Für den großen Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem auch Rhön-Grabfeld und die Haßberge zählen, können die elf eingereichten Wahlvorschläge als Direktkandidatinnen und -kandidaten bei der Bundestagswahl am 26. September auch antreten. Der Kreiswahlausschuss hat am vergangenen Freitag über deren Zulassung entschieden. Dabei wurden sämtliche eingereichten Kreiswahlvorschläge zugelassen, wie es aus der Pressestelle des für die Wahl zuständigen Landratsamtes Bad Kissingen heißt.
Wie ist die Reihenfolge der Direktkandidaten auf dem Stimmzettel?
Im Einzelnen sind dies in der Reihenfolge auf dem Stimmzettel für die CSU Dorothee Bär (Ebelsbach), für die SPD Sabine Dittmar (Maßbach), AfD Freia Lippold-Eggen (Bad Kissingen), FDP Karl Graf Stauffenberg (Irmelshausen), Bündnis 90/Die Grünen Manuela Rottmann (Hammelburg), Linke Claus Scheeres (Münnerstadt), Freie Wähler Frank Helmerich (Bad Königshofen), ÖDP Michaela Reinhard (Bad Kissingen), Die Partei Sonja Johannes (Münnerstadt), die Basis Marco Garnache (Maroldsweisach) und Freiheit jetzt! Michael Kaiser (Rauhenebrach).
Die Bewerberinnen und Bewerber aus dem großen Wahlkreis, die in den einzelnen Parteien als Listenkandidaten antreten, sollten binnen einer Woche im bayerischen Staatsanzeiger zu finden sein, wurde aus dem Statistischen Landesamt in Fürth mitgeteilt. Am Montagabend sei erst die Frist abgelaufen, bis zu der die Gruppierungen Beschwerde einlegen konnten, deren Vorschlag von der Landeswahlleitung am vergangenen Freitag nicht angenommen wurden.
Welche Gruppierungen wurden nicht zur Bundestagswahl 2021 zugelassen?
Dort waren insgesamt 29 Landeslisten eingereicht worden, drei davon wurden nicht zugelassen: Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD), die Partei für Kinder, Jugendliche und Familien - Lobbyisten für Kinder (LfK) sowie die Sozialistische Gleichheitspartei, Vierte Internationale (SGP). Sie erfüllten offensichtlich die im Wahlrecht vorgeschriebenen Kriterien nicht. Bei allen drei Vorschlägen seien die erforderlichen 500 Unterstützungsunterschriften nicht rechtzeitig vorgelegt worden.
Momentan sitzen mit Dorothee Bär (CSU), Sabine Dittmar (SPD) und Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen) drei Frauen aus dem Wahlkreis Bad Kissingen im Bundestag. Diese drei Parteien stellten in den vergangenen Legislaturperioden die meisten Bundestagsabgeordneten. Polit-Kenner aus Bad Kissingen frotzeln gerne, dass bei der CSU das Bundestagsmandat nicht am Wahltag, sondern schon bei der Nominierungsversammlung vergeben wird. Sie beziehen ihre Erkenntnis aus der Tatsache, dass die Wahlkreis-Sieger seit 1949 immer von der CSU kamen (drei Legislaturperioden bis 1961: Gustav Fuchs, Pfarrweisach-Kraisdorf; fünf Perioden bis 1976 Alex Hösl, Nordheim/Rhön; acht Perioden bis 2005 Eduard Lintner, Münnerstadt; mittlerweile drei Perioden Dorothee Bär, Ebelsbach).
Susanne Kastner aus Maroldsweisach war für die SPD von 1989 bis 2013 im Bundestag, zwischen 2002 und 2009 Vizepräsidentin des Gremiums. Hans-Josef Fell, der Grüne aus Hammelburg, war von 1989 bis 2013 Bundestagsabgeordneter. Er zählt zu den Initiatoren des Erneuerbaren Energiegesetzes, das für 47 Staaten der Welt zum Vorbild wurde.
Welche Politiker aus dem Saaletal waren im Bundestag, wurden aber nicht im Wahlkreis Bad Kissingen gewählt?
Aus Hammelburg stammen auch zwei Politiker, die zwar im Bundestag mitstimmten, aber zu ihrer Zeit nicht zum Wahlkreis Bad Kissingen zählten. Zum einen Jakob Kaiser, der 1945 Mitbegründer des FDGB und der CDU Deutschlands (CDUD) in der sowjetischen Besatzungszone war. Als Berliner Stadtparlamentarier wirkte er 1948/49 an der Ausarbeitung des Grundgesetzes mit. 1949 zog er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein, dem er bis 1957 angehörte. Als Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen setzte er sich in den Jahren 1949 bis 1957 entschieden für die Wiedervereinigung ein.
Wie entwickelte sich der Wahlkreis 248 bis zu seiner jetzigen Form?
Maria Probst (CSU) lebte als Lehrerin und Redakteurin in Hammelburg und gehörte dem Deutschen Bundestag seit dessen erster Wahl 1949 bis zu ihrem Tode 1967 an. Sie wurde 1965 als erste Frau zur Bundestagsvizepräsidentin gewählt und vertrat den Wahlkreis Karlstadt, der die damaligen Landkreise Neustadt/Saale, Bad Brückenau, Gemünden, Hammelburg, Karlstadt, Lohr, Marktheidenfeld und Alzenau umfasste. Von 1949 bis 1961 zählten demgegenüber zum Wahlkreis Bad Kissingen Stadt und Landkreis Bad Kissingen sowie die Landkreise Ebern, Haßfurt, Hofheim, Königshofen und Mellrichstadt. Ab 1965 kam auch der Landkreis Bad Neustadt an der Saale hinzu, während die Kreise Bad Brückenau und Hammelburg noch Karlstadt zugerechnet waren.
Erst im Zuge der Gebietsreform 1972 hat der Bundestagswahlkreis Bad Kissingen seine jetzige Ausbreitung über die drei Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge erhalten.