Nina Folles Ansichten polarisieren. Das weiß sie aus Erfahrung, aus Gesprächen mit Tierärzten und Tierhaltern. Sie will sie dennoch äußern. "Ich möchte aufklären, informieren und ja, auch Augen öffnen für die Möglichkeiten, die es gibt."
Nicht jedes Tier muss eingeschläfert werden, ist eine von Nina Folles Grundüberzeugungen. Sie bevorzugt den Ausdruck "medikamentös vorgezogener Tod", weil der nicht beschönige. Ihre These: "Zu viele Tiere werden unnötig oder zu früh euthanasiert."
Sterbehilfe beim Tier "sollte Ausnahme, nicht die Regel sein"
Sie sei nicht prinzipiell gegen Sterbehilfe beim Tier. Im Gegenteil: Es gebe durchaus Krankheitsbilder und Situationen, in denen das Einschläfern eines Tieres die einzig richtige Entscheidung sei. Wichtig ist ihr aber die Feststellung: "Dies ist jedoch die Ausnahme und nicht die Regel."
Aus ihrer Arbeit als Tierbestatterin folgert sie: "In unserer Gesellschaft ist es normal, Tiere einschläfern zu lassen. Auf diese Weise finden die meisten Haustiere in den Tod." Natürlich gebe es Unfälle oder plötzliche Todesfälle nach Herzinfarkt, Schlaganfall oder Intoxikation. "Die wenigsten Tierhalter entscheiden sich aber bewusst dazu, ihr Tier bei einem natürlichen Sterben zu begleiten."
"Am Boden zerstörte" Tierhalter: Als Tierbestatterin hat Nina Folle einiges erlebt
2020 machte sich die 40-Jährige, die aus Bad Kissingen stammt und zunächst als Krankenschwester auf einer Intensivstation, später als Lehrerin in einer Förderschule arbeitete, unter dem Namen "Engel auf Reisen" mit Tierbestattungen im Grabfeld selbstständig. Ein Jahr später gründete sie die Villa Abendsonne, eine Art "Hospiz und Lebenshof" in Kleineibstadt, in dem alte, kranke oder gehandicapte Tiere ein letztes Zuhause finden. Auch das kleine Lamm Coco lebt derzeit dort.
Seither hat Nina Folle rund 800 Tiere bestattet. Und einiges erlebt. "Am Boden zerstört" seien viele Tierhalter bei ihr eingetroffen, geplagt von Vorwürfen und Schuldgefühlen ob der Entscheidung, ihr Tier eingeschläfert zu haben. Viele hadern: "Oh Gott, das hätte ich nicht machen sollen!" Insbesondere, da die Entscheidung mitunter rückblickend zu schnell gefällt wurde.
Natürliche Sterbebegleitung als palliative Sterbebegleitung
Wenn auf eine Diagnose die Euthanasieempfehlung folge, fühlten sich viele "überrumpelt", gar "gedrängt", berichtet Folle. "Ich konnte nicht mehr klar denken", haben ihr Tierhalter mehr als einmal erzählt. Oft bleibe keine Zeit, um Abschied zu nehmen oder das Geschehen überhaupt zu realisieren.
Deshalb ist es Nina Folle wichtig zu kommunizieren: "Man kann sein Tier bei einem natürlichen Sterben begleiten." Natürliches Begleiten in den Tod bedeutet für sie nicht, nichts zu tun. Es heiße auch nicht, das Tier leiden zu lassen. "Natürlich begleiten heißt palliativ begleiten." Im besten Fall erfolge das in engem Kontakt mit dem Tierarzt des Vertrauens.
Das Thema Leid und Schmerzen im Sterbeprozess
Es gebe verschiedene Möglichkeiten, dem Tier das letzte Stück des Lebenswegs so angenehm wie möglich zu machen – etwa über eine Schmerztherapie, Physiotherapie, Homöopathie, Musik-, Farblicht-, Aroma- oder Wärmetherapie, zählt Folle auf. Auch bräuchten viele Tiere am Lebensende, insbesondere wenn sie inkontinent werden, Hilfe bei Hygiene und Körperpflege.
Sie persönlich glaube auch an die Möglichkeit, über eine Form von Tierkommunikation mit der Seele des Tieres Kontakt aufzunehmen, um dessen Wünsche zu erfragen.
Eng verknüpft mit dem Thema Tier-Sterbehilfe ist der Tierbestatterin zufolge die Frage nach Leid und Schmerzen. "Ich habe versprochen, ihn nicht leiden zu lassen", sei einer der Sätze, den Folle immer wieder hört. Sie selbst vergleicht das Sterben gerne mit der Geburt. Auch die sei mitunter kräftezehrend, körperlich und emotional anstrengend und mitunter extrem schmerzhaft.
Ähnlich stelle sie sich das Sterben vor: "Das ist kräftezehrend und vielleicht auch schmerzhaft und ein weiter Weg, aber wenn man angekommen ist, weiß man das nicht mehr. Dann ist alles gut."
Nina Folle fragt: Wer wird erlöst?
Kritisch sieht sie inzwischen den Satz: "Wir müssen ihn erlösen." Sie hält Betroffene immer an zu reflektieren, "ob man sein Tier von realem Leid erlöst oder sich selbst von einer Situation, die man nicht mehr aushalten kann".
Wie schmerzhaft es sein kann, ein geliebtes Haustier zu verlieren, hat sie selbst erlebt. 2019 sei "ihr Seelenhund Duke" überraschend auf natürlichem Wege gestorben, 2020 hat sie ihre Hündin Nala zehn Tage lang im Sterbeprozess begleitet. Als Tierbestatterin wurde ihr schnell klar, wie groß das Bedürfnis vieler Tierhalter ist, rund um den Tod ihres Haustieres begleitet zu werden.
Den Tod leichter, bunter, luftiger machen
Dass sie sich 2007 im Rahmen ihrer Tätigkeit als Intensivkrankenschwester zur Sterbe- und Trauerbegleiterin weitergebildet hatte, kommt ihr dabei zugute. Auf Selbstzahlerbasis bietet Nina Folle Coachings im Bereich Sterbe- und Trauerbegleitung für Tiere und deren Halter an.
Womit sie ihr zweites großes Herzensthema anschneidet: "Ich möchte den Themen Sterben und Tod prinzipiell den Schrecken nehmen." Der Tod zähle zu den Dingen, um die keiner herumkommt. "Lasst es uns leichter, bunter, luftiger machen."
Vor allem, findet sie, sollte das Thema Trauer um ein Tier gesellschaftsfähig werden. Laut Nina Folle werde die Trauer um ein Tier oft beiseite geschoben und nicht aufgearbeitet. Viele fühlten sich verpflichtet, sofort nach dem Tod des Haustieres wieder auf die Arbeit zu gehen. "Wer um wen, auf welche Weise und wie lange trauert, dafür gibt es keine Regeln und auch kein richtig oder falsch."
nicht böse gemeint, aber mal so zum nachdenken: Sie haben wohl nie ein Tier gehabt, daher ist es für Sie wahrscheinlich schwer nachvollziehbar wie sich jemand fühlt, der ein Tier hat/hatte und es verliert. Egal ob Hund,Katze, Vogel, wenn man ein junges Tier hat, es aufwachsen sieht, mit diesem sehr lange Zeit glückliche Jahre verbringt, dann tut es einfach weh, wenn es einem fehlt. Nicht zu vergessen welch Freude ein Tier einem gibt bzw in traurigen Stunden einem hilft, Trost gibt usw. Ja - Tiere können nicht sprechen, aber durch Ihre Art, Gesten und auch Ihre Gefühle zeigen diese - einem - mehr als man denkt. Auch Tiere haben Gefühle, wie traurig, fröhlich usw aber "sie" haben ein super Gespür dafür wie es einem geht, ist man selber traurig oder hat Kummer, dann spüren "die" das und versuchen einen durch ihr Verhalten auf zu mundern und zu trösten. Dies weiß man nur , wenn man sowas selbst einmal erlebt hat.
Wünsche allen ein schönes + gutes neues Jahr
Zusammen mit dem Tierarzt entschieden ob unser Hund oder Katze eingeschläfert werden soll.
Selbstverständlich so lange beim Tier geblieben bis es eingeschlafen war.
Da sich aber die Zeiten heute ändern, wird es bestimmt auch in Zukunft eine Möglichkeit sein die viel genutzt wird.