
Der Fund einer rätselhaften mehrere Tausend Jahre alten Keramikfigur in Unterfranken hat vor drei Jahren für einiges Aufsehen gesorgt. Nun ist sie erstmals öffentlich zu sehen : Die "Wassergöttin" ist in der Fundregion zurück und bis Sommer im Archäologiemuseum in Bad Königshofen hinter Glas ins Licht gerückt.
Die sehenswerte Ausstellung im Museum Schranne befasst sich mit dem - besonders für das trockene Grabfeld - wichtigen wie interessanten Thema "Wasser". Und es geht um "Das Rätsel der Wassergöttin", die kleine, fast unscheinbare, etwa 20 Zentimeter große Steinfigur aus Keramik, die mehr als 2500 Jahre alt ist.
Bei der Eröffnung der besonderen Schau nahmen Bürgermeister Thomas Helbling und die stellvertretende Landrätin Eva Böhm Bezug auf die wasserarme Region. Da könne man sich schon die Frage stellen, ob die Wassergöttin das Grabfeld im Stich gelassen habe, meinte Eva Böhm.

Die Präsentation im Gewölbekeller des Museums bereichere auf jeden Fall die Museumslandschaft. Die stellvertretende Landrätin erinnerte an wichtige Exponate aus dem Grabfeld und der Rhön, die hier zu sehen sind. Gerade für Kinder und Jugendliche seien solche historischen Objekte mit lokalem Bezug von besonderem Wert. Die Wassergöttin verweise auf eine faszinierende Welt, die nicht nur Kult und Spiritualität der Vorzeit zeige, sondern auch für die Ehrfurcht der Vorfahren stehe. "Diese Ausstellung lädt ein, das kulturelle Erbe Frankens aus einer neuen Perspektive zu betrachten."
Wassergöttin zu sehen in der trockensten Region Bayerns
Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte unter den Gästen vor allem Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Privatdozent Holger Wendling von der Archäologischen Staatssammlung München und Benjamin Spies vom Museum für Franken Würzburg. Gerade im "Jahr des Wassers" sei das Thema aktueller denn je. So biete die Ausstellung auch Denkanstöße und inspiriere, nachhaltiger mit den Ressourcen umzugehen. Man sei stolz, dass die Staatssammlung die "Wassergöttin" als erstes im Archäologischen Museum Bad Königshofen öffentlich zeige.
Mehr über das Rätsel der Wassergöttin und den Kult der Vorzeit Frankens erfuhren die Gäste von Archäologe Holger Wendling. In einem Wasserloch hatte man 2022 die teils zerbrochene Keramikfigur bei Mönchstockheim gefunden. Nachforschungen ergaben, dass die Statuette aus der Hallstattzeit stammen dürfte. Dies würde durch weitere gefundene Gefäßscherben untermauert: "Es gab naturwissenschaftliche Analysen ebenso wie Röntgenbilder, die Hohlräume zeigten, in denen vermutlich hölzerne Stabilisierungsstäbe steckten." Was die Figur darstellt, eine Gottheit, Ahne, Mann oder Frau? Das sei unklar.

Wissenschaftliche Analysen der Archäologischen Staatssammlung und des Landesamtes für Denkmalpflege hatten gezeigt, dass die Statuette in der Eisenzeit des 8. bis 6. Jahrhunderts vor Christus geformt wurde. Interessant und zugleich problematisch sei die historische und kulturelle Einordnung. Menschen oder Tiere seien damals nur selten plastisch dargestellt worden, sagt Wendling. Daher könne man sie nur schwer mit anderen Objekten aus dieser Epoche vergleichen. Aufgrund eines Zierelements an der Statue vermuten die Wissenschaftler, dass es sich um die Darstellung einer Frau handle.
Adlernase, auffallende Lippen, Kopfschmuck: War die Figur eine Gottheit?
Die Figur habe starke Augen, eine Adlernase und auffallende Lippen sowie eine Art Kopfschmuck. Hier sind zehn Vertiefungen zu sehen, in denen vermutlich Federn oder Perlen steckten. Jedoch keinesfalls Ringe, sagte Holger Wendling. "Es ist unklar, ob Menschen der Hallstattzeit an menschenähnliche Gottheiten glaubten, die wie die griechischen und römischen Götter des Olymp für bestimmte Lebensbereiche zuständig waren."

Auch, dass die Figur in einem ehemaligen Wasserloch gefunden worden sei, deute darauf hin, dass es hier wohl einmal eine Schöpfstelle gegeben haben könnte. Inwieweit die Figur aber eventuell als Gottheit für Wasser zu sehen sei, könne die Wissenschaft nicht beweisen. Sie bekam auf jeden Fall den Namen "Wassergöttin".
Die Ausstellung "Rätsel der Wassergöttin – Kult der Vorzeit in Franken" ist im Archäologiemuseum Bad Königshofen bis 20. Juli zu sehen. Danach soll die Statue durch andere Museen touren. Das Museum Schranne, Martin-Reinhard-Straße 9, ist täglich außer montags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.