Nina Folles Tierliebe geht weit. Zu weit? Ihr Wunsch: So vielen Haustieren wie möglich ein natürliches Sterben ermöglichen. Heißt palliative Begleitung bei Krankheit, Inkontinenz, Demenz ...
Viele Tierhalter dürfte eine so intensive Betreuung ihres Schützlings am Lebensende finanziell, zeitlich und auch energiemäßig an ihre Grenzen bringen. Sollte sich nur für ein Tier entscheiden, wer am Ende auch die Kapazitäten und Reserven hat, seinem Vierbeiner einen natürlichen Tod zu ermöglichen?
Tier-Privileg, dass Leiden enden darf!
Oder ist im Gegenteil eine pragmatische Grenze zu ziehen sogar ethisch vertretbar, wenn nicht gar das verantwortungsvollere Handeln? Tier-Privileg, dass Leiden enden darf!
Sicher ist: Man muss Tierbestatterin Nina Folle nicht in allen Überzeugungen folgen, um zuzugestehen, dass sie wichtige Themen anstößt. Am erschreckendsten der Gedanke: Was sie sich für das Gros der Haustiere wünscht, wird vielen Menschen in diesem Lande nicht zuteil: Die Möglichkeit, würdevoll zu gehen.
Warum die Diskussion um würdevolle Tiertode wertvoll ist
In einer Gesellschaft, in der das Sterben aus dem Alltag in Krankenhäuser und Altenheime verdrängt ist. In der noch vor kurzem der Infektionsschutz über die Menschenwürde gestellt wurde. Und Menschen in Kliniken und Heimen alleine gestorben sind.
In der auch heute noch Menschen zum Sterben in Flure und Badezimmer geschoben werden. In der unabhängig von Corona in Krankenhäusern und Pflegeheimen oft aus Zeitmangel Zuwendung und Fürsorge fehlen.
Fühlt sich zynisch an: Eine Gesellschaft, die nicht die Hand ihrer sterbenden Großeltern zu halten vermag, hirnt über die Versorgung inkontinenter und dementer Hunde und Katzen.
Ja, die Diskussion um würdevolle Tiertode ist wertvoll. Vor allem deshalb, weil sie schmerzhaft aufzeigt, was in der Mensch-zu-Mensch-Beziehung im Argen liegt.