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Koppenwind
Kandidat zur Bundestagswahl: Michael Kaiser, Einzelkämpfer aus dem Steigerwald
Wahlkreis Bad Kissingen: Der 32-Jährige bezeichnet sich als konservativ, gehört aber keiner Partei an. Er möchte Familien fördern - und den Bau von Windrädern bremsen.
Michael Kaiser aus Koppenwind, einem Ortsteil der Gemeinde Rauhenebrach im Steigerwald, möchte in den Bundestag.  
Foto: Lukas Reinhardt | Michael Kaiser aus Koppenwind, einem Ortsteil der Gemeinde Rauhenebrach im Steigerwald, möchte in den Bundestag.  
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:10 Uhr

Michael Kaiser sitzt am Küchentisch. Vor ihm liegt sein zweiseitiges Wahlprogramm. Die Tinte auf dem Papier, mit dem Kaiser in den Wahlkampf ziehen möchte, ist noch frisch. "Ich habe es vor kurzem verfasst", sagt er. Erst seit Anfang August steht endgültig fest, dass Michael Kaiser als einer von elf Direktkandidatinnen und Direktkandidaten im Wahlkreis 248 um ein Mandat für den Bundestag kämpfen wird. Für die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge. Kaiser ist der einzig parteilose Kandidat auf dem Stimmzettel. Er ist die große Unbekannte.

Am südlichsten Punkt des Wahlkreises Zuhause

Der 32 Jahre alte IT-Fachmann lebt mit seiner Familie – Frau Julia und drei Kindern – in Koppenwind, einem Teil der Gemeinde Rauhenebrach im Steigerwald. Es ist der südlichste Punkt des Wahlkreises, weit weg von den Städten Bad Kissingen oder Bad Neustadt im Nord-Westen. Das Haus der Kaisers, ein ehemaliger Bauernhof, steht inmitten des 300-Seelen-Dorfes. Draußen, im Vorgarten, beobachten Buddha-Büsten mit versteinerter Miene, wie kniehohe Zypressen in einem Schotterbett gedeihen. Drinnen herrscht Leben.

Hier jauchzen und toben die Kinder, während Kaiser sein Wahlprogramm studiert. Ganz oben steht das, was dem Kandidaten, der sich selbst als politisch konservativ bezeichnet, besonders am Herzen liegt: die Familie. Er erzählt, dass ihm im Frühjahr 2019 rund 15 000 Euro Baukindergeld durch die Lappen gingen, weil sein jüngster Sohn 20 Tage nach dem Stichtag auf die Welt gekommen sei. Dass kinderreiche Familien finanziell zu stark belastet würden. "Das sind Dinge, die regen mich auf, die will ich ändern", sagt er. 

Nach dem Austritt aus der CSU folgt die unabhängige Kandidatur

Kaiser selbst wächst mit vier Brüdern auf. "Mein Vater, ein Konservativer, hat mich politisch geprägt", erinnert er sich. Das Interesse an Politik ist früh da. Der Wille, selbst zu gestalten, kommt spät: Im Frühjahr 2020 tritt Kaiser in die CSU ein. "Vor allem aufgrund der guten Familienpolitik", sagt er. Doch es wird nur eine kurze Episode bleiben. Im Dezember desselben Jahres bereits beendet er die Parteimitgliedschaft wieder. Der Grund: "Söder rückte mir zu nah an die Grünen heran", sagt Kaiser. Damals sei in ihm die Entscheidung gereift, es auf eigene Faust zu versuchen. Ohne Partei, ohne Liste.

66 Unterschriften hat Kaiser deshalb in den vergangenen Wochen und Monaten gesammelt. 50 Unterstützerinnen und Unterstützer waren nötig, um zur Wahl zugelassen zu werden. Dass er nun die Außenseiterrolle einnimmt, weiß er: "Ich bin realistisch: Die Aussichten stehen nicht gut. Deswegen will ich jetzt etwas machen: Facebook, Instagram, Twitter, Zettel in den Gemeinden verteilen, all das."

Kaiser wirft wieder einen Blick auf das Programm, das er nun unter die Wähler bringen möchte. Ganz unten auf dieser Agenda, als letzter Punkt, steht das Thema Umweltschutz. Vor allem Müll müsse reduziert werden, lautet hier seine bis dahin einzige Strategie. Kaiser schiebt das Dokument beiseite, öffnet eine Dose Cola, nimmt einen kräftigen Schluck - und blickt zurück auf das Programm.

"Windräder gefallen mir optisch nicht. Bei Solaranlagen sieht das anders aus, die sollten wir wieder stärker fördern."
Michael Kaiser, parteiloser Direktkandidat

Von Klimaschutz ist darin noch keine Rede. Eine Meinung zu möglichen Maßnahmen aber hat er, zumindest in Teilen: Wie bewertet er den Bau von Windrädern? "Eher nicht, die gefallen mir optisch nicht. Bei Solaranlagen sieht das anders aus, die sollten wir wieder stärker fördern." Individualverkehr? "Sollten wir auf jeden Fall reduzieren und mehr mit dem Rad pendeln, auch im ländlichen Bereich." Steigerwald-Nationalpark? "Ich bin ein Kind des Waldes und ich bin immer für Umweltschutz. Aber ich bin dagegen, wenn den Leuten etwas weggenommen wird", sagt Kaiser.

Dass es sich dabei, bei der vermeintlichen Enteignung von Waldbesitzern, nur um Gerüchte handelte und von einer Nationalparkausweisung nur Staatswald betroffen wäre, hat Kaiser auch gehört. "Ich habe mich mit dem Thema aber noch nicht ausführlich genug befasst", sagt er. "Ich bin nicht dagegen, ich bin nicht dafür", bleibt Kaiser vage.

Nicht wirklich verortbar im politischen Spektrum

Auch wenn der 32-Jährige sich selbst im politisch konservativen Spektrum verortet, so lassen einige Themen seines Wahlkampfs diesen deutlichen Schluss nicht zwingend zu: So fordert er beispielsweise auch einen flächendeckenden Mindestlohn in Höhe von 13 Euro, um sozialer Ungerechtigkeit entgegenzuwirken; eine Öffnung des Urheberrechts, um freien Wettbewerb und freie Forschung zu fördern; oder die Neugliederung des Bundesgebiets in sechs bis acht gleichgroße Bundesländer. "Bayern würde natürlich Bayern bleiben", sagt Kaiser. Andere Bundesländer müssten zusammengeführt werden. Dass diese Themen nicht entscheidend sein werden im Wahlkreis 248, weiß Kaiser auch.

Für Abstimmungen mit allen anderen Parteien offen

Sein Programm, erklärt er, sei noch nicht abgeschlossen. "Ich möchte es bis zur Wahl weiter ergänzen." Mit Themen, die ihn interessieren, die ihm persönlich wichtig sind und die nicht zwingend einer einzigen Partei zuzuordnen sind. Es ist dieser Fokus auf seine Inhalte und die Unabhängigkeit vom Fraktionszwang, in denen Kaiser seine große Stärke sieht.

Eine Unabhängigkeit, die ihm – sollte er es in den Bundestag schaffen – in Abstimmungen alle Möglichkeiten offenhalten würde, in alle politischen Richtungen. Auch was die AfD angeht. "Wenn die etwas Gutes für Familien vorschlagen würden, würde ich die Hand heben und sagen: Das kann ich unterstützen." Denn er sehe sich als Abgeordneter ausschließlich seinem Gewissen unterworfen. Das freie Mandat sei wichtig, nicht der Fraktionszwang. "Das ist ein wichtiger Grund, warum ich überhaupt antrete."

Hinweis: Mit Michael Kaiser beginnen wir eine kleine Serie über die Direktkandidaten im Wahlkreis Bad Kissingen. Bis zur Wahl werden wir alle elf Bewerberinnen und Bewerber im Porträt vorstellen.

Zur Person

Geboren am: 18. Mai 1989 in Bamberg
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder, zwei Stiefkinder
Wohnhaft in: Koppenwind, Rauhenebrach (Landkreis Haßberge)
Beruf: Staatlich geprüfter Technischer Assistent für Informatik
Wahlprogramm unter: www.kaiser.ga
Quelle: Michael Kaiser
 
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  • M. K.
    Sehr geehrte/r mm66, mir sagen die Windräder nicht zu, dass hat auch andere Gründe, trotzdem stehe ich als heimatverbundener Mensch natürlich für Natur- und Umweltschutz, nur gibt es verschiedene Wege diesen zu Gestalten. Bitte beachten Sie doch auch bitte mein Programm auf kaiser.ga - Ich danke Ihnen.
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  • M. M.
    Sitzt in einem Schottergarten mit Buddha und sagt, ihm gefallen die Windräder optisch nicht... Alles klar grinsen)
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  • E. B.
    Das sagt ja schon vieles: ... öffnet zuhause Cola-Dose..., dabei ist schon seit Jahrzehnten bekannt, wie umweltschädlich die Dosen sind. Es kann ja mal nötig sein, so etwas zu nutzen, aber nicht zu Hause.
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  • M. K.
    Auf eigenen Wunsch hin gelöscht
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  • M. K.
    Sehr geehrte/r christel2,
    gerne trinke ich auch mal eine Cola aus einer Dose. Natürlich weiß ich, dass das nicht sehr umweltschonend ist, aber jeder hat seine kleinen Sünden.
    Dürfte ich fragen, ob Sie in Ihrem privaten Leben alles so Umsetzen wie sie es gerne würden?
    Ich zum Beispiel bin fast 5 Jahre bei Wind und Wetter 22 km einfach auf die Arbeit mit meinem Fahrrad gefahren. Ein Auto hatte ich bis zum meinem 25. Lebensjahr nicht.
    Ich würde gerne wieder auf ein Auto verzichten, nur geht das durch meinen Wohnort nicht mehr, da ich einfach 39 km zu meiner Arbeitsstelle habe.
    Bitte beachten Sie doch auch bitte mein Programm auf kaiser.ga - Ich danke Ihnen.
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