Als Thomas Teufel im März 2021 seinen Spaten vorsichtig in ein Erdloch bei Mönchstockheim (Lkr. Schweinfurt) schob, konnte er nicht ahnen, was er gleich zu Tage fördern würde: "Ich habe den Spaten vorsichtig rausgenommen und dann ist etwas runtergekullert", erzählt er. Erst habe er gedacht, es sei ein Knochen: "Aber dann habe ich es umgedreht und es hat mich angeschaut." Allen sei sofort klar gewesen, dass man etwas Einmaliges gefunden habe, bekräftigt Ausgrabungsleiter Dieter Heyse.
Experten: Die Mönchstockheimer Wassergöttin ist einmalig in Mitteleuropa
Was das Archäologen-Team vom Büro für Ausgrabungen & Dokumentation Heyse aus Schwarzach am Main an diesem Tag ans Tageslicht beförderte, nennt Bayerns Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil ein gutes Jahr später fast zärtlich einen kleinen Schatz: "Wir nennen sie Wassergöttin und sie ist ungefähr 3000 Jahre alt." Die kleine Tonskulptur ist 19 Zentimeter hoch und sei in Mitteleuropa einzigartig, erklärt Stefanie Berg vom Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). Ähnliche Figuren aus dieser Zeit seien nur aus der Schwarzmeerregion bekannt, nicht aber in Mitteleuropa.
"Der Erhaltungszustand ist hervorragend", ergänzt Clemens Köhler, Restaurator beim Landesamt. Zwar fehlen die Beine und ein Stück vom Bauch. Auch ein Kopfschmuck ist verlorengegangen. "Aber das Gesicht ist detailliert ausgearbeitet", freut sich Köhler. Für die zeitliche Einordnung ins 8. Jahrhundert vor Christus gebe es "deutliche Indizien", erklärt Expertin Berg. So habe man mit der Statuette ein Stück Holzkohle gefunden, das eindeutig aus dieser Zeit stammt.
Die kleine Figur mit menschlicher Gestalt wurde nach Einschätzung der Experten möglicherweise als Wassergottheit verehrt. Dafür spreche vor allem der Fundort im Strudelloch eines vorzeitlichen Grabens. Diesen haben vermutlich die Bewohnerinnen und Bewohner "einer nahen hallstattzeitlichen Siedlung in den Niederungen des Unkenbaches im heutigen Mönchstockheim angelegt, um die Auen zu entwässern".
Schon vor 3000 Jahren sorgten sich die Menschen in der Region offenbar ums Wasser
Die Figur sei offenbar bewusst am tiefsten Punkt des Grabens abgelegt worden. "Es könnte sein, dass das Wasser an dieser Stelle austrocknete, weshalb die Wassergöttin genau dort platziert wurde", mutmaßt die Expertin. Denkbar sei, dass die Menschen damals diesen Ort nahe einer kostbaren Quelle "als heiligen Ort wahrnahmen und die kleine Statuette ihnen als rituelle Opfergabe diente".
Für Barbara Becker, CSU-MdL aus Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen), ist der spektakuläre Fund deshalb "wie ein Fingerzeig". Schließlich beschäftigt sie sich schon länger intensiv mit der aktuellen Trockenheit in Unterfranken: "In der Region haben wir ein besonderes Verhältnis zum Wasser, weil wir tendenziell zu wenig davon haben", erklärt die Politikerin, die auch im Landesdenkmalrat ist. "Die kleine Wassergöttin zeigt uns, dass sich die Menschen schon vor tausenden Jahren um das Wasser gekümmert haben", mahnt Becker.
"Die Vermutung des Rituellen oder Mystischen liegt nahe", glaubt auch Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). Dennoch seien noch viele Fragen rund um die kleine Figur offen: "Ich bin gespannt, was die Detektive im Landesamt für Denkmalschutz hier noch zu Tage fördern", sagt Blume. Der Fund zeige aber in jedem Fall, "dass Unterfranken schon seit rund 3000 Jahren zu kulturellen Höchstleistungen fähig ist".
Zwar ist der Fund eine archäologische Sensation. Ein völliger Zufall war er aber nicht: In der Region um Mönchstockheim gab es schon früher frühzeitliche Funde, weshalb vor dem Bau einer Ortsumgehungsstraße eine archäologische Grabung zur Bau-Auflage gemacht wurde.
Ob die Wassergöttin in Unterfranken ausgestellt wird, will der Minister nicht versprechen
Offen ist hingegen noch, was mit der kleinen Wassergöttin künftig passieren wird: "Die weiteren Untersuchungen werden sicherlich noch einige Zeit dauern", sagt Generalkonservator Pfeil. Auch die Eigentumsfrage sei noch nicht endgültig geklärt.
Irgendwann einmal soll die Statuette aber ausgestellt werden – ob in der Nähe ihres Fundortes in Unterfranken wollten in München aber weder Pfeil noch Blume versprechen: "Wir werden sie sicher so ausstellen, dass viele Menschen sie sehen können", erklärte der Generalkonservator vieldeutig. "Sie bekommt einen Ehrenplatz bei uns in Bayern", ergänzte der Kunstminister: "Ich kann aber noch nicht sagen, wo."
Von mir aus „Wassergottheit“ - aber etwas explizit Weibliches entdecke ich da absolut nicht?
Fast alles was aus vorchristlicher Zeit stammt ist aber definitiv kultischen Ursprungs. Im Museum Segnitz wird z.B. eine Keramikschüssel mit Trennwand in der Mitte gezeigt, Kultobjekt natürlich. Warum konnte man mir im Museum nicht erklären. Ich behaupte, dass darin Gulasch und Polenta getrennt voneinander serviert wurden.
Danke!
Das war eine Puppe mit einer Frisur aus Wolle. Diese Puppe fiel der kleinen Besitzerin in den Misthaufen und musste unbedingt gewaschen werden. Dabei ging die tönerne Puppe leider im Bach unter und die Besitzerin musste Rotz und Wasser heulen. Damit das nie wieder passieren konnte schnitzten die Kelten hinfort Puppen nur noch aus Holz. Weil die mittlerweile verfault sind weiss man davon nichts.
Frage an die Wissenschaftelnden: Könnte es auch so gewesen sein?