewachsen in Alsleben, haben sich nach dem Studium und währeddessen in der Welt umgeschaut. Nun übernehmen sie in ihrer Heimatregion Verantwortung und bauen etwas auf.
Theresa: Als das Studium zu Ende war, habe ich meine Koffer gepackt und bin für fünf Monate in die USA. Habe dort in einem Sommer-Camp mit Kindern gearbeitet und mir danach das Land angeschaut. Die Zelte hier komplett abzubrechen, war aber nie ein Thema für mich. Nach den fünf Monaten in den USA war ich aber auch wieder froh nach Hause zu kommen.
Magdalena: Nach meinem Fachabitur bin ich für vier Monate nach England als Au pair. Dort habe ich in der Nähe von Dover gewohnt. Während der Zeit in England habe ich darüber nachgedacht, wie ich mein zukünftiges Leben gestalten möchte. Nachdem ich wieder gekommen war, stand für mich fest, ich möchte früher oder später in die Spedition meines Vaters einsteigen.
Magdalena: Wir sind beide im Betrieb aufgewachsen und kennen dadurch viele Arbeitnehmer bereits von Kindesbeinen an. Es wurde uns immer freigestellt, ob wir in den Betrieb einsteigen möchten oder eben nicht. Eine der Gründe für mich, in das Unternehmen einzusteigen, war, die vielen Mitarbeiter weiterzubeschäftigen. Unsere Spedition wird bereits in der vierten Generation durch meinen Vater geführt, sodass für mich feststand, dass auch in Zukunft die Spedition Schnaus ein Familienunternehmen bleiben soll.
Theresa: Von meiner Ausbildung her hätte ich auch alle Voraussetzungen zum Einsteigen. Ich habe in Würzburg Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Logistik studiert. Schon während der Schulzeit habe ich aber in der Schülerzeitung mitgearbeitet, mich für Journalismus interessiert.
Magdalena: Ich hatte zunächst schon überlegt, in Bremerhaven zu studieren, einmal woanders zu wohnen. Die Möglichkeiten standen offen, jedoch gab es letztendlich mehrere Gründe, weshalb ich mich für Schweinfurt entschieden habe. Zum einen mochte ich, dass der Studiengang bilingual angeboten wird. Das bedeutet 50 Prozent wurde auf Deutsch unterrichtet und 50 Prozent auf Englisch. Zum anderen bekam man durch den dualen Studiengang die Möglichkeit, mit vielen internationalen Studenten in Kontakt zu kommen. Auch während des Studiums hatte ich die Chance, einmal Stadtluft zu schnuppern, und in Berlin mein Praktikum in einem Start-up zu absolvieren.
Magdalena: Mir ist der Einstieg sehr gut gelungen. Viele der Mitarbeiter kennen mich seit meiner Geburt. Nachdem ich 2020 meinen Lkw-Führerschein absolviert habe, fahre ich regelmäßig im Unternehmen mit und kann dadurch gut mitreden.
Theresa: Ja, nach dem Studium habe ich bei einer Eventagentur in Bad Neustadt gearbeitet. Dort habe ich meinen Lebensgefährten kennengelernt. Wir haben uns entschlossen, im Rhön-Grabfeld eine Werbeagentur zu gründen. Dann ging Corona los.
Theresa: Die Zeit und der Ort waren eigentlich sehr gut. In Rhön-Grabfeld gibt es viele kleinere und mittlere Unternehmen, die sich auf einmal Gedanken machen mussten, wie sie ihre Kunden erreichen. Da kamen wir genau richtig, auch weil es nicht so viele andere Agenturen gibt, die sich auf Kommunikation und Social Media spezialisiert haben wie wir. Wir waren also zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.
Magdalena: Wir kommen damit recht gut zurecht, da wir uns auf einen Sektor spezialisiert haben und in ganz Deutschland tätig sind.
Theresa: Uns ist der Start hier sehr gut gelungen. Inzwischen haben wir Kunden in ganz Deutschland. Für unsere Arbeit ist es allerdings auch nicht so wichtig, wo wir sitzen. Unsere Kunden interessiert nicht, wo wir sitzen. Ein Ort mit einer guten Internetverbindung ist vollkommen ausreichend, um zu arbeiten und zu kommunizieren. Das ist einer der großen Vorteile unserer Arbeit, denn durch unsere Flexibilität sind wir in der Lage, unsere Kunden und Partner bestmöglich zu betreuen.
Magdalena: Für mich ist das Leben in der Region schon lebenswert. Es gibt nach wie vor noch einige Feiern in der Region, wobei ein paar mehr Möglichkeiten wie Bars schon wünschenswert wären.
Theresa: Mir fehlt so einiges. Gerade für junge Menschen ist das Freizeitangebot dünn. Mir kommen viele Sachen etwas altbacken vor und es wird wenig Neues ausprobiert. Man merkt es auch, wenn Kunden zu uns kommen. Die fragen dann, bei welchem Lieferservice man das Mittagessen bestellen kann. So etwas gibt es in Mellrichstadt nicht. Wir können nur höchstens etwas abholen oder fahren in die nächste Bäckerei. Sehr gut gefällt mir zum Beispiel das Streutal-Festival. Das ist eine tolle Aktion, die auch überregional ausstrahlt. Davon würde ich mir noch sehr viel mehr wünschen.
Theresa: Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, in der Zukunft etwas zu verändern. Unser Landkreis hat eine große Stärke in den kleinen und mittleren Betrieben, die niemand kennt, die aber großartige Arbeit leisten. Damit diese Unternehmen aber langfristig bestehen können, braucht es Perspektiven. Wir haben einen hohen Freizeitwert hier, die Rhön ist super. Aber es müssen sich Sachen auch weiterentwickeln. Manchmal fehlt es einfach auch nur an der richtigen Ansprache. Junge Menschen müssen in ihrer eigenen Sprache angesprochen werden. Ich denke, dass es einfach nötig ist, mehr für die Jugend zu tun. Und gerade für junge Unternehmen ist es wichtig, weniger Steine in den Weg gelegt zu bekommen. Unser Landkreis braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Wir müssen aber etwas dafür tun, dass wir eine gute Zukunft haben.
Magdalena: Es ist geplant, dass unsere ältere Schwester Johanna auch noch ins Unternehmen kommt. Mit ihr möchte ich zusammenarbeiten und alles in eine gute Zukunft führen. Wir möchten erfolgreich sein und etwas an die nächste Generation weitergeben.