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Bad Neustadt
Körperscan statt Anprobieren: Wie Rhön-Grabfelder Unternehmen 5G nutzen
Regionale Firmen entwickeln mit moderner Technik innovative Projekte.  Ferngesteuerter Warentransport, automatische Größenermittlung und andere Ideen wurden vorgestellt.
Die Firma Ullmer entwickelt einen 3D-Bodyscanner zur automatischen Größenermittlung. Die Quadrate sind Sensoren, die die Körpermaße genau messen. Es wird direkt eine passende Konfektionsgröße für die Dienstkleidung der vermessenen Person empfohlen und die Daten mittels 5G-Technik ins Ullmer-Wäschelager übertragen.
Foto: Bildrechte Ullmer | Die Firma Ullmer entwickelt einen 3D-Bodyscanner zur automatischen Größenermittlung. Die Quadrate sind Sensoren, die die Körpermaße genau messen.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 11.02.2024 08:35 Uhr

Anziehen. Ausziehen. Anziehen. Diese Abfolge wiederholt sich oft, wenn die Mitarbeitenden der ullmer GmbH & Co. KG am Rhön-Klinikum Campus Dienstkleidungs-Anprobetermine für das Personal durchführen. Bald könnte aus "Anziehen. Ausziehen. Anziehen" ein deutlich entspannteres "Eintreten. Hinstellen. Wegtreten" werden. Denn die Firma Ullmer möchte bald ihren 3D-Ganzkörperscanner zur automatischen Größenermittlung einsetzen. An diesem und weiteren innovativen 5G-Projekten tüfteln Rhön-Grabfelder Unternehmen zusammen mit Professor Christian Bachmair von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Ihre Ideen stellten sie jetzt im Rhön-Grabfelder Landratsamt vor.

"Uns ist die angewandte Wissenschaft wichtig, die den Unternehmen in unserer Region einen direkten Nutzen bringt", erläutert Landrat Thomas Habermann den Gedanken hinter dem mit "5G-Innovations-Plattform" überschriebenen Projekt. Habermann erklärt, dass es sich bei 5G um die modernste in Anwendung befindliche Mobilfunktechnologie handelt. "Dabei kommunizieren Maschinen miteinander, der Mensch greift nicht mehr aktiv ein, sondern bereitet nur vor ".

Ferngesteuerter Lkw zwischen Geis und Siemens

Wenn Ihnen demnächst zwischen der Hans Geis GmbH + Co KG und dem Siemens-Elektromotorenwerk ein LKW entgegenkommt, dessen Fahrer ungewöhnlich lange die Hände vom Steuer nimmt, seien Sie unbesorgt. Es könnte sich um einen Versuch für das neue 5G-basierte Projekt handeln, mit dem die Firmen Geis und Siemens eine neue Art des Warentransports testen. Dabei ist ein LKW zwischen Geis-Firmengelände und Siemens-Elektromotorenwerk auf einer Nebenstrecke ferngesteuert unterwegs, zur Sicherheit sitzt ein Fahrer oder eine Fahrerin im Fahrzeug. Das könnte laut Geis-Geschäftsführer Jochen Geis eine Antwort darauf sein, dass es immer schwieriger wird, Fahrpersonal zu finden.

Über die 5G-Projekte in Rhön-Grabfeld freuen sich Jörg Geier (5. von links), Frank Reichert (5. von rechts, Isabel Dörr (3. von rechts, alle Stabsstelle Kreisentwicklung), Prof. Dr. Christian Bachmeir (7. von rechts), Landrat Thomas Habermann sowie Vertreter der beteiligten Unternehmen.
Foto: Kristina Kunzmann | Über die 5G-Projekte in Rhön-Grabfeld freuen sich Jörg Geier (5. von links), Frank Reichert (5. von rechts, Isabel Dörr (3. von rechts, alle Stabsstelle Kreisentwicklung), Prof. Dr. Christian Bachmeir (7.

Mit seiner Stabsstelle Kreisentwicklung koordiniert der Landkreis die beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eingereichte Projektskizze und sorgt für Aufbau und Betrieb der dafür nötigen 5G-Campusnetze. Vom Ministerium wurde für die Projekte eine Förderung in Höhe von insgesamt rund drei Millionen Euro in Aussicht gestellt, der Landkreis Rhön-Grabfeld stellt 300 000 Euro zur Verfügung.

Wofür 5G genutzt werden kann

"Es ist für alle Firmen interessant, schneller und besser zu werden. Wir haben die Innovationsplattform geschaffen und freuen uns, wenn noch mehr Unternehmen dazu kommen", sagt Professor Bachmeir. Die 5G-Technologie soll genutzt werden, um neue Produkte zu entwickeln, Prozesse im Unternehmen zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. 

Preh GmbH und Pia Automation Bad Neustadt GmbH entwickeln ein System, um Maschinenfehler vorhersagen zu können, sodass sie behoben werden können und kostspieligen Produktionsausfällen vorgebeugt wird. Preh arbeitet außerdem daran, dass Personal Maschinen über einen PC oder mobiles Endgerät von einem beliebigen Ort aus überwachen kann.

Produktionsprüfung vom Büro aus

Um die Produktion geht es auch beim Projekt des Fertigungsgerätebau Adolf Steinbach GmbH & Co. KG. Hier tüftelt man an einem System, mit dessen Hilfe die Produktion überprüft werden kann, ohne dass der Prüfer oder die Prüferin extra an die Prüfstelle reisen muss - Datenübertragung via 5G macht es möglich.

Mit viel Aufwand ist für die Firma Ullmer die Anprobe der von Kliniken und Gesundheitseinrichtungen für ihr Personal gemieteten Berufskleidung verbunden. "Unsere Mitarbeiter kommen mit Probe-Kleidung in verschiedenen Größen und das Personal probiert so lange  an, bis das Passende gefunden ist. Es dauert oft mehrere Tage, bis 70 bis 80 Prozent der Belegschaft erfasst sind", erläutert Martin Ziegler, der bei der Firma Ullmer, die mehr als 200 Einrichtungen im Gesundheitswesen betreut, das Projekt leitet. 

Bodyscanner hat hygienische Vorteile

Ein 3D-Scanner, der die Körpermaße sekundenschnell erfasst und die Daten und eine Konfektionsgrößen-Empfehlung ins Ullmer-Wäschelager überträgt, wo die Kleidung in der passenden Größe zusammengestellt wird, soll die Lösung sein. Wie Ziegler erklärt, könnte man das Gerät für mehrere Tage bei einem Kunden platzieren, dessen Mitarbeiter unabhängig von ihren Arbeitszeiten vermessen werden. Wenn es sich bewährt, ist für Ziegler denkbar, dass bei jedem Kunden, der ein Mietberufsbekleidungs-Schranksystem von Ullmer nutzt, ein Bodyscanner fest installiert wird.

Interessant sei dieses Gerät vor allem für Einrichtungen mit vielen Mitarbeitern (ab 1500) mit einer entsprechend hohen Fluktuation. "Dabei spielt auch der hygienische Aspekt eine Rolle. Die Kleidung muss nicht mehr von mehreren Personen anprobiert werden, der Scan funktioniert kontaktlos".

 
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