„Die Kur ist tot, es lebe der Gesundheitsstandort“ – Architekt Lukas Hoch vom Büro Schirmer Architekten aus Würzburg benutzte eine durchaus provokante Formulierung, als er am Donnerstagabend dem Bad Neustädter Stadttat das Ergebnis der Voruntersuchung für das Gebiet Bad Neuhaus und Mühlbach vorstellte.
Bürgermeister Bruno Altrichter sah sich gar genötigt, die Bedeutung der Kur für die Stadt besonders herauszustellen. „Die ambulante Kur ist beliebt, das Kurmittelhaus erfreut sich guten Zulaufs, unsere Heilquellen gehören zu unserer Identität“, so das Stadtoberhaupt. Gleichwohl verstand er die Intention des Architekten. Gästerückgänge und auch der Wandel von der stationären zur ambulanten Kur haben zu vielen Leerständen geführt.
Viele Leerstände
Diese Leerstände beeinträchtigen das Bild insbesondere von Bad Neuhaus, obwohl der Stadtteil als Wohnstandort insbesondere für Rhönklinikum-Mitarbeiter doch besonders attraktiv wäre, auch durch die umgebenden Naturräume. Zusammen mit dem Kurpark und bei einer verbesserten Anbindung an die Stadt könnte Bad Neuhaus wesentlich an Attraktivität gewinnen. Das soll ein langfristig angelegtes Sanierungskonzept ermöglichen.
Lukas Hoch stellte die wichtigsten Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchungen für ein zukünftiges Sanierungsgebiet vor. 2014 war das Büro Schirmer mit den Untersuchungen beauftragt worden, dazu fanden auch Fachforen und Bürgerworkshops statt. Im Januar 2017 erfolgte der Einleitungsbeschluss.
Ortskerne als Identifikationspunkte
Defizite sieht Hoch in der Gestaltung der historischen Ortskerne sowohl von Mühlbach als auch von Bad Neuhaus. „Das sind die Identifikationspunkte für die Bürger, die Ortsgeschichte erzählen“, so Hoch. Auch der gesamte Bereich der Kurhausstraße mit ihren Engstellen müsse umgeplant werden. Die schlechten Gebäudezustände schon im Eingangsbereich des Kurviertels, aber auch räumliche Zäsuren, die die Fuß- und Radwegeverknüpfungen beeinträchtigen, stehen auf der Mängelliste, die Hoch vortrug. Für Fußgänger und Radfahrer gebe es auch viele unsichere Verkehrsabschnitte.
Aus dieser Liste formulierte der Stadtplaner ein Leitbild für die zukünftige Entwicklung von Bad Neuhaus und Mühlbach. Einerseits müsse hier der Gesundheitsstandort weiterentwickelt werden. Mit dem Umzug der Psychosomatischen Klinik in die ehemalige Kurparkklinik ist ja ein erster Schritt zur Stärkung bereits erfolgt.
Wohnen rund um den Schlossplatz
Für das Seniorenzentrum Casa Reha könnte sich Hoch eine bessere fußläufige Verbindung zum Kurpark vorstellen. Viel Charme könnte ein neuer Schlossplatz haben, der auch mit attraktiven Wohnflächen versehen ist. Man könnte über einen Umzug der ESB-Schulen nachdenken, das bestehende Gebäude werde selbst von Ortsansässigen als wenig passend eingestuft. Ein anderer Standort für die Verwaltung der Rhönklinikum AG ermöglichte am bestehenden Platz ebenfalls eine Wohnbebauung, so die Pläne des Architekten. Dass hier sozusagen über fremden Besitz nachgedacht werde, sei bei solchen städteplanerischen Konzepten üblich. Die von Hoch angedachte Nutzung des Pfarrgartens als Fußgängerdurchgang sieht Altrichter jedoch skeptisch.
Charmantes Wohnquartier
In seiner Liste nannte Hoch den Platz an der Wandelhalle, der sich zu einem charmanten Wohnquartier wandeln könnte. Die Knotenpunkte Heuweg und Salzburgweg bedürfen ebenso einer Optimierung. Um die Kurhausstraße zu entlasten, müsse über optimierte Parkmöglichkeiten südlich und nördlich von Bad Neuhaus nachgedacht werden, so Hoch. Der Kurpark als Alleinstellungsmerkmal könne ausgebaut werden, zum Beispiel durch einen Generationengarten für sportliche Betätigung oder die Errichtung eines Gradierbaus.
In einer Bürgerwerkstatt im September wurden diese wesentlichen Punkte bei einem weiteren Workshop vorgestellt. Am Donnerstag stimmte der Stadtrat den Ergebnissen der Voruntersuchung zu, nun werden die Träger öffentlicher Belange in einem weiteren Schritt gehört. Stadträtin Rita Rösch sieht viele Chancen für Mühlbach und Bad Neuhaus. „Da können viele Bürger wieder Land sehen“, so die Stadträtin.