Metzgereien verbrauchen aufgrund ihrer umfangreichen Kühleinrichtungen besonders viel Energie. Die Energiepreissprünge der letzten Monate belasten sie deshalb besonders. Das sind aber nicht die einzigen Sorgen des Metzger-Handwerks. Das Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher hat sich in den vergangenen Monaten merklich verändert.
Angesichts steigender Kosten drehen viele Menschen den Euro zweimal um und kaufen gegebenenfalls weniger und günstiger. Die Teuerungsraten betreffen jedoch nicht nur die Kunden, sondern auch die Unternehmer. Diese müssen ebenfalls kostenintensiver einkaufen. Das ganze Paket an Negativ-Entwicklungen spüren schmerzhaft die heimischen Betriebe.
Metzgerei Other in Rappershausen: "Da geht was weg an Strom."
Einer davon ist die Metzgerei Other. Inhaber Heinz Ruß benötigt drei Kühlräume und einen Tiefkühlraum. "Die gehen rund um die Uhr. Da geht was weg an Strom", sieht er mit Besorgnis. Die Kühlung auszusetzen, bringe nichts. Das Hochfahren der Kühlung beim Wiedereinschalten verbrauche mehr Strom, als wenn man sie laufen lässt. An dieser Schraube sei nicht zu drehen.
Das Angebot zu verkleinern, um vielleicht einen Kühlraum zu sparen, ist für den Rappershäuser ebenfalls keine Alternative. "Die Vielfalt ist wichtig. Eher muss man das Angebot vergrößern, um für die Kundinnen und Kunden attraktiv zu bleiben."
Bezahlt mache sich nun, dass der Betrieb seit vielen Jahren einem regionalen Stromanbieter treu geblieben ist und dieser ihm preislich entgegengekommen sei. Von Vorteil sei zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die, so schätzt Ruß, etwa ein Drittel des Stromverbrauchs übernimmt.
Freude über zwei Metzger-Gesellen in Rappershausen
Heinz Ruß hat den Betrieb von seinem Schwiegervater Albrecht Other übernommen. "Ich habe viel von ihm gelernt", sagt er. Der Schwiegervater arbeitet nach wie vor mit, ebenso wie Ehefrau und Tochter. Die Produktion läuft im Stammhaus in Rappershausen. Zu Ruß' Bedauern muss sich der Verkauf in Rappershausen wegen Personalmangel auf einen Tag beschränken.
Froh ist er hingegen, zwei Metzger-Gesellen beschäftigen zu können. Die Metzgerei hat noch zwei Filialen in Mellrichstadt und in Aubstadt. Auch in den Niederlassungen müssen Kühlräume vorgehalten werden. Darüber hinaus verursachen zwei Kühlfahrzeuge Kosten. "Es ist utopisch, wie die Preise nach oben gegangen sind."
Die legendäre Fußball-Bratwurst von Aubstadt: Verkauf bis nach München
Nicht utopisch, sondern in den Augen vieler legendär ist ein "sportlicher" Exportschlager. Die Metzgerei ist weit über die Grenzen des Landkreises Rhön-Grabfeld hinaus für ihre "Fußball-Bratwurst" bekannt. Regelmäßig liegt die begehrte Bratwurst bei den Heimspielen der Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt auf dem Grill.
"Wir verkaufen diese bis nach München", so Ruß stolz. Die Bratwurst habe sich sehr gut etabliert. Was ist das Geheimnis der Fußball-Bratwurst? "Das A und O ist frisches Fleisch. In einer Bratwurst schmeckt man alles heraus, was nicht frisch ist." Sie verzeihe nichts.
Generell lege er großen Wert auf eine frische Produktion. "Wir machen fast alles selbst, sogar Salami." Und das vom selbst geschlachteten Vieh. "Wir sind die einzige Metzgerei im Landkreis Rhön-Grabfeld mit einer Schlachtzulassung", betont der 60-Jährige, der erst vor wenigen Wochen seinen runden Geburtstag feiern konnte.
Schlachttiere aus nachhaltiger Aufzucht: "Ich weiß, wo alles herkommt."
Er verarbeite nur Schlachttiere aus nachhaltiger Aufzucht. Die Transportwege bis zu seinem Betrieb in Rappershausen würden maximal zehn Kilometer betragen. Zudem lege er Wert darauf, nur Schweine und Großvieh aus Strohhaltung zu nehmen, von kleinen Landwirten, die das Futter selbst herstellen. "Ich weiß, wo alles herkommt."
Etwas ärgert den Metzger. "Jeder will, dass es den Tieren gut geht. Aber beim Einkaufen vergisst man das." Heinz Ruß sieht sich mit dem Problem konfrontiert, seine gestiegenen Kosten nicht komplett an die Kunden weitergeben zu können. Vor allem in der jetzigen Zeit nicht." Jeder schaut auf den Preis, weil es vorne und hinten klemmt. Auch in den Supermärkten wird auf Sonderangebote geachtet. Das teurere Fleisch bleibt liegen."
Metzger Heinz Ruß aus Rappershausen: Für Qualität etwas mehr bezahlen
Da könne man als kleinerer Handwerksbetrieb froh sein, wenn man noch ein bisschen Rücklagen hat, meint Ruß und fügt hinzu: "Es hilft alles nichts, wir müssen alle den Gürtel enger schnallen", blickt er in die Zukunft.
Die Gesellschaft brauche das Handwerk – auch die Landwirtschaft. Insofern hofft Heinz Ruß, dass Menschen, vorausgesetzt sie haben die Möglichkeit dazu, für Qualität auch etwas mehr bezahlen.