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Bad Neustadt
Innovationen in der Rhön: Fünf Unternehmen entwickeln und testen Zukunftstechnologien mit 5G-Funk
Innovative Projekte zeigen, dass die Rhön mehr zu bieten hat als idyllische Landschaften. Die 5G-Technologie eröffnet neue Möglichkeiten in verschiedenen Branchen.
Mehr als nur schöne Landschaft in der Rhön: Unternehmen entwickeln innovative Projekte mit 5G-Funktechnologie.
Foto: Michael Endres (Archivbild) | Mehr als nur schöne Landschaft in der Rhön: Unternehmen entwickeln innovative Projekte mit 5G-Funktechnologie.
Kai Kunzmann
 und  Michael Endres
 |  aktualisiert: 28.11.2024 07:15 Uhr

Wer der Meinung ist, in der Rhön sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, liegt weit daneben. Im ländlich geprägten Rhön-Grabfeld haben mehrere Unternehmen gemeinsam mit dem Landratsamt und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt Projekte in Zusammenhang mit 5G-Funktechnologie realisiert. Gefördert wurden das Kooperationsprojekt namens "5G-Innoplatt-NES" durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Die Unternehmen aus der Region haben dabei Einsatzmöglichkeiten entwickelt und getestet, wie in der jeweiligen Branche Technologien mit dem 5G-Funknetz genutzt werden können. Vom ferngesteuerten Lkw über einen Bodyscanner zur Konfektionsgrößenbestimmung bis zur Echtzeitanalyse-Plattform für Industrieanlagen – die Firmen haben ganz unterschiedliche Ansätze verfolgt. Was hinter den Projekten steckt.

1. Ullmer aus Bad Neustadt: Bodyscanner für Kleidungsausmessung

Die Firma Ullmer verleiht für Betriebe wie Krankenhäuser und Pflegeheime Berufskleidung und wäscht diese auch. Für die Ausstattung von großen Kliniken kann das durchaus aufwendiger sein. Ullmer hat nun, verbunden mit einem 5G-Netz, einen Bodyscanner mit einer "intelligenten" Softwarelösung getestet, mit dem eine "effiziente und passgenaue" Einkleidung der Mitarbeiter ermöglicht werden soll.

Das Gerät erfasst die Körpermaße und erstellt daraus ein digitales Abbild des Körpers. Der Bodyscanner kann nach einem kurzen Aufbau, für den zwei Personen gebraucht werden, in der Klinik stehen bleiben. Bisher war für die Einkleidung ein Außendienstler nötig, der die Kollektion mitgebracht hat und bei der Anprobe vor Ort blieb. Das fällt durch den Bodyscanner weg. Der Scan dauert wenige Sekunden – dann wird die passenden Konfektionsgrößen angezeigt. Bei der Anprobe liege laut Firma Ullmer die Genauigkeit bei 80 Prozent. Die Firma hat die Hoffnung, dass dies durch den Scanner noch genauer wird. Dadurch müsste weniger Kleidung vorgehalten werden.

2. FGB Steinbach aus Salz: Wirbelstromprüfsystem

Wer bereits einen Schatzsucher am Strand beobachtet hat, der mit einem Gerät nach Goldmünzen sucht, der konnte den Einsatz von Wirbelstromtechnologie beobachten. Mit der Technologie ist es möglich, kleine Dinge festzustellen, die mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar sind. Damit untersucht man beispielsweise Kondensatoren von Kraftwerken. Mit einem Wirbelstromsuchgerät, genutzt als Qualitätsprüfgerät, wird nach Rissen in Rohren gesucht.

Die Firma FGB Steinbach aus Salz hat ein 5G-fähiges mobiles Wirbelstromsuchgerät entwickelt.
Foto: Michael Endres | Die Firma FGB Steinbach aus Salz hat ein 5G-fähiges mobiles Wirbelstromsuchgerät entwickelt.

Das Wirbelstromprüfgerät misst dabei die Veränderung in einem (Magnet-)Feld. In einem Projekt hat die Firma FGB Steinbach dabei ein 5G-fähiges, mobiles Wirbelstromsuchgerät entwickelt. Bisher waren für den Einsatz hierfür zwei Leute vor Ort notwendig. Eine Person kümmert sich dabei um die Bedienung und führt beispielsweise die Messsonde, außerdem muss eine Expertin oder ein Experte dabei sein. Mit dem mobilen Gerät genügt es nun, wenn nur noch eine Person das Gerät vor Ort bedient. Die Expertenrolle kann dabei von einem anderen Ort erledigt werden.

3. Preh aus Bad Neustadt: Effizienteres Arbeiten im Reparatur-, Logistik- und Produktionsbereich

Reparatur- und Wartungsarbeiten durchführen, ohne dass eine Expertin oder Experten vor Ort sein muss: Das ist durch den Einsatz neuer Technologie in Verbindung mit einem 5G-Netz möglich. Diesen Anwendungsfall hat der Automobilzulieferer Preh getestet. "Remote Hands", zu Deutsch "externe Hände", ermöglicht den direkten Austausch zwischen zwei Mitarbeitern. Einer führt die notwendigen Arbeiten durch, der andere leitet an. Mit einer sogenannten Hololens, einer VR-Brille, können sich diese zwei Personen dasselbe Sichtfeld teilen und mittels Audio sowie visuellen Elementen sogar miteinander interagieren.

Dadurch können beispielsweise anfallende Reparaturen mithilfe der Anleitung von externem Fachpersonal auch von weniger erfahrenen Mitarbeitern durchgeführt werden. In ersten eigenen Tests des Unternehmens erwies sich diese Methode deutlich effizienter als der herkömmliche Austausch per Telefon. 

Zwei weitere Einsatzfelder der 5G-Funktechnologie hat das Unternehmen im Logistikbereich und der Produktion getestet. Durch den kontaktlosen Datenaustausch können Informationen übermittelt werden, wo welches Material gelagert ist und ob sowohl im Lager als auch an den Maschinen direkt nachgeliefert werden muss. Zudem machen innerhalb der Produktion angebrachte Kameras Fehler mittels direkter Anbindung an das Netz und nachfolgender Speicherung im Netz nachvollziehbar. 

4. PIA und Preh aus Bad Neustadt: Echtzeitanalyse-Plattform übertragt Produktionsdaten auf das Smartphone

Industrieanlagen sammeln, prüfen und verarbeiten den ganzen Tag über große Datenmengen. Fehlermeldungen, Stückzahlen, Maße, Lauf- und Stillstandzeit zum Beispiel. Diese und noch weitere Daten werden auf der neu entwickelte Plattform der beiden Automobilzulieferer Preh und PIA gebündelt und verständlich aufbereitet. In Echtzeit übermitteln die Montagelinien über 5G Informationen an das System. Die dort gesammelten Daten werden anschließend analysiert und aufbereitet.  

Über eine mobile Applikation sind die Daten anschließend in einer abgespeckten Version auf dem Handy verfügbar. Das hat vor allem einen großen Vorteil: Ist eine Aktion an irgendeiner Maschine erforderlich, bekommt der Appnutzer eine Mitteilung auf sein Handy.

5. Geis-Gruppe aus Bad Neustadt und Firma Götting: Teleoperativ sowie autonom fahrender Lkw

Die Firmen Geis und Götting haben mit 5G-Technologie einen Lkw teleoperativ von einem Leitstand aus gesteuert. Zudem kann das Fahrzeug auch teilweise autonom fahren.
Foto: Anand Anders | Die Firmen Geis und Götting haben mit 5G-Technologie einen Lkw teleoperativ von einem Leitstand aus gesteuert. Zudem kann das Fahrzeug auch teilweise autonom fahren.

Das Logistikunternehmen Geis aus Bad Neustadt hat gemeinsam mit der Firma Götting (Lehrte) einen Lkw auf die Straße gebracht, der mittels 5G-Funktechnologie von einem Leitstand aus ferngesteuert werden, aber auch durch Geokoordinaten teils autonom unterwegs sein kann. Bei dem Testlauf ging es darum, herauszufinden, ob Lkw im Nahbereich regelmäßig auf den gleichen Routen fahrerlos oder teleoperativ gelenkt werden können. Für Geis war bei dem Projekt wichtig, welche Anforderungen das 5G-Netz erfüllen muss. Beispielsweise ist die Latenz, also die Reaktionszeit vom Leitstand zum ferngesteuerten Lkw, entscheidend. Das Projekt könnte ein Weg sein, um dem Fachkräftemangel in der Logistikbranche zu begegnen.

 
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