
Manchmal kann Archäologie eine spannende Detektiv-Geschichte sein. Im März 2021 zum Beispiel wurde in Zuge von Straßenbauarbeiten in der Nähe von Mönchstockheim im Landkreis Schweinfurt ein außergewöhnliches Objekt entdeckt: 19 Zentimeter hoch und aus Keramik, eine frühzeitliche Figur mit menschlichem Antlitz.
Weil die Figur am Ende einer einst wohl künstlich angelegten Rinne in einer Art Studel-Loch gefunden wurde, bekam sie umgehend den schönen Namen "kleine Wassergöttin". Doch aus welcher Zeit genau stammt diese kleine Figur? Was war ihre ursprüngliche Bedeutung? Und warum wurde sie in frühester Zeit offenbar genau an dieser Stelle abgelegt?
Seit dem Fund vor fast vier Jahren hat sich Dr. Stefanie Berg mit ihrem Team vom Landesamt für Denkmalpflege (LfD) mit der "Wassergöttin" beschäftigt, um ihren Rätseln auf den Grund zu gehen.
Zunächst wurde die Figur mit Airbrush-Technik gereinigt, ein fein modelliertes Gesicht kam zum Vorschein kam. Später wurde die Wassergöttin sogar geröntgt. Die Archäologen wollten damit der Technik ihrer Herstellung auf die Spur kommen. Klar ist inzwischen, dass die Figur aus dem 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus stammt, aus der Hallsteinzeit, erklärt Berg. Und klar ist, dass sie aufgrund ihrer in dieser Zeit unüblichen menschliche Darstellung ein ganz besonderer Schatz ist.
Ist die "kleine Wassergöttin" wirklich eine weibliche Figur?
Weil der vordere Teil von Brust und Bauch sowie die Beine fehlen, könne man jedoch nicht endgültig sagen, ob es sich um eine weibliche Figur handelt, erklärt die Expertin. Der auffällige Kopfschmuck mit Löchern deute aber auf eine Haube hin, wie sie in dieser Epoche von Frauen getragen wurde. Wie die Figur ursprünglich ausgesehen haben könnte, rekonstruierte das Team vom Landesamt für Denkmalpflege deshalb mit einem Tonmodell.

Dass es sich um eine weibliche Figur handelt, glaubt auch Dr. Holger Wendling von der Archäologischen Staatssammlung in München. Die übernimmt die kleine Figur aus Unterfranken nun für den Eigentümer, den Freistaat Bayern. Doch handelt es sich wirklich um eine Wassergöttin? "Der Fundort ist zweifellos speziell", erklärt Wendling. Wasserlöcher seien in der Frühzeit "immer als heilige Orte, als Zugang zur Unterwelt" betrachtet worden.
Experte: Fund zeigt, "wie reich Unterfranken an solchen Pretiosen ist"
Aber eine Gottesfigur? "Da hat der Archäologe Magengrimmen", sagt Wendling. Welche Bilder - wenn überhaupt – die Menschen in der älteren Eisenzeit von ihren Gottheiten hatten, sei nicht durch schriftliche Zeugnisse belegt. "Es mag also das Abbild einer Göttin sein oder auch einer verehrten Ahnfrau."
Noch bleiben also Fragen offen: "Wir werden uns deshalb weiter mit der Figur beschäftigen, um ihre Rätsel zu lösen", verspricht Wendling. Denn der viele tausende Jahre alte Fund aus Mönchstockkeim sei zweifellos außergewöhnlich: "Er zeigt auch erneut, wie reich Unterfranken an solchen Pretiosen ist."
Schon ab April ist die "Wassergöttin" in Unterfranken zu sehen – und sie soll bleiben
Damit auch die Menschen in der Fundregion die Magie der "Wassergöttin" spüren können, soll die Figur schon bald in Unterfranken ausgestellt werden: "Wir planen ab 3. April eine Sonderausstellung im Archäologiemuseum Bad Königshofen", verrät Wendling. Das Museum im Landkreis Rhön-Grabfeld ist eine Außenstelle der Staatssammlung in München.

Die "Wassergöttin" wie auch ein ebenfalls in der Grube in Mönchstockheim gefundener Stempel "geben uns Details aus dem Leben der Menschen vor mehr als 2000 Jahren", erklärt Wendling: "Wir werden diesen spannenden Fragen noch intensiver nachgehen und in der Ausstellung thematisieren", verspricht er.
Bis 20. Juli soll die Sonderausstellung in Bad Königshofen dauern, danach ist eine Wanderausstellung durch Franken möglich. Und dann? "Unser Interesse ist es, die Figur dauerhaft in der Region zu lassen", beteuert Wendling. Ob in Bad Königshofen oder in einem anderen geeigneten Museum in Unterfranken sei aber noch offen.
CSU-Abgeordnete Barbara Becker kämpfte beharrlich für Rückkehr nach Unterfranken
Vor zweieinhalb Jahren hatte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) eine Ausstellung der "Wassergöttin" in Unterfranken noch nicht zusagen wollen. Dass nun geht, was damals schwierig erschien, habe nicht zuletzt mit der Beharrlichkeit der unterfränkischen CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker bei dieser Frage zu tun, räumt Wendling ein.

"Es gab die Sorge, dass diese fantastische Figur in München im Depot verschwindet", erklärt Becker dazu auf Nachfrage. "Ich freue mich deshalb sehr, dass es schon im April in Unterfranken eine Ausstellung geben wird und die Figur dauerhaft in der Region bleiben soll."
Und es ist interessant, dass unsere Gegend anscheinend schon damals ums Wasser besorgt war.
Ein 2000 Jahre alter Pfusch? Wie sind Sie denn drauf?
https://de.wikipedia.org/wiki/Acholshausen#/media/Datei:Kesselwagen_von_Acholshausen_%E2%80%94_Exponat_in_der_Arch%C3%A4ologischen_Staatssammlung_M%C3%BCnchen.JPG
Sie vergleichen da Äpfel mit Birnen!