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Bad Neustadt
Julia Klöckner: Zoff um die Fahrt im Rhön-Grabfelder Azubishuttle
War die Tour der Bundeslandwirtschaftsministerin durch den Landkreis mit dem Azubishuttle nur Wahlkampf oder mehr? Die SPD stellt Fragen. Landrat Thomas Habermann hat Antworten.
Mag sein, dass dieses Gefährt auf dem Bild in früheren Zeiten einmal ein Azubi-Shuttle war. Vergangene Woche beförderte sie die Ehrengäste Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Staatsministerin Dorothee Bär (rechte Seite) sowie Landrat Thomas Habermann und Kreisbäuerin Margit Ziegler. Allerdings kam auch der echte Azubishuttle zum Einsatz. Zu Wahlkampfzeiten ein hoch sensibles Thema.
Foto: Regina Vossenkaul | Mag sein, dass dieses Gefährt auf dem Bild in früheren Zeiten einmal ein Azubi-Shuttle war. Vergangene Woche beförderte sie die Ehrengäste Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Staatsministerin Dorothee Bär ...
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:06 Uhr

Das ist ja klar und ein gefundenes Fressen, wenn zwei gestandene Politikerinnen wie CSU-Frau Dorothee Bär und die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU in einem Azubi-Shuttle unterwegs sind. Irgendjemand lässt den Spruch von den Anfängerinnen los, die noch viel zu lernen hätten. 

So war es auch in der vergangenen Woche, als auf der Facebook-Seite des Landkreises Rhön-Grabfeld über den hohen Besuch aus Berlin berichtet wurde. In Mellrichstadt und in Großbardorf machte die Bundeslandwirtschaftsministerin Station, um sich nicht nur über den Azubishuttle, sondern auch über die Erfolgsgeschichte der Öko-Gemeinde Großbardorf zu informieren.   

Mit der Kutsche statt mit dem Flugtaxi

Witzigerweise zeigte das erste große Bild des Facebook-Postings zum Besuch nicht den Azubishuttle selbst, sondern eine Kutsche, die als Transportmittel für die Politikerinnen sowie Landrat Thomas Habermann genutzt wurde. Eine infrastrukturelle Rückständigkeit des Landkreises sollte damit selbstredend nicht zum Ausdruck kommen. Eine solche Kutsche ist schlicht und einfach sympathischer als hypermoderne Flugtaxis, die über den Rhön-Grabfelder Luftraum jagen. Zwei, drei Bilder weiter war er dann zu sehen, der Azubishuttle-Bus, auf den der dünn besiedelte Flächenlandkreis ja auch stolz sein kann.    

Das Azubi-Shuttle des Landkreises wird gut angenommen. Von links: Klaus Herzog (Fahrer), Julia Klöckner (Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft), Dorothee Bär (Beuaftragte der Bundesregierung für Digitalisierung), Thomas Habermann (Landrat Rhön-Grabfeld).
Foto: Björn Hein | Das Azubi-Shuttle des Landkreises wird gut angenommen. Von links: Klaus Herzog (Fahrer), Julia Klöckner (Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft), Dorothee Bär (Beuaftragte der Bundesregierung für ...

Nun ist hoher Besuch aus Berlin auf der einen Seite eine Zierde für den Landkreis. Auf der anderen Seite herrscht Wahlkampf, womit sich die Zahl besuchswilliger Politprominenz automatisch erhöht. Was also staatstragende Visitation ist und was Kärrnerarbeit für jede Wählerstimme, ist schwer nur auseinanderzuhalten. Für die SPD-Kreistagsfraktion freilich ist die Lage eindeutig. Der Azubishuttle als "Fahrzeug der öffentlichen Hand" sei von der CSU "für Wahlkampfzwecke" verwendet worden.

Nicht der erste Vorfall

Die Sozialdemokraten erinnern sich an ähnliche Vorgänge aus vergangenen Zeiten. "Zum Beispiel die Verteilung von Flyern des CSU-Kandidaten mit dem städtischen Feuerwehrauto in Bischofsheim", so Fraktionssprecher René van Eckert gegenüber dieser Redaktion.

Für van Eckert handelte es sich beim Klöckner-Besuch eindeutig um einen Parteitermin. Bei offiziellen Ministerbesuchen würden auch andere Bundestagsabgeordnete im Vorfeld informiert. Prompt hat die SPD-Kreistagsfraktion eine Liste von Fragen zusammengetragen, die als förmliche Anfrage an den Landrat Thomas Habermann gegangen sind. "Wie viele Kilometer wurden bei der Wahlkampftour mit dem Azubishuttle zurückgelegt?" oder "Werden die Verbrauchskosten der CSU in Rechnung gestellt?", fragt René van Eckert die Verantwortlichen im Landratsamt. Auch der Fahrer des Shuttle-Busses müsse bezahlt werden, so ein weiterer Punkt in der Anfrage.

Zugespitzte Fragen

"Die letzte Frage ist etwas zugespitzt", gibt der SPD-Mann van Eckert zu: "Wird im Zuge der Gleichberechtigung den anderen demokratischen Parteien (...) ermöglicht, Fahrzeuge des Landkreises bei Kostenübernahme für Wahlkampf- bzw. Parteizwecke zu nutzen?"

Auf den Montag datiert ist nun die Antwort von Landrat Thomas Habermann auf die Anfrage der Sozialdemokraten im Kreistag. Zuerst einmal hält er die Anmerkung für berechtigt, dass "die Mittel der öffentlichen Hand nicht für Wahlkampfzwecke eingesetzt werden dürfen", schreibt Habermann an van Eckert.

Habermann rechtfertigt sich

Der Landrat verweist darauf, dass der Termin von den Büros der beiden Ministerinnen organisiert worden sei und das Haus von Bundesministerin Julia Klöckner das Azubishuttle-Projekt mit 170.000 Euro fördere. Das Fahrzeug sei "in einer Leerphase" genutzt worden, angesichts der Zeitknappheit sei es zur Vorstellung wie zum Transport genutzt worden.

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Wenn man sich das Motiv aus Großbardorf mit dem historischen Gespann vor Augen führt, dann könnte man so etwas wie eine versteckte Retourkutsche in einem weiteren Antwortsatz des Landrats sehen: "Wie beim Besuch des Staatssekretärs Florian Pronold am 5. Juli 2021 stellen wir weder die Arbeitszeit der eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch das angefallene Verbrauchsmaterial oder Betriebskosten in Rechnung", schreibt Habermann. Pronold hat das SPD-Parteibuch.

Der Landkreis nutze stets parteiübergreifend die Möglichkeit, in den Dialog zu treten. Van Eckerts Termini "Wahlkampftour oder Parteizwecke" weist der Landrat zurück, der Landkreis habe hier "kein Engagement erbracht".

Was bleibt nun an Erkenntnis am Ende dieser Rhön-Grabfelder Episode aus dem Wahlkampf 2021 rund um ein Azubishuttle? Diese vielleicht: In der demokratischen Auseinandersetzung gelten oftmals die Regeln der harten Schule. Aber wer das beste politische Gesellenstück abliefert, entscheiden am Ende noch immer die Wählerinnen und Wähler.

 
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Kommentare
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  • toluol
    Flugtaxi, Funkloch, Tierwohl, Nestle, Bauernsterben, Großbetriebe, Schlachthöfe, Maut……………….
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  • Arcus
    Klöckner und Bär gehören wohl zu den Totalversagerinnen im derzeitigen Bundeskabinett. Warum die beiden vom CSU Landrat noch kostenlos für Wahlkampfzwecke durch die Gegend geschaukelt werden, ist nicht nachvollziehbar.
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  • sigeroa
    Warum seit Ihr denn alle so garstig?
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Es ist leider so, dass die Realität (des Versagens dieser beiden Mädels) noch viel garstiger ist.
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Es ist schon eine wunderliche Interpretation, die Stippvisite der beiden Damen als Wahlkampfhilfe zu bezeichnen.
    Deutlicher als mit dem Vorzeigen dieser Repräsentantinnen kann doch das Versagen von CDU / CSU in den letzten 4 Jahren nicht dokumentiert werden
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  • Mainkommentar
    Wenn Julia Klöckner wohin fährt dann heist das doch bestimmt eher "Diese Fahrt wurde durch Nestle gesponsert". Dafür erwarten wir vollen Einsatz für die Nahrungsmittelindustrie nach ausscheiden aus dem Ministeramt. Schließlich muss sich unser Engagement ja BEZAHLT machen!
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  • Kirchgasse2
    Naja, Frau Bär taucht nur alle 4 Jahre auf, da trifft das Azubishuttle schon zu grinsen
    Außerdem gibt´s ja das schöne Sprichwort: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
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