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Großbardorf
Warum Ministerin Julia Klöckner Samen aus dem Grabfeld will
Das Blühflächenprjekt der Landwirte in Rhön-Grabfeld wurde unlängst virtuell ausgezeichnet. Jetzt kam die Bundeslandwirtschaftsministerin persönlich nach Großbardorf.
Gemeinschaftsfoto mit Ministerin (von links) Josef Demar, Cornelia Marzini, Annette Seehaus-Arnold, Mathias Klöffel, Dorothee Bär, Thomas Habermann, Julia Klöckner, Margit Ziegler, Kai Frobel, Michaela Stäblein und Dr. Klaus Mandery  vom Institut für Biodiversitätsinformation.
Foto: Regina Vossenkaul | Gemeinschaftsfoto mit Ministerin (von links) Josef Demar, Cornelia Marzini, Annette Seehaus-Arnold, Mathias Klöffel, Dorothee Bär, Thomas Habermann, Julia Klöckner, Margit Ziegler, Kai Frobel, Michaela Stäblein und Dr.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 12.02.2024 18:57 Uhr

Bundesministerin Julia Klöckner war begeistert: "Ich bin ein Fan. Toll, was Sie hier machen, ich bin froh, dass wir sie ausgezeichnet haben", sagte die bundesdeutsche Ressortchefin für Ernährung und Landwirtschaft. Sie hatte dem Blühflächenprojekt der Landwirte kürzlich den Preis für "Beste Maßnahmen einer Kooperation" beim Bundeswettbewerb "Insektenfreundliche Landwirtschaft" virtuell überreicht. Jetzt war sie persönlich in Großbardorf, um sich eine Beispiel-Fläche anzuschauen.

Elektrisch reiste die Ministerin an, mit dem Azubi-Shuttle des Landkreises, in Begleitung von Staatsministerin Dorothee Bär und Landrat Thomas Habermann. Zur Blühfläche, die wie eine Oase inmitten der Felder liegt, wurden die Ehrengäste per Kutsche und Traktor gefahren. Der Termin fand inmitten duftender Vielfalt statt. "Wie eine Aroma-Therapie", so Ministerin Klöckner.

Stellvertretender Landrat und Bürgermeister von Großbardorf, Josef Demar, stellte die Gemeinde und ihre Energieerzeugung vor, BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel wies darauf hin, dass Biogasanlagen im Landkreis nicht zu einer Mais-Monokultur führen und als moderne Strom- und Wärmeerzeuger vielfältige Aufgaben erledigen, zum Beispiel die Getreidetrocknung, und gezielt Energie liefern können, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint.

Habermann: Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bauern und Naturschutz

Landrat Thomas Habermann hob den Klima- und den Artenschutz hervor und lobte die sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Landkreis zwischen BBV und Bund Naturschutz. Die ökologischen Leistungen der Bauern müssten vergütet werden, sagte er. "Die Landwirte können und wollen, aber sie müssen das auch bezahlt bekommen." Dorothee Bär bedankte sich, dass die Ministerin ihrer Einladung nach Großbardorf gefolgt ist. Die schöne Umgebung bestätige, dass die Lebensqualität auf dem Land hoch sei, es müsse eine Gleichwertigkeit von Stadt und Land angestrebt werden.

Gut, dass es Tafeln mit Informationen gibt. 'Man muss den Menschen die Blühfelder erklären', findet Ministerin Julia Klöckner.
Foto: Regina Vossenkaul | Gut, dass es Tafeln mit Informationen gibt. "Man muss den Menschen die Blühfelder erklären", findet Ministerin Julia Klöckner.

Kreisbäuerin Margit Ziegler berichtete von den Anfängen, als sich Landwirte Gedanken über Maßnahmen zur Artenvielfalt machten nach einem Input von Cornelia Marzini von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. 30 verschiedene Pflanzen enthält der sogenannte Hanfmix, die Blühflächen sind für mindestens fünf Jahre ausgelegt und werden einmal pro Jahr für die Biogasanlagen abgemäht. 2017 begann man mit 12 Landwirten auf 25 Hektar, daraus wurden 40 Landwirte und 120 Hektar. Auch Ziegler forderte eine Einzelflächenförderung, denn bisher wäre das so gelobte Projekt ohne die Unterstützung durch den Bayerischen Naturschutzfonds, den BBV und die Berufsimker nicht möglich gewesen.

Cornelia Marzini hat den Samenmix auf drei Modulen aufgebaut. Die Ammenpflanzen bereiten den Weg für die mehrjährigen Stauden in den nächsten Jahren, im dritten Jahr hat die Blühfläche ihr Endstadium erreicht. Einen besonderen Schwerpunkt bildet auch die Nachblüte, weil diese für die Wildbienen und Hummeln besonders wichtig ist. Das bestätigte auch Annette Seehaus-Arnold, Präsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker-Bunds.

Keine Denkfabriken aus Berlin, sondern Knowhow von Praktikern

Professor Kai Frobel (Artenschutzreferent BUND Naturschutz) dankte für die Preisverleihung und nannte einige Vorzüge der Blühflächen, in denen 158 Wildbienenarten gefunden wurden, 200 Insektenarten und 40 Vogelarten. "Wir brauchen dringend die Kulap-Förderung", empfahl er und wies auf die positiven Auswirkungen für das Bodenleben, die Wasserrückhaltung und das Grundwasser hin. Anderswo werden für die einzelnen Tiere Förderprogramme entworfen, hier seien 44 Arten, die auf der Roten Liste stehen gefunden worden. "Das Projekt kam nicht von Denkfabriken aus Berlin, sondern vor Ort aus der Praxis heraus und als Gemeinschaftsprojekt", lobte er.

"Kann ich den Samen für meinen Garten haben?", fragte Klöckner. "Sie sind vielen weit voraus", lobte die Ministerin. Biodiversität und Artenschutz – die Landwirtschaft bekäme das freiwillig hin, aber man müsse die Leistung für das Gemeinwohl auch honorieren. Sie kündigte ein entsprechendes Bundes- und Landesprogramm an (60 Prozent Bund/40 Prozent Land), daran werde gearbeitet. "Ich erlebe Bayern immer als am Fortschrittlichsten", sagte sie. Ideen würden mit wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt. "Erholsam" nannte sie den Termin in Großbardorf. Ein Stück Blühfeld konnte sie im Form von würzigem Honig schon mitnehmen.

 
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  • G. Z.
    nicht das man es falsch versteht: Kritik hier heißt nicht Kritik an den Blühflächen. Die sind eine Ode fürs Auge und für die Natur. Aber auch bitter erforderlich, weil der Rest -oft so weit das Auge reicht- viel hektarweite Monokultur oder nach der Ernte kahl ist. Der Schönheitsfehler zeigt sich daran, dass genaugenommen ein Spaziergänger, der eine Blume aus einem Blühfeld in dem sich 44 bedrohte (wieviel davon sind besonders bedroht?) Arten befinden/leben pflückt, die Fortpflanzungs- und Ruhestätten dieser (besonders?) bedrohten Arten zerstört oder negativ beeinträchtigt. Mäht der Bauer anschließend das Feld für die Biogasanlage auch vor dem 30.09. (!) dann ist zwar alles tot, aber OK weil es der "guten landwirtschaftlichen Praxis" entspricht. Und jetzt möge man das Wörtchen "gut" mal objektiv beurteilen.
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  • J. H.
    "Wie eine Aroma-Therapie"

    Naja, mit Aromen kennt sich Frau "Nestle" Klöckner ja gut aus. Davon ist reichlich in den Produkten ihres Lieblingskonzerns vorhanden.
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  • G. Z.
    Die Aussage vom BBV-Kreisobmann "dass Biogasanlagen im Landkreis nicht zu einer Mais-Monokultur führen" ist natürlich Quatsch. Die Maismonokultur,die wir haben gibts nur wegen der Biogasanlagen. Verfütterten Mais gibts praktisch nicht mehr! "Wir brauchen dringend die Kulap-Förderung", da hat er natürlich recht. Kulap erstattet den Mindererlös. Aber es wird gemäßt und landet gegen Entgelt in der Biogasanlage! Und nicht vergessen, man gibt doch nur Bruchteil dessen zurück was man vorher der Natur entrissen hat. Wenn festgestellt wird, dass: "....hier seien 44 Arten, die auf der Roten Liste stehen gefunden worden. " muss man aber auch darauf hinweisen, dass der jährliche Schnitt diesen 44 Arten von heute auf morgen die Lebensgrundlage entzogen wird. Wer das tut, der verstößt gegen die Artenschutzvorschriften. Jeder andere Nichtlandwirt, würde dafür bestraft werden! Aber unter dem Deckmäntelchen der gute fachlichen Praxis ists dem Landwirt erlaubt! Das Tier erkennt den Unterschied nicht
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  • S. F.
    Sehr schön auf den Punkt gebracht:

    Wieder mal der alte Zielkonflikt: Umweltschutz kostet Geld. Oder zumindest müsste man mal die bisherigen Verordnungen überdenken und nachjustieren…😉
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