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Bad Neustadt
"Lohnerhöhung würde ausbügeln, worauf wir die ganze Zeit verzichten": Darum gehen diese 6 Beschäftigten zum Warnstreik
Das Thema Warnstreik in der Metall- und Elektroindustrie ist zum Teil emotional aufgeladen. Sechs Demo-Teilnehmer erklären, warum sie am Warnstreik teilnehmen.
Sechs Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie aus Bad Neustadt und Mellrichstadt berichten, warum sie an den Warnstreiks der IG Metall Teilgenommen haben.
Foto: Michael Endres | Sechs Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie aus Bad Neustadt und Mellrichstadt berichten, warum sie an den Warnstreiks der IG Metall Teilgenommen haben.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 10.11.2024 02:32 Uhr

In den vergangenen Tagen hat die Gewerkschaft IG Metall zu Warnstreiks aufgerufen. Die Arbeitgebervertretung befindet sich aktuell in einer Tarifrunde mit Arbeitgebern aus der Metall- und Elektroindustrie. Die Gewerkschaft fordert bei einer Laufzeit von 12 Monaten sieben Prozent mehr Lohn und 170 Euro monatlich mehr für Auszubildende. Außerdem gibt es weitere Forderungen wie die Geld-für-Zeit-Regelung. Bei den zwei Kundgebungen der IG Metall in Bad Neustadt haben sechs Menschen erzählt, warum sie sich an den Warnstreiks beteiligt haben.

1. Daniel Kreidl arbeitet bei Preh: "Das ist auch klassische Solidarität"

Daniel Kreidl arbeitet bei Preh.
Foto: Michael Endres | Daniel Kreidl arbeitet bei Preh.

"Auch in Zeiten, wie jetzt, in denen große Dinge passieren, die man nicht aufhalten kann, auch wie dieser Rückgang gestaltet werden soll, ist es genauso wichtig, da dabei zu sein, wie wenn es aufwärts geht. Natürlich sollen hier relativ viele Leute abgebaut werden. Da ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit für jeden dabei. Das ist auch klassische Solidarität."

2. Michael Bechtold arbeitet bei Siemens: "Je mehr Leute, desto besser, damit wir unsere Ziele umsetzen können"

Michael Bechtold arbeitet bei Siemens.
Foto: Michael Endres | Michael Bechtold arbeitet bei Siemens.

"Ich habe mich für die Gemeinschaft entschieden, heute streiken zu gehen. Einmal für mehr Geld und da es dem Zusammenhalt dient. Je mehr Leute, desto besser, damit wir unsere Ziele umsetzen können, damit wir unsere Arbeitsplätze sichern können und damit wir auch für die Zukunft ordentliches Geld erhalten und einen sicheren Arbeitsplatz haben."

3. Steffen Wehner, Betriebsrat bei Preh: "Wenn wir zusammenhalten, können wir mehr erreichen"

Steffen Wehner, Betriebsrat bei Preh.
Foto: Michael Endres | Steffen Wehner, Betriebsrat bei Preh.

"Prinzipiell ist der Grundgedanke Solidarität. Wenn wir zusammenhalten, können wir mehr erreichen. Wenn jeder einzeln für sich kämpft, müssen wir davon ausgehen, dass derjenige dann schon verloren hat. Das Geld wird irgendwo umgesetzt. Angenommen, die Unternehmen machen Gewinn, das Geld ist da. Die Frage ist nur, wer bekommt es?  Wenn die Mitarbeiter es bekommen, können sie es in ihrer Region ausgeben. Wer eine Lohnerhöhung hat, da sitzt der Geldbeutel etwas lockerer. Der kauft vielleicht etwas mehr Luxusgüter, macht mehr Ausflüge oder Kultur. Wenn aber das Geld irgendwann immer knapper wird, muss man immer Abstriche machen. Dann fällt halt Luxus und Spaß – alles, was in der Region gemacht wird –, weg. Und das wäre ein schwerer Einbruch, deswegen bin ich der Meinung, wir müssen dafür einstehen, dass wir einen ordentlichen Anhub im Gehalt haben und dadurch die Kaufkraft in der Region sichern. In den Städten – Schweinfurt, Bad Neustadt, überall – sehen wir schon, dass immer mehr Geschäfte leer stehen. Das ist ja nichts, was irgendwann passieren wird. Der Wandel hat schon begonnen."

4. Stefan Bannert arbeitet bei Siemens: "Wir haben steigende Lebenshaltungskosten, alles wird teurer"

Stefan Bannert arbeitet bei Siemens.
Foto: Michael Endres | Stefan Bannert arbeitet bei Siemens.

"Wir haben steigende Lebenshaltungskosten, alles wird teurer. Siemens ist kein Betrieb, dem es schlecht geht. Erst letzte Woche wurde für 10 Milliarden Euro ein anderes Unternehmen gekauft. Dieser Bereich der DI (Digital Industries), dem wir angehören, hat im letzten Jahr fünf Milliarden Euro Gewinn gemacht. Wir haben hier im gewerblichen Bereich Arbeitszeitabsenkungen. Diese Lohnerhöhung würde ja nur zum Teil wieder ausbügeln, worauf wir die ganze Zeit verzichten. Tarifrunden gehören dazu. Ich bin für kurze Laufzeiten, weil wir immer wieder gemerkt haben, wenn sich die Betriebe nach der Tarifrunde erholen, haben wir eine lange Laufzeit mit wenig Steigerungen und wir bleiben eigentlich immer auf der Strecke. Wir haben einen Lohnkostenanteil von 16,5 Prozent vom Umsatz. Das ist eigentlich wenig, was Lohnkosten angeht, auch wenn die Löhne hoch sind."

5. Franz Söder, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei PrehKeyTec: "Es geht ums ganze Paket und unser Recht, unsere Interessen durchzusetzen"

Franz Söder, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei PrehKeyTec.
Foto: Michael Endres | Franz Söder, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei PrehKeyTec.

"Wir sind PrehKeyTec, eine ehemalige Tochter von Preh. Wir kennen die ganze Situation, dass man für seine Rechte kämpfen muss. Und das Recht wollen wir uns verwahren. Die Höhe von der Tarifforderung jetzt ist nur ein Teil, der im Moment nicht so passt, aber es geht ums ganze Paket und unser Recht, unsere Interessen durchzusetzen. Da gehört nicht nur die Gehaltsforderung dazu, sondern auch vieles andere wie soziale Komponenten – das ist das A und O. Dass auch der Zusammenhalt und die Gemeinschaft gelebt wird."

6. Matthias Lange arbeitet bei BSH: "Die Arbeitgeber jammern immer herum"

Matthias Lange arbeitet bei BSH und ist stellvertretender Vertrauenskörperleiter.
Foto: Michael Endres | Matthias Lange arbeitet bei BSH und ist stellvertretender Vertrauenskörperleiter.

"Die Arbeitgeber jammern immer herum, dass sie uns nicht bezahlen können – schon gar nicht mehr bezahlen können. Stattdessen wollen sie immer mehr Gewinne einfahren und wir sollen weiter dafür arbeiten, aber nichts davon abhaben. Das ist der Grund, warum ich beim Warnstreik mitdemonstriere."

 
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Kommentare
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  • Michael Schmitt
    0 Runde und dann gehts halt nur einmal im Jahr in Urlaub anstatt 3 mal. Ist doch alles kein Problem.
    Kaufkraft bleibt in der Region. So ein Schwachsinn. Das Geld für Urlaub und Amazon bleibt sicher nicht in der Region
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  • Peter Fischer
    Natürlich wollen Arbeitgeber "immer mehr Gewinne einfahren". Aber das klappt halt nicht immer. So sind z.B. in der Autoindustrie die Gewinne eingebrochen (wie gestern gemeldet z.B. bei BMW um 84%). M. E. sollten Gehälter an die Lage der jeweiligen Firma angepasst werden ( z.B. indem ein yteil des Gehalts als gewinnabhängige Erfolgsprämie gezahltwird). Eine Firma, die hohe Gewinnsteigerungen verzeichnet kann auch hohe Lohnsteigerungen zahlen. Eine, deren Gewinne sinken oder die gar Verluste macht, eben nicht.
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  • Dominik Temming
    Ich wünsche mir, dass diese Herren nicht auf das Management schimpfen, wenn es bald heißt "Aufgrund der enormen Personalkosten werden wir das Werk nach Rumänien verlagern" Die IG Metall hat 2023 bereits 5,2% mehr rausgeholt. Seit vergangenen Mai nochmal 3,3%. IGM-Mitgliedern geht es bereits besser als den meisten anderen. Jetzt nochmal 7% zu fordern ist einfach nur frech und brandgefährlich!
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