Katja Abschütz, Jahrgang 1971, wuchs in Waltershausen auf. Nach einer Lehre im Hotel Schwan und Post in Bad Neustadt folgten Stationen in gastronomischen Betrieben in München, Bad Kissingen, am Vogelsberg und dann wieder viele Jahre in München. Im vergangenen Jahr ist sie wieder nach Waltershausen zurückgekehrt. Was sind ihre Beweggründe dafür gewesen?
Katja Abschütz: Es waren neunzehneinhalb Jahre.
Abschütz: Nach meiner Lehre als Hotelfachfrau in Bad Neustadt habe ich in verschiedenen Hotels gearbeitet. Irgendwann hat sich die Frage gestellt, wie es weitergehen sollte. Da ich schon einmal für ein Jahr in München war – und es mir dort gut gefallen hatte – habe ich bei einem Hotel dort angefangen.
Abschütz: Ich war für ein paar Tage in Berlin, habe mir die Stadt angeschaut. Sie war aber nichts für mich. Mein ehemaliger Chef in Bad Neustadt hatte mir auch vorgeschlagen, nach Boston zu gehen und dort in einem Hotel zu arbeiten. Das habe ich dann leider nicht gemacht. So hat sich das dann 2003 mit München wieder ergeben.
Abschütz: Sehr gut. Im Hotel hatte ich viele Kollegen, auch aus dem Ausland. Wir haben viel gemeinsam unternommen und es war sehr einfach für mich, Bekanntschaften zu schließen. Ich habe im Hotel auch in unterschiedlichen Positionen gearbeitet und hatte so die Möglichkeit, viele Menschen kennenzulernen.
Abschütz: Das kam erst später. Gegenüber meiner Wohnung auf der anderen Straßenseite wurde eine Sportsbar eröffnet. Ich hatte in der Vorgängerkneipe schon aushilfsweise gearbeitet und die neue Wirtin hat mich gefragt, ob ich bei ihr anfangen möchte. In der Sportsbar habe ich über zehn Jahre gearbeitet. Das war für mich nicht immer ganz einfach, mein Chef war bekennender Roter und ich bin eingefleischte Dortmunderin. Was dazu geführt hat, dass ich bei Spielen der beiden Mannschaften nicht mehr gearbeitet habe. Ich hatte aber auch sehr schöne Erlebnisse. Ein Gast hat mir einen Fußball mit allen Unterschriften der BVB-Spieler von 1996 geschenkt.
Abschütz: Ganz überwiegend Bekanntschaften. Wir hatten sehr viele Stammgäste, mit denen sich im Laufe der Jahre auch viele Gespräche ergeben haben. Wirkliche Freundschaften gibt es zwei oder drei. Das sind Freunde, die ich nachts aus dem Bett klingeln kann. Mit denen bin ich auch jetzt noch immer regelmäßig in Kontakt und plane auch, sie demnächst in München zu besuchen.
Abschütz: Anfangs hatte ich eine 3-Zimmer-Wohnung. Auch nach der Arbeit in der Sportsbar war ich mit Kollegen noch viel im Nachtleben unterwegs. Mein Lebensrhythmus hat sich immer mehr verlagert. Arbeit in der Bar von 18 Uhr bis spät in die Nacht, dann noch in eine andere Bar. Das war eine sehr schöne und intensive Zeit. Mit der Zeit wurde das Leben auch immer teurer. Zum Schluss hatte ich ein Ein-Zimmer-Apartment. Da hat sich dann auch die Frage gestellt, wofür mache ich das eigentlich?
Abschütz: Ich war über zehn Jahre nicht hier. Der Kontakt war bis auf ein paar Nachrichten zu Geburtstagen abgebrochen. Irgendwann haben zwei Freundinnen den Kontakt wieder aufgenommen und mich auch in München besucht. Zu meiner Silbernen Konfirmation war ich dann zum ersten Mal wieder da. Seitdem hatte ich auch regelmäßig Kontakt und wir haben uns immer wieder getroffen.
Abschütz: Es kam Corona. Auch unsere Bar war davon betroffen und ich habe mir die Frage gestellt, wo ich in Zukunft leben möchte. Ich habe in Waltershausen keine Verwandtschaft weiter. Meine Angehörigen wohnen alle im Schwarzwald. Ich besuche sie auch oft, war gerade erst dort. Es wäre natürlich eine Alternative gewesen, dorthin zu ziehen.
Abschütz: Bei einem Besuch hier habe ich zufällig eine Zeitungsanzeige über eine freie Wohnung in Waltershausen gesehen. Ich habe mich daraufhin gemeldet und die Wohnung sofort bekommen. Es war das spontane Gefühl, hier gut aufgehoben zu sein, weil mir alles auch nach mehr als zehn Jahren Abwesenheit immer noch heimatlich vorkommt.
Abschütz: Das war 2021. Ich habe nach Corona noch einmal für eine kurze Zeit in der Sportsbar gearbeitet. Wollte dann aber nicht mehr zwischen Waltershausen und München pendeln. Also habe ich mich entschieden, dauerhaft hier zu bleiben.
Abschütz: Nein, hier habe ich das Gefühl, frei zu sein und alleinverantwortlich das machen zu können, was ich möchte. Ich hatte auch das Glück, schnell eine Aufgabe zu finden. Für das Schwimmbad in Waltershausen wurde jemand gesucht, der sich um den Kiosk kümmert. Das war genau die richtige Arbeit für mich. Schon in München hatte ich überlegt, eine Kneipe zu übernehmen. So habe ich den ganzen Sommer über Pommes frittiert, Curry auf Würste gepudert und Cocktails ausgeschenkt. Das war ein perfekter Einstieg in das Dorfleben. Ja, das Schwimmbad ist eine Begegnungsstätte. Es gibt nur zwei Tische, man kann sich also nicht aussuchen, mit wem man am Tisch sitzt. Es kommen auch viele Auswärtige zum Schwimmen vorbei. Wir hatten sogar Gäste aus Ulm und Cuxhaven. Ich war von Anfang Juni bis Anfang September so gut wie jeden Tag im Kiosk. Das war ganz schön anstrengend und wäre ohne meine Freunde nicht gegangen. Die kamen freiwillig, ohne dass ich groß fragen musste. So habe ich das auch aus meiner Kindheit gekannt und wieder sehr zu schätzen gelernt.
Abschütz: Das hat sich irgendwie nicht ergeben, obwohl mein Badeanzug und Handtuch immer im Auto waren.
Abschütz: Meine Nachbarn nehmen Rücksicht auf mich. Wenn der Rollo noch zu ist, wird erst mal kein Holz gesägt. Mich stört das eigentlich nicht. Deswegen ziehe ich den Rollo auch schon mal hoch, wenn ich später nach Hause komme. Die Hilfsbereitschaft ist auch sehr gut. Es findet sich immer jemand, der etwas für mich macht. Es gibt immer jemand, den man auf der Straße trifft. Wenn ich Gesellschaft möchte, dann gehe ich ins Clubhaus. Ich schätze es inzwischen aber auch sehr, dass ich meine Ruhe habe und machen kann, was ich möchte.
Abschütz: Ich arbeite bei der Bäckerei hier im Dorf und helfe da in der Backstube.
Abschütz: Den möchte ich gerne weitermachen. Letztes Jahr ging es Anfang Juni los. Mal schauen, wann es das Wetter heuer zulässt. Ich freue mich darauf.
Rückkehrer nach Rhön und Grabfeld: In einer kleinen Serie sollen an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen Rückkehrer und Zugezogene in den Landkreis und ihre jeweiligen Beweggründe zu diesem Schritt vorgestellt werden. Vorschläge für die Vorstellung weiterer Rückkehrer und Zugezogener nimmt die Redaktion gerne unter der Mail-Adresse redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de entgegen.