Der Lehrermangel ist derzeit in aller Munde. Nicht wenige Schulen sind froh, wenn sie zur Verstärkung ihres Kollegiums Unterstützung von außen erhalten, sei es von Quereinsteigern oder Ruheständlern. Eine davon ist Margit Zirker aus Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld). Die 67-Jährige wurde im Juli 2019 an der Grundschule in Burglauer in den Ruhestand verabschiedet. Im vergangenen Jahr half sie bereits ehrenamtlich an der Grundschule in Salz aus. Ab Oktober unterrichtet sie nun dort als fest Angestellte Jungen und Mädchen. Wie ist es dazu gekommen?
Margit Zirker ist schon als Kind und Jugendliche gerne in die Schule gegangen. Bereits früh stand für sie fest, dass sie den Lehrerberuf ergreifen möchte. Die gebürtige Niederbayerin trat ihre erste Stelle in Schweinfurt an. Von dort wechselte sie für zwei Jahre an die Grundschule in Herschfeld. Vier Kinder sorgten dann dafür, dass sie für zwölf Jahre zu Hause blieb. Ab 1994 bis zu ihrem Ruhestand war sie danach in Burglauer tätig.
Der Lehrerberuf bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten
"Das Unterrichten hat mir immer Spaß gemacht. Die Tage, an denen ich nicht gerne in die Schule gegangen bin, kann man an einer Hand abzählen", erzählt Margit Zirker. Der Lehrerberuf sei ein sehr schöner Beruf. "Ich kann nicht verstehen, dass nicht mehr junge Leute ihn ergreifen." Der Beruf biete viele Gestaltungsmöglichkeiten. Er lasse sich gut mit der Familie vereinbaren. Vor allem bei kleineren Kindern sehe man schnelle Lernerfolge. "Sie können mittags mehr als morgens." Natürlich sei der Lehrerberuf auch anstrengend. "Aber das sind andere Berufe auch."
Wofür Zirker wenig Verständnis hat, ist die nach wie vor verbreitete Praxis, insbesondere Vertretungslehrer mit befristeten Verträgen über die Ferien in die Arbeitslosigkeit zu schicken. "So darf der Staat nicht mit einem knappen Gut umgehen."
Das Schulleben ist hektischer geworden
Das Schulleben sei heute hektischer als noch vor Jahren, beobachtet die Grundschullehrerin. Die Kinder seien unruhiger und die Konzentration lasse schneller nach. "Aber dafür können die Jungen und Mädchen nichts. Das ist der Trend der Zeit. Alles wird immer schneller." Kinder würden heute im Unterricht mehr Abwechslung benötigen, um am Ball zu bleiben. Es sei wichtig, einen gesunden Mittelweg zu finden zwischen dem, was eine Schule leisten kann, und dem, was das Elternhaus übernimmt.
Im vergangenen Jahr kam bei der Burgläurerin der Wunsch auf, ehrenamtlich etwas zu machen. Sie meldete sich bei der Caritas und wurde daraufhin in der Sälzer Schule als sogenannte Patin eingesetzt. Als solche übte sie mit einzelnen Kindern Lesen oder Rechnen. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Kinder aus der Ukraine, die noch nicht Deutsch sprachen.
Das hat Margit Zirker so gut gefallen, dass sie nun ab 10. Oktober für fünf Stunden fest an der Grundschule in Salz arbeiten wird. Und zwar im Rahmen des bayerischen Förderprogramms "Gemeinsam Brücken bauen". Dieses soll der Reduzierung von pandemiebedingten Lern- und Entwicklungsrückständen sowie der intensiveren Unterrichtung ukrainischer Kinder dienen.
Margit Zirker freut sich auf den Kontakt mit Kindern
Die Aufgabe der 67-Jährigen wird es vor allem sein, in Kleingruppen Jungen und Mädchen in den Grundlagenfächern wie Deutsch und Mathematik zu unterrichten. "Integration funktioniert nur, wenn man ausreichend Deutsch sprechen kann. Da fängt man am besten bei den Kindern an", meint sie.
Worauf freut sich Margit Zirker insbesondere? "Auf den Kontakt mit den Kindern", antwortet sie spontan. Aber auch auf einen gewissen Erfolg. Der beinhalte Selbstbestätigung, die jeder Mensch brauche. Hält sie ihr Alter für eine Erschwernis, Zugang zu den Jungen und Mädchen zu finden? "Durch meine Enkel habe ich den Kontakt mit Kindern nie verloren", erklärt sie. Eine ganze Klasse möchte sie nicht mehr unterrichten, aber Kleingruppen gerne.
Eine Rolle für ihren Wiedereintritt ins Berufsleben spielt auch die Solidarität mit ihren Kollegen. Einen Mangel an Lehrern habe man schon gemerkt, als sie noch gearbeitet hat. Sei es, dass es zu wenige mobile Reserven gab oder keine Vertretungen in Krankheitsfällen. Auch Arbeitsgruppen und Förderunterricht seien zu kurz gekommen.
Soziale Nachteile müssen ausgeglichen werden
"Außerdem möchte ich, dass mein Geist nicht einschläft", sagt Margit Zirker schmunzelnd. "Geistige Anforderung ist mir wichtig." Fünf Stunden in der Woche seien nicht viel. Da bleibe noch ausreichend Zeit für die Familie, das Haus und ihre Hobbys. Das sind Radfahren, Gartenarbeit, Lesen, Kochen und Backen. Darüber hinaus müssen noch der Hund, die Vögel und die Hühner versorgt werden.
Insbesondere motiviert jedoch der soziale Aspekt Margit Zirker, wieder als Lehrerin arbeiten zu wollen. Ihr seien Gerechtigkeit und Bildungsgleichheit sehr wichtig. "Wenn man Kinder sieht, die kein Wort verstehen, dann will man helfen, dass sie ankommen können." Soziale Nachteile müssen ausgeglichen werden, ist die 67-Jährige überzeugt.
Richtig. Die blöden "Neugrünen" haben ja jahrzehntelang die Bildungspolitik in Bayern blockiert.
wenn sich Leute finden, denen es nichts ausmacht, ihre Knochen dafür hinzuhalten, dass er es nicht gebacken kriegt...
Soweit bereits vorher bekannt und anscheinend weiter Usus ist hier in Bayern die CSU für diese Lehrermängel verantwortlich, weil man ständig ausblendet, dass im Prinzip schon 6 Jahre früher und weiter (durch ggf. frühere Verrentungen) in etwa feststeht, für welche Jahre weitere Lehrer gefunden werden müssen. Das mit der Abwälzung der Kosten auf die Arbeitsagentur und vor allem durch das dann niedrigere Einkommen auf Kosten der Lehrer in den Ferien in die Arbeitslosigkeit ist eine Unverschämtheit (nicht nur in Bayern). Kein Wunder, dass es so viele gibt, die ggf. trotz erfolgreich abgeschlossenem Studium dann plötzlich nach anderen Tätigkeiten und Arbeitgebern streben. Und am schlimmsten: wir haben doch definitiv Bildungsnotstand überall, wir können und sollten uns das nicht länger leisten und froh sein, wenn sich weiter Kräfte zur Verfügung stellen, egal ob ehrenamtlich oder bezahlt oder nur für Nachhilfe usw. - es eilt.
müsste ich überzeugt sein, dass eine andere Regierung es besser macht oder vielmehr: besser machen kann, denn dafür mischen da viel zuviele Leute und Institutionen mit, die alle eifersüchtig Angst um ihre Pfründe haben. Es geht schon damit los, dass die Bildung Bundesländersache ist, und was sagen wir in Niedersachsen (roter MP, ja potzdeibel) funktioniert, kann in Bayern (hier weiß exklusiv die CSU, wie es gehen soll)/ und umgekehrt/ nicht richtig sein.
Ich bleibe bei meiner Einstellung, Vater Staat kann froh sein, dass es Leute gibt, die ihre Knochen für sein Versagen hinhalten. Das Dumme ist nur, es dürften bei weitem(!!) nicht genug sein, die Probleme wirklich zu lösen. Denn dazu müsste man zuallererst ein paar althergebrachte Lehrmeinungen über Bord werfen, und das geht gar nicht. Auch wenn Bildung die einzige Ressource ist, über die wir wirklich verfügen könnten. Ein Trauerspiel (völlig unabhängig von der politischen Couleur der Verantwortlichen).
das ändert aber nix dran, dass Vater Staat froh drum sein kann, wenn ihm jemand freiwillig hilft - wobei übrigens auch die spannende Frage nach der Honorierung noch gar nicht beantwortet ist. Sagen wir mal so: wär sicher ein gutes Geschäft, Freiwillige für lau ranklotzen zu lassen, damit man sich die horrenden Kosten für reguläre Kräfte sparen könnte.