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Mellrichstadt
Vergiftung mit Kohlenmonoxid: So erlebte ein junger Retter das Drama in der Kaserne
Kohlenmonoxidvergiftung im alten Kasernengebäude in Mellrichstadt: Ein 20-Jähriger aus dem Landkreis schildert, wie er am 1. Mai verzweifelt versucht hat, seine Freunde zu retten.
Am 1. Mai rückten über 60 Rettungskräfte zu einem Großeinsatz im Mellrichstädter Hainberg-Areal aus.  Bei einer Feier in den Mai hatten zwei junge Männer schwere Kohlenmonoxidvergiftungen erlitten, eine junge Frau wurde leicht verletzt.
Foto: Hanns Friedrich | Am 1. Mai rückten über 60 Rettungskräfte zu einem Großeinsatz im Mellrichstädter Hainberg-Areal aus.  Bei einer Feier in den Mai hatten zwei junge Männer schwere Kohlenmonoxidvergiftungen erlitten, eine junge ...
Simone Stock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:45 Uhr

Es sollte eine Feier in den Mai werden, doch drei junge Leute aus der Region hätten sie beinahe mit dem Leben bezahlt. Zwei Männer kamen mit einer schweren Kohlenmonoxidvergiftung ins Krankenhaus, eine junge Frau wurde nach eingehender Untersuchung wieder aus der Klinik entlassen. In Mellrichstadt herrscht weiterhin Betroffenheit über das tragische Geschehen in der ehemaligen Hainberg-Kaserne, das auch die rund 60 Rettungs- und Einsatzkräfte am 1. Mai beschäftigt hat.

Wie berichtet, hatten sich zwei junge Männer, 22 und 24 Jahre alt, und eine 23-jährige Frau im Keller eines leerstehenden Kompaniegebäudes aufgehalten und dort ein Stromaggregat betrieben. Wie zu erfahren war, wurde das Gebäude einst von der ehemaligen Panzerjägerkompanie 350 genutzt. Das giftige Gas verbreitete sich im Haus, wobei sich die jungen Leute der Gefahr wohl nicht bewusst waren. Einem 22-Jährigen gelang es kurz nach 9 Uhr am 1. Mai, einen Freund zu Hilfe zu rufen, der dann die Rettungskräfte alarmierte. Um 9.45 Uhr trafen Polizei, Feuerwehr und weitere Einsatzkräfte auf dem Gelände ein, doch schon im Vorfeld hatten sich dramatische Ereignisse abgespielt. Darüber berichtet der Freund des 22-Jährigen, der sich am Montag bei der Redaktion gemeldet hat. 

Freunde aus dem Keller an die frische Luft getragen 

Der junge Mann, ein 20-Jähriger aus dem Landkreis, hat die Bilder noch genau vor Augen. Betroffen schildert er den verzweifelten Rettungseinsatz am Morgen des Maifeiertags. Mit dem Handy der jungen Frau hatte ihn der 22-Jährige angerufen und um Hilfe gebeten, weil seine beiden Freunde nicht ansprechbar beziehungsweise bewusstlos im Keller des Kompaniegebäudes lagen. Der 20-Jährige fuhr sofort nach Mellrichstadt und half dem 22-Jährigen, die junge Frau aus dem Gebäude an die frische Luft zu tragen. Gemeinsam gingen die Freunde zurück in den Keller, um den 24-Jährigen zu retten, der bewusstlos am Boden lag. Auch ihn konnten sie gemeinsam nach draußen bringen. 

Dann traf der 22-Jährige eine fatale Entscheidung: Er ging zurück ins Gebäude, um das Aggregat auszuschalten, beschreibt der Freund das Geschehen. Er kam nicht wieder. "Ich habe gewartet und gerufen, dann bin ich selbst wieder in das Gebäude gelaufen", sagt er mit belegter Stimme. Im zweiten Untergeschoss habe er den Freund dann an der Treppe liegen sehen. Beim Versuch, ihn zu retten, sei ihm selbst schwarz vor Augen geworden, so dass er es gerade noch aus dem Gebäude heraus geschafft habe, erinnert sich der 20-Jährige. Dann habe er den Notruf gewählt und somit die Rettungskräfte alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt war die junge Frau bei Bewusstsein, die beiden jungen Männer hatten hingegen schwere Kohlenmonoxidvergiftungen erlitten und mussten sofort notärztlich versorgt werden. 

22-Jähriger schwebt weiter in Lebensgefahr

Nach Angaben der Polizei war die Feuerwehr schnell vor Ort und brachte den jungen Mann aus dem Gebäude. Mit dem Rettungswagen wurde er ins Klinikum Meiningen gebracht. Der 22-Jährige schwebt weiterhin in Lebensgefahr, informierte die Polizei am Montag auf Anfrage dieser Redaktion. Der 24-Jährige, den die beiden Freunde noch aus dem Gebäude tragen konnten, befand sich am Campus in Bad Neustadt unter Beobachtung. Die 23-jährige Frau ist inzwischen wieder zu Hause.

Mit dem Rettungswagen wurde ein 22-Jähriger ins Klinikum nach Meiningen gebracht. Er schwebt noch in Lebensgefahr. 
Foto: Hanns Friedrich | Mit dem Rettungswagen wurde ein 22-Jähriger ins Klinikum nach Meiningen gebracht. Er schwebt noch in Lebensgefahr. 

Die Polizei geht bislang davon aus, dass sich die jungen Leute über Nacht in dem Gebäude der ehemaligen Panzerjägerkompanie 350 aufgehalten haben. Die näheren Umstände, warum das Trio dort gefeiert hat und wie sie ins Gebäude gelangt sind, sind derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.

Hainberg-Kaserne wurde 2006 geschlossen

Bis 2006 war die Hainberg-Kaserne im Wiesentalgraben in Mellrichstadt die Heimat des Panzergrenadierbataillons 352, die Kaserne wurde 2006 im Zuge eines neuen Strukturkonzepts der Bundeswehr von Verteidigungsminister Peter Struck geschlossen. Die Liegenschaften gingen in das allgemeine Vermögen der Bundesrepublik über, für die Verwertung des Standortes Mellrichstadt war die Bundesanstalt für Immobilienaufgabe, kurz BImA, in der Nachfolge des Bundesvermögensamtes zuständig. Die Bayerische Landessiedlung (BLS) wurde 2009 Eigentümerin des Geländes, das mittlerweile in Hainberg-Areal umbenannt wurde.

Nachdem sich keine großen Investoren fanden, richtete die BLS ihr Augenmerk darauf, das Areal kleinteilig zu vermarkten. Also wurde das Konzept eines innovativen Gewerbeparks entwickelt, das für das Hainberg-Areal vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulässt. Während sich einige Gewerbetreibende im Areal angesiedelt haben, stehen auch noch zahlreiche Gebäude der einstigen Kasernenanlage, die der BLS gehören, leer. 

Ob die Gebäude als Lost Places, als verlassene Orte, junge Leute anziehen, ist Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus nicht bekannt, wie er auf Anfrage dieser Redaktion sagte. Allerdings gehen bei der Stadt durchaus Meldungen, auch von Anwohnern, ein, die darauf hinweisen, dass an den Gebäuden Fensterscheiben eingeschlagen beziehungsweise Türen aufgebrochen werden. "Darüber informieren wir den Eigentümer", sagt der Stadtchef. Diesem obliegt es, hier entsprechend zu reagieren.

Kohlenmonoxid-Vergiftung

Kohlenstoffmonoxid, kurz Kohlenmonoxid (CO), ist ein gefährliches Atemgift, das man nicht sehen, riechen oder schmecken kann, informiert die Internetseite co-macht-ko.de. Betroffene bemerken nicht, wenn sie Kohlenmonoxid einatmen, denn es gibt keine typischen Symptome wie Husten oder Atemnot. Darüber hinaus kann das Gas mühelos durch Wände oder Fußböden dringen, so dass es auch in Räumen auftritt, in denen sich keine potenzielle CO-Gefahrenquelle befindet, heißt es weiter auf der Homepage. Alle Faktoren zusammengenommen machen CO so heimtückisch. Abhängig von der Konzentration in der Raumluft kann eine Kohlenmonoxidvergiftung zu erheblichen Beschwerden, Bewusstlosigkeit und zu massiven gesundheitlichen Spätfolgen bis hin zum Tod führen.
Quelle: co-macht-ko.de
 
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  • jebusara@web.de
    Was sie dort wollten? DREI Menschen wollten offensichtlich zusammen sein ohne Gefahr zu laufen entdeckt und angezeigt zu werden. Die selben DREI hätten zusammen arbeiten dürfen oder zusammen im Bus fahren! Sie hätten auch im Supermarkt zusammen stehen dürfen um sich zu unterhalten. Alles legal. Zusammen sitzen und ein paar gemütliche Stunden haben, das ist verboten!
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  • Albatros
    @winnem, so langsam mach ich mir Sorgen.
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  • harryamend@outlook.de
    @winnem
    Alles falsch und Quatsch was sie von sich geben. Da kann man nur den Kopf schütteln was mache wie Sie so von sich geben.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
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  • emulave
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