
Es waren zwei Veranstaltungen, die von der Grundstimmung nicht unterschiedlicher hätten sein können: Die Gewerkschaft IG Metall rief am Dienstag Beschäftigte von flächentarifgebundenen Unternehmen in Bad Neustadt zum Warnstreik auf. Mit dabei waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Siemens, BSH, Gardner Denver, PrehKeyTec (Mellrichstadt), Valeo und Preh.

Insgesamt waren es laut Gewerkschaft bei beiden Demonstrationen zusammengenommen 350 Menschen, die für ihre Ziele auf die Straße gegangen sind. 250 bei der Veranstaltung bei Siemens, 100 bei Preh. Die Gewerkschaft will mit den Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen und gegen ein "zu geringes Angebot der Arbeitgeber" bei den seit Mitte September laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie protestieren. Der nächste Verhandlungstermin findet am 11. November statt.
Die Arbeitnehmervertreter fordern bei einer Laufzeit von 12 Monaten sieben Prozent mehr Lohn und monatlich 170 Euro mehr an Ausbildungsvergütung für Azubis. Auch weitere Themen wie die Geld-für-Zeit-Regelung für Beschäftigte in Schichtarbeit, Pflege oder Kinderbetreuung soll nach Wunsch der Gewerkschaft ausgeweitet werden.
"Durch einen Verzicht unsererseits wird nicht ein Auftrag mehr gewonnen"
Laut IG Metall hatte die Arbeitgeberseite bei einer Laufzeit von 27 Monaten ab Juli 2025 eine Entgelterhöhung von 1,7 Prozent und ab Juli 2026 von 1,9 Prozent geboten. Dazu sagte Franziska Müller, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt, bei der ersten Kundgebung: "Das ist zu spät, zu niedrig und zu lang."
Bei der ersten Veranstaltung um 10 Uhr in der Industriestraße fanden sich laut IG Metall 250 Beschäftigte von Siemens, BSH, PrehKeyTec, Gardner Denver und Valeo zusammen. Bei zwar niedrigen Temperaturen, aber Sonnenschein war die Stimmung unter den Beschäftigten gut. "Die aktuelle wirtschaftliche Situation in vielen Branchen ist nicht rosig, aber der Anteil unserer Löhne an den Unternehmensumsätzen lag auch im letzten Jahr auf sehr niedrigem Niveau", sagte Kathrin Rammig, im Team der Vetrauenskörperleitung bei Siemens. "Für Unternehmensgewinne ist immer Zeit, aber für Lohnerhöhungen nicht. Nicht mit uns!"
Aktuelle Krise der deutschen Wirtschaft habe nichts mit der Tarifrunde zu tun
Die aktuelle Krise in der deutschen Wirtschaft habe nichts mit dieser Tarifrunde zu tun, sagte Rammig. "Durch einen Verzicht unsererseits wird nicht ein Auftrag mehr gewonnen, nicht ein Auto oder eine Maschine mehr bestellt." Eine stabile Wirtschaft brauche einen stabilen Konsum. "Der ist nur gewährleistet, wenn auch wir uns als Privatperson beteiligen. Das passiert aber nur, wenn unsere Taschen ausreichend gefüllt sind", schiebt sie nach.
Auch Gewerkschafterin Franziska Müller verwies auf den Lohnkostenanteil von circa 16 Prozent bei den Betrieben. "Da kann mir keiner erzählen, dass wir mit einer Tariferhöhung den Stellenabbau vorantreiben. Dieser Anteil ist so gering, dass keiner sagen kann, sieben Prozent werden den Betrieb in den Ruin stürzen", sagt die Gewerkschaftssekretärin. "Was die Unternehmen in den Ruin getrieben hat, sind Missmanagement, falsche Entscheidungen, die getroffen wurden, das Thema Energie, Konzernstrukturen und ähnliches."
Warnstreik bei Preh in schwierigen Zeiten: So lief die Kundgebung
Zwei Stunden später fanden sich vor dem Wareneingang von Preh in der Saalestraße laut Gewerkschaft 100 Menschen ein. Die Stimmung vor Ort war anders: Während vor den Siemenswerkstoren häufig Pfiffe zu hören und schwenkende Fahnen zu sehen waren, wirkten die Preh-Angestellten deutlich stiller und weniger kämpferisch. Das Unternehmen hatte kürzlich bestätigt, am angekündigten Stellenabbau von 420 Stellen festzuhalten.

"Ich weiß, in dieser ganz besonderen Situation ist es für einige von euch schwierig, sich auch noch für die Tarifrunde zu motivieren", leitete Gewerkschaftssekretärin Nadine Knauff in die Kundgebung ein. Die Gewerkschaft hat sich deshalb entschieden, eine Fragerunde zwischen Gewerkschaftssekretärin Knauff, Preh-Betriebsratsvorsitzender Daniel Rossmann sowie Elena Diettrich und Matthias Kuchmann durchzuführen.
Betriebsrat: Darum gehen trotz Stellenabbau Beschäftigte auf die Straße
Dabei ging es unter anderem darum, wie es sein kann, dass bei Preh Personal abgebaut wird und gleichzeitig in der Tarifrunde sieben Prozent mehr Lohn gefordert werden.
Betriebsratsvorsitzender Rossmann ordnete die aktuelle Situation ein und verwies darauf, dass die Unsicherheit weiterhin bestehen bleibt. "Diese ganze Unsicherheit am Standort hier in Bad Neustadt ist eine Katastrophe für die Arbeitsbedingungen." Elena Diettrich erklärte den Zwiespalt mit Blick auf die Tarifrunde in der Belegschaft, dass zwar Verständnis da wäre, dass in anderen Firmen Gewinn gemacht werde, es gut laufe und Aufträge da sind, aber sie selbst ihren Arbeitsplatz behalten wollen.

Rossmann erzählte von Gesprächen, die er geführt habe. In der Regel seien es eher die Gutverdiener, die sagen, "spinnt ihr, auf die Straße zu gehen jetzt zu der Zeit". Rossmann entgegnet der Kritik: "Wenn ich mehr als 4000 Euro verdiene, habe ich leicht reden. Wenn ich aber in der Produktion stehe, die Nachtschicht noch gekappt wird und 2500 Euro brutto verdiene, dann habe ich ein Problem und dann brauche mehr."
In vielen Betrieben kämpfen Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz, Familien leben in Angst und Sorge, dass ein Einkommen wegfallen könnte.
Täglich neue Hiobsbotschaften befeuern das ganze Dilemma, und die IG-Metall ruft fröhlich zum Streik auf!
Das passt nicht zusammen.
Diese Herrschaften haben erstens den Schlag noch nicht gehört und sind zweitens völlig weltfremd!
Schämt Euch!